Automobilexperte: Nehammer begeht mit E-Fuels "großen Fehler"

Schon vor dem "Auto-Gipfel" von Bundeskanzler Karl Nehammer zur Zukunft von E-Fuels werden kritische Stimmen laut. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer erklärt im Interview mit PULS 24 Reporter Patrick Schwanzer, warum die "grünen Verbrenner" nicht die Zukunft der Autoindustrie sind.

Bundeskanzer Karl Nehmmer sieht in E-Fuels die Zukunft der österreichischen Automobilindustrie. Am Mittwoch will er beim "Auto-Gipfel" mit Wissenschaftlern und Vertretern aus Autoindustrie und Energieunternehmen darüber diskutieren.

Im PULS 24 Interview spricht sich der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer gegen ein weiteres Voranschreiten mit E-Fuels aus. Er nennt den Schritt des Kanzlers "anachronistisch", also nicht der Zeit entsprechend. Blickt man zu der Automesse nach China, sehe man, dass Elektroautos die Zukunft seien.

Verpasst Nehammer den "Faden der Zeit"?

Dudenhöffer meint, es sei ein "großer Fehler", auf E-Fuels zu setzen. Nehammer sollte viel mehr den "Faden der Zeit aufnehmen" und Elektromobilität forcieren. E-Fuels seien für Schiffe und Flugzeuge interessant, doch für Autos sei es ein Nischengeschäft und das sei es in fünf Jahren noch. Die Autoindustrie würde sich derzeit "mit Vollgas" in Richtung batterieelektrische Autos bewegen und "alle, die jetzt über Technologieoffenheit diskutieren", würden den Anschluss verpassen.

Energiebilanz bei E-Fuels schlech

Der Automobilexperte erklärt, dass es im PKW-Bereich mehrere Probleme mit E-Fuels gebe. Zunächst ist da die Produktion von E-Fuels, diese sei "sehr energieverschwendend" sei. Lediglich zehn oder 15 Prozent des "grünen Stroms" würden bei den Rädern und damit auf der Straße ankommen. Bei Elektroautos seien es 85 oder 90 Prozent. Daran könnte man bereits die schlechte Energiebilanz erkennen.

E-Fuels würden in Ländern wie Chile Sinn machen, da dort genügend Sonnenenergie zur Verfügung stehe. Hier entstehe jedoch das nächste Problem: E-Fuels müssten importieren werden. Das geschehe derzeit über Schiffe, die wiederum mit Altöl betrieben werden und dementsprechend eine schlechte CO₂-Bilanz aufweisen.

Zu wenig E-Fuel-Tankstellen

Als weiteren Kritikpunkt nennt Dudenhöffer die Produktionsmenge von E-Fuel-Autos. Wie viel davon wird es geben? Für Porsche-Fahrer wäre das interessant, meint der Automobilexperte, doch für einen VW-Golf-Fahrer wäre das Auto selbst, der Unterhalt und die Tankfüllung viel zu teuer. Auch die Tankstellen-Infrastruktur stelle ein Problem dar. Dudenhöffer zufolge werde es für den PKW-Bereich zu wenig Tankstellen geben, die E-Fuels zur Verfügung stellen. "Man findet Problem nach Problem", fasst er zusammen.

Was ist E-Fuel?

Spricht man von E-Fuels versteht man alle Arten von Kraftstoffen, die mittels erneuerbarer Energien künstlich hergestellt werden. Der Unterschied zu konventionellen Kraftstoffen, wie wir sie kennen, liegt darin, dass sie nicht fossilen Ursprungs sind. Ressourcen wie Erdöl, die immerhin nicht unendlich sind, werden dadurch nicht verbraucht.

Mithilfe von grünem Strom (Sonnenkraft, Wind, Wasser) wird Wasserstoff herstellt, dieser wird mit CO₂ aus der Luft verbunden. Dadurch entsteht ein synthetischer Kraftstoff. Je nach chemischer Verbindung können Eigenschaften von Diesel, Benzin oder Kerosin entstehen. Besonders in Sonnen- und Windreichen Regionen können E-Fuels einfach hergestellt werden. 

ribbon Zusammenfassung
  • Schon vor dem "Auto-Gipfel" von Bundeskanzler Karl Nehammer zu der Zukunft von E-Fuels werden kritische Stimmen laut.
  • Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer erklärt im Interview mit PULS 24 Reporter Patrick Schwanzer, warum die "grünen Verbrenner" nicht die Zukunft der Autoindustrie sind.