Identitären-Party in Wien: "Deutschland braucht Srebrenica 2.0"
Die RTL-Dokumentation "Undercover bei der Identitären Bewegung" rückt die Verbindungen der deutschen AfD und der rechtsextremen Identitären in den Vordergrund. Die Recherche führte jedoch auch zu einer Party nach Wien, bei der die Gewaltbereitschaft der Gruppierung deutlich wird. Verbindungen gibt es auch zur FPÖ.
Ein Mann erzählt den Journalistinnen, dass 1995 ein "gutes Jahr" gewesen sei, denn da war Srebrenica, "der Genozid an Moslems".
Eine andere Besucherin des Identitären-Events geht noch weiter, sie fordert: "Deutschland braucht ein Srebrenica 2.0." Bei ihr handelt es sich laut RTL um ein Mitglied der "Jungen Alternative", der Jugendorganisation der AfD. Sie sei jedoch kürzlich ausgetreten, so die Partei.
https://twitter.com/m_yueksek/status/1828556435489190284
"8.888 Opfer"
Im Zuge des Bosnien-Krieges wurden 1995 in Srebrenica in einem Massaker 8.000 muslimische Männer und Jungen getötet. Ziel des Massakers und der darauffolgenden Deportierung von bosniakischen (muslimischen) Frauen und Kindern war es, die Enklave Srebrenica "serbisch" zu machen. Die UNO führte erst heuer einen offiziellen Gedenktag für den Völkermord ein.
Bei der Veranstaltung der Identitären in Wien wird offen die Wiederholung dieses Massakers gefordert. Ein Besucher sagte, es habe in Srebrenica angeblich "8.888 Opfer" gegeben, was "sehr geil" gewesen wäre. Er fügt hinzu: "Es waren zwar weniger, aber geil wär's, wenn's so viele wären."
Unter Neonazis wird die Zahl 88 als getarnter Hitlergruß verwendet, da der achte Buchstabe des Alphabets H ist, 88 steht somit für "Heil Hitler".
Pläne für "Remigration"
Die grausamen Wunschvorstellungen der Identitären zeigen, dass die Identitären von weitaus mehr als einer "Remigration" träumen, also einer Art Masterplan für massenhafte Abschiebungen aus Deutschland. Dass diese Pläne bestehen, ergab eine Recherche des Medienhauses "correctiv" Anfang des Jahres.
Bei einem Geheimtreffen in einem Hotel in Potsdam sollen Rechtsextreme sie vorgestellt haben. Federführend war der Österreicher Martin Sellner, langjährige Leitfigur der Identitären Bewegung.
FPÖ und Identitäre?
In Österreich fällt die Gruppierung ebenfalls regelmäßig auf. Der Verfassungsschutz sah die Sicherheitslage in Österreich in seinem Bericht 2022 u.a. durch die Neonazi-Szene bedroht und nannte als ein Beispiel dafür die Identitäre Bewegung. Sie nutzte laut Verfassungsschutz Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen zur Mobilisierung.
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Auch Überschneidungen mit der FPÖ gibt es immer wieder. Im Sommer des Vorjahres waren bei einer rechtsextremen Demo in Wien nicht nur Identitäre vor Ort, ein Redner war auch Teil der oberösterreichischen FPÖ-Parteijugend. Zudem lud die FPÖ im März eine Reihe an Medien nach Straßburg ein, darunter Mitarbeiter:innen des identitären "Heimatkuriers".
Seit Herbert Kickl Parteichef der FPÖ ist, zeigt die Bundespartei immer weniger Berührungsängste gegenüber den Rechtsextremen. Der Begriff "Remigration" findet sich prominent im Wahlprogramm, Kickl verharmloste die sogenannten Identitären als "NGO von rechts".
Video: FPÖ-Jugend-Video "erinnert" an Identitären Bewegung
Zusammenfassung
- Einem Journalist:innen-Team gelang es, sich in die Gruppierung einzuschleusen.
- Auf einer Party der Gruppe in Wien wird ihr Hass auf Muslime deutlich.
- Eine Besucherin der rechtsextremen Veranstaltung fordert: "Deutschland braucht ein Srebrenica 2.0" - also einen Genozid an Muslimen.
- Im Zuge des Bosnien-Krieges wurden 1995 in Srebrenica in einem Massaker 8.000 muslimische Männer und Jungen getötet.
- In Österreich fallen die Identitären ebenfalls regelmäßig auf.
- Der Verfassungsschutz sah die Sicherheitslage in Österreich in seinem Bericht 2022 u.a. durch die Neonazi-Szene bedroht und nannte als ein Beispiel dafür die Identitäre Bewegung.