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EU-Rechnungshof: Zu wenig Österreicher in EU-Institutionen

Laut einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des EU-Rechnungshofes haben die EU-Institutionen trotz flexibler Einstellungsregelungen und Verbesserungen nach wie vor Schwierigkeiten, bestimmte Stellen zu besetzen. Kritisiert wird vor allem die geografische Unausgewogenheit. Österreichische Staatsbürger sind laut Bericht in den europäischen Institutionen in allen Vertragsarten (Beamte, Bedienstete auf Zeit und Vertragsbedienstete) deutlich unterrepräsentiert.

Laut Bericht gibt es zu wenige österreichische Administratoren, Assistentierende und Sekretariatskräfte. Im mittleren und höheren Management sind Österreicher laut Bericht hingegen überrepräsentiert. Die Prüfer warnen jedoch, dass mittel- und langfristig auch hier ein Österreichermangel droht, da wegen der geringen Anzahl in den unteren Stufen weniger Personen nachrücken würden. Sie fordern daher Maßnahmen, um den Anteil der österreichischen Staatsangehörigen im EU-Dienst zu erhöhen.

Das Europäische Parlament hat auf der Grundlage einer eigenen Analyse bereits spezielle Auswahlverfahren unter anderem für österreichische Staatsangehörige durchgeführt, um eine Reserveliste erfolgreicher österreichischer Bewerbender zu haben. Zwei Mitgliedstaaten haben im Mai 2024 allerdings gegen diese nationalitätsspezifischen Auswahlverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt.

Mehr als 50.000 Personen arbeiten für die EU, und zwar mit unterschiedlichen Verträgen: als Beamte, Bedienstete auf Zeit oder Vertragsbedienstete. Die Europäische Kommission ist mit rund 30.000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber, gefolgt vom Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union (mit rund 7.000 bzw. 3.000 Beschäftigten).

"Die EU-Institutionen haben trotz moderner und flexibler Arbeitsbedingungen nach wie vor Schwierigkeiten, Personal mit bestimmten Qualifikationen und aus bestimmten EU-Ländern zu finden", so Jorg Kristijan Petrovič, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Rechnungshofs, laut Aussendung. "Unsere Empfehlungen sollen den EU-Institutionen dabei helfen, ihr Personalmanagement zu verbessern, attraktivere Arbeitgeber zu werden und ihren Mitarbeitern bessere Karrierechancen zu bieten."

Die Arbeitsbedingungen bei den EU-Institutionen entsprechen nach Ansicht der Prüfer den Erwartungen moderner, im Ausland tätiger Arbeitskräfte. Die Kaufkraft der EU-Beschäftigten sei zwar im Vergleich zu nationalen Beamten stärker zurückgegangen, die Gehälter liegen jedoch auf dem Niveau anderer internationaler Organisationen. Dennoch tun sich die Institutionen schwer, Bewerbende aus allen EU-Ländern einzustellen, um für eine geografisch ausgewogene Belegschaft zu sorgen. Schwierigkeiten ortet der Bericht auch bei IT-Experten und Nachwuchs nach Pensionierungen.

Die Institutionen verließen sich in einigen Bereichen außerdem zu stark auf Zeitarbeitskräfte, was zu Unterbrechungen ihrer Tätigkeit führen könne, so die Prüfer. Sie empfehlen den EU-Institutionen daher, eine risikobasierte Strategie für die Beschäftigung von Bediensteten auf Zeit zu entwickeln. Weiters sollten zielgerichtete Aktionspläne und bessere Karriere- und Leistungsrahmen mehr qualifizierte Arbeitskräfte nach Brüssel bringen.

ribbon Zusammenfassung
  • Laut EU-Rechnungshof sind österreichische Staatsbürger in den EU-Institutionen unterrepräsentiert, insbesondere in den unteren Positionen, während sie im mittleren und höheren Management überrepräsentiert sind.
  • Das Europäische Parlament hat spezielle Auswahlverfahren für Österreicher eingeführt, um die Repräsentation zu verbessern, was jedoch rechtlich angefochten wird.
  • Mehr als 50.000 Menschen arbeiten für die EU, wobei die Europäische Kommission mit 30.000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber ist; dennoch gibt es Schwierigkeiten, Personal aus bestimmten EU-Ländern zu finden.