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"Gesicht der Hungerkrise in Gaza": Wer ist Yazan Kafarneh?

Der zehnjährige palästinensische Junge Yazan Kafarneh wurde zum Gesicht der Hungerkrise im Gazastreifen. Erschreckende Bilder des Jungen kursieren auf sozialen Netzwerken. Aber was ist an der Geschichte tatsächlich dran?

Derzeit kursiert ein Name auf sozialen Netzwerken: Yazan Kafarneh. Dabei handelt es sich um einen zehnjährigen Jungen aus Gaza, der nun verstorben ist. Auf Social Media wurden Bilder verbreitet, auf dem der Junge sichtbar krank aussieht. Für sein Alter ist er zu klein und extrem abgemagert, er hat fahle Haut, seine Knochen sind sichtbar. 

Seine Geschichte nutzen viele, um auf die katastrophale Versorgungslage in Gaza hinzuweisen. Yazan sei gestorben, weil er verhungert ist, so die Erzählung.

Gerade bei Meldungen aus Kriegsgebieten ist aber immer Skepsis angebracht. Wieviel Wahrheit steckt also in Yazans Geschichte?

Yazan ist real und ist gestorben

Laut der "New York Times" soll Yazans Familie monatelang um die Versorgung ihres Sohnes gekämpft haben. Seitdem die radikalislamische Hamas Israel am 7. Oktober angriff und die israelische Armee daraufhin den Gazastreifen abriegelte und unter Dauerbeschuss nahm, seien Yazans Eltern zusammen mit ihren vier Söhnen auf der Flucht.

Dabei habe sich Yazans Zustand immer weiter verschlechtert. Schließlich seien sie nach mehreren Zwischenstopps in Al-Awda in der Stadt Rafah gelandet, wo Yazan am Montag verstarb.

Nach Angaben des Kinderarztes Jabr al-Shaer, der Yazan behandelte, litt der Junge sowohl an Unterernährung als auch an einer Atemwegsinfektion. Laut dem Arzt habe der Mangel an Nahrung Yazans ohnehin schon schwaches Immunsystem weiter geschwächt, so die "New York Times". 

Ist Yazan wirklich verhungert?

Manche Social-Media-Nutzer merkten an, dass Yazans Eltern auf Fotos bei weitem nicht so unterernährt aussehen wie ihr Sohn. Laut dem Faktencheck-Portal "Mimikama" starb er aber wirklich an Unterernährung. Yazan soll aber zusätzlich an einer Zerebralparese, eine Erkrankung, die durch eine Fehlbildung oder Schädigung des Gehirns verursacht wird, gelitten haben.

Eine Zerebralparese könne zu schweren motorischen Problemen und Muskelsteifheit führen. Die Ernährung von Kindern mit zerebraler Lähmung sei dabei eine besondere Herausforderung, da sie häufig an einer Schluckstörung leiden und Schwierigkeiten beim Essen haben.

Für manche Kinder, die an einer Zerebralparese leiden, sei es demnach unmöglich, "selbstständig Nahrung durch den Mund aufzunehmen". Durch die katastrophale humanitäre Lage in Gaza, den Mangel an "angemessener Unterstützung, Medikamenten und anderen Hilfsmitteln" könnte sich Yazans bereits kritischer Zustand wohl verschlimmert und schließlich zu seinem Tod geführt haben, betont "Mimikama".

Mindestens 20 Kinder an Unterernährung gestorben

Bisher sind mindestens 20 Kinder im Gazastreifen an Unterernährung und Dehydrierung gestorben. Das teilte die Gesundheitsbehörde der militanten Palästinenserorganisation Hamas in Gaza mit.

Genauso wie bei Yazan, der Medikamente benötigte, die im Gazastreifen akut knapp sind, litten viele der Kinder an gesundheitlichen Problemen, die ihr Leben durch die Versorgungslage im Gazastreifen weiter gefährdeten.

Hilfsorganisationen warnen seit längerem vor einer drohenden Hungerkrise im Gazastreifen. Laut Angaben der Vereinten Nationen sind Hunderttausende Palästinenser vom Hungertod bedroht.

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ribbon Zusammenfassung
  • Der zehnjährige palästinensische Junge Yazan Kafarneh wurde zum Gesicht der Hungerkrise im Gazastreifen.
  • Erschreckende Bilder des Jungen kursieren auf sozialen Netzwerken.
  • Aber was ist an der Geschichte tatsächlich dran?
  • Laut "New York Times" und dem Faktencheck-Portal Mimikama ist Yazan real und er ist wirklich in Gaza gestorben.