Chaos und Gefechte bei Rettungseinsatz von Hamas-Geiseln
Um die Bewacher der Geiseln zu überraschen, drangen die Truppen um 11.00 Uhr Ortszeit zeitgleich in die beiden Gebäude ein. Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bei dem Einsatz mindestens 274 Palästinenser getötet. 700 Menschen wurden verletzt. Von palästinensischer Seite war die Rede von einem "Massaker" an Zivilisten in Nuseirat, in sozialen Medien kursierten schlimme Bilder von blutüberströmten Verletzten und Toten, darunter auch Kinder. Außerdem wurden nach Hamas-Angaben drei andere Geiseln getötet, darunter sei eine Person mit US-Staatsbürgerschaft, erklärt der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, auf Telegram.
Damit seien seit Kriegsbeginn vor acht Monaten insgesamt mehr als 37.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet und rund weitere 84.500 verletzt worden, hieß es. Die Angaben, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Die Palästinenser werfen Israel ein Massaker an Zivilisten vor.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte, die Spezialeinheiten seien während des gesamten, lange vorbereiteten Einsatzes unter Beschuss gestanden. Bewaffnete Palästinenser hätten auch Panzerfäuste gegen die Truppen eingesetzt. Ein israelischer Offizier wurde bei dem Einsatz getötet. Ein Rettungsfahrzeug mit den Geiseln sei unter heftigen Beschuss geraten und steckengeblieben, berichteten israelische Medien am Sonntag. Laut Militärsprecher Hagari griffen Truppen vom Boden und aus der Luft "Gefahrenquellen" in Nuseirat an. Ziel sei es gewesen, dem Rettungsteam den Abzug aus der Gefechtszone zu ermöglichen. Hagari wies Vorwürfe zurück, die Truppen seien getarnt in humanitären Hilfsfahrzeugen oder über den US-Pier nach Nuseirat eingedrungen.
Das US-Militär dementierte ebenfalls Gerüchte aus den sozialen Medien, wonach israelische Spezialkräfte bei der Befreiung der Geiseln die provisorische Anlegestelle vor der Küste des Gazastreifens genutzt haben sollen. "Der humanitäre Pier, einschließlich seiner Ausrüstung, seines Personals und seiner Mittel, wurde bei der Operation zur Rettung der Geiseln in Gaza nicht eingesetzt", teilte das für den Nahen Osten zuständige US-Regionalkommando (Centcom) am Samstagabend mit. Zuvor war online ein Video kursiert, auf dem offensichtlich zu sehen ist, wie ein Helikopter des israelischen Militärs nahe dem Pier vom Strand abhebt. Den US-Angaben zufolge wurde ein Bereich südlich der Anlage von den Israelis genutzt, um die Geiseln nach Israel zurückzubringen.
Zusammenfassung
- Bei einem Rettungseinsatz im Gazastreifen wurden mindestens 274 Palästinenser getötet und 700 verletzt. Drei weitere Geiseln, darunter eine Person mit US-Staatsbürgerschaft, kamen ums Leben.
- Israelische Spezialeinheiten drangen am Samstag in das Flüchtlingsviertel Nuseirat ein, um vier Geiseln zu befreien. Ein israelischer Offizier wurde bei dem Einsatz getötet.
- Die Palästinenser werfen Israel ein Massaker an Zivilisten vor, während das US-Militär Gerüchte über die Nutzung des humanitären Piers durch israelische Truppen dementierte.