APA/APA/THEMENBILD/HANS KLAUS TECHT

1.600 neue Lehrer zu Schulbeginn in Wien

In Wien beginnt am Montag für mehr als 245.000 Kinder und Jugendliche wieder die Schule. Das gilt auch für rund 30.000 Pädagoginnen und Pädagogen. 1.600 Lehrkräfte beginnen dabei neu, wie Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und der interimistische Bildungsdirektor Arno Langmeier am Donnerstag erläuterten. Die Personalsituation sei zwar herausfordernd, es sei jedoch davon auszugehen, dass jede Klasse über eine klassenführende Lehrkraft verfügen werde, hieß es.

"Für dieses Schuljahr waren die Herausforderungen extrem intensiv", versicherte Wiederkehr. Die Fluktuation bei den Lehrkräften sei hoch. Es sei aber gelungen, die allermeisten Planstellen zu besetzen. Berichte, wonach im Sommer besonders viele Pädagogen gekündigt hätten, seien nicht zutreffend, ergänzte der Bildungsdirektor. Die Abgänge würden sich im Rahmen der vergangenen Jahre bewegen.

Schon im vergangenen Schuljahr habe man rund 2.500 Personen neu angestellt, betonte Langmeier. Zudem würden derzeit weitere Posten ausgeschrieben, da die Situation nie statisch sei. Man wolle damit etwa auf anstehende Pensionierungen während des kommenden Schuljahrs reagieren, erläuterte er.

Wiederkehr zeigte sich überzeugt, dass etwa mit Gratis-Öffi-Ticket und anderen Unterstützungsmaßnahmen die Attraktivität des Berufes erhöht worden sei. Von den 1.600 neuen Lehrern beginnen rund 1.000 im Pflichtschulbereich, der Rest in AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS).

Der Schulstart werde sehr gut gelingen, prophezeite Wiederkehr. Die Anforderungen seien aber hoch - auch durch zu integrierende Personen aus der Ukraine und den hohen Zuzug von Kindern asylberechtigter Personen. "Die Familienzusammenführung fordert die Wiener Pflichtschulen weiter", berichtete er.

In Wien gehen nun 45 kurzfristig aufgebaute Mobilklassen an fünf Standorten in Betrieb, um den nötigen Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen. Doch auch Zu- und Neubauten werden eröffnet, wie die zuständige Schul-Abteilungsleiterin Andrea Trattnig erläuterte. Insgesamt werden 137 neu errichtete Klassenräume ihrer Bestimmung übergeben.

Für Kinder und Jugendliche, die neu nach Wien kommen und kaum schulische Vorerfahrungen haben, wird es wieder Orientierungsklassen geben. Sechs davon standen bisher an zwei Standorten zur Verfügung, mit Schulbeginn ist der Ausbau um weitere vier Klassen geplant. Die Kinder werden dort zwei Monate lang betreut und auf den Schulbesuch vorbereitet.

Bildungspolitische Forderungen bzw. Überlegungen führt Christoph Wiederkehr auch in einem Buch aus, das im September erscheint. Unter dem Titel "Schule schaffen" (Goldegg Verlag) werden Themen wie Schulangst, Notenfrust und Bürokratie behandelt. Antworten sucht der Wiener Bildungsstadtrat unter anderem auf die Frage, die als programmatischer Untertitel der Publikation fungiert: "Wie gelingt es, dass Kinder wieder gern in die Schule gehn?"

Der Bildungssprecher der Wiener ÖVP, Harald Zierfuß, beklagte nach der Präsentation der heutigen Zahlen "Verharmlosung" durch den Bildungsstadtrat. Es seien keine neuen innovativen Maßnahmen vorgestellt worden. Stattdessen gebe es nur Oberflächen-Kosmetik. "Was Wiens Schulen wirklich unterstützen würde, wären Kindergärten, in denen Kinder mit nicht-deutscher Umgangssprache auch tatsächlich Deutsch lernen, sodass sie zu Schulbeginn als ordentliche Schüler geführt werden können", meinte Zierfuß.

Die Wiener Grünen ortet bestenfalls "Beschwichtigungen" bei Wiederkehr. Parteivorsitzende Judith Pühringer beklagte "gravierende Probleme" an den Schulen. Die Lösungsvorschläge der Grünen würden auf dem Tisch liegen, hielt sie fest. Diese beträfen etwa die bessere Durchmischung an den Schulen oder einen massiven Ausbau der Deutschkurse in Kindergärten. "Die Neos sind angetreten, um das Bildungssystem zu reformieren. Spätestens jetzt müssen sie sich eingestehen, dass sich die Ungerechtigkeiten an Wiens Schulen nach fast vier Jahren nur noch weiter verschärft haben", konstatierte Pühringer.

Wiens FPÖ-Bildungssprecher und Klubobmann Maximilian Krauss staunte: "Es als gute Nachricht zu verbuchen, dass jeder Wiener Schüler ab dem ersten Schultag auch Unterricht erhalten könne und dass sämtliche Lehrer-Planstellen besetzt seien, zeigt allein schon, wie marode das Wiener Bildungssystem ist." Wien hätte sich von Beginn an gegen die Familienzusammenführung wehren müssen, befand er in einer Aussendung. Die Orientierungsklassen seien hier nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein.

In Niederösterreich starten am Montag u. a. 18.844 Taferlklassler, teilte Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) in St. Pölten mit. Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler, die in über 1.100 Schulen unterrichtet werden, bezifferte sie mit mehr als 200.000.

Tief durchatmen könne man im kommenden Jahr beim Personalbedarf, so Teschl-Hofmeister in einer Aussendung. Demnach könnten alle Stunden in den Schulen besetzt werden. "Wir können nicht nur, wir haben schon." In den Pflichtschulen seien 14.600 Pädagoginnen und Pädagogen angestellt, unter ihnen seien 400 Studierende. In den AHS seien es 4.000 Pädagoginnen und Pädagogen, in den BMHS etwa 3.600. "Wir haben damit über 22.000 Lehrkräfte, die in Niederösterreich dafür sorgen, dass junge Menschen einen guten Start in ihr schulisches und weiteres Leben haben." Zudem unterstützten 200 administrative Fachkräfte an 434 Schulen.

ribbon Zusammenfassung
  • Zum Schulbeginn in Wien starten 1.600 neue Lehrkräfte, um die mehr als 245.000 Schüler zu unterrichten.
  • Die Herausforderungen bei der Lehrkräfte-Fluktuation sind hoch, aber die meisten Planstellen konnten besetzt werden.
  • Es wurden 45 Mobilklassen an fünf Standorten aufgebaut, um Platz für neue Schüler zu schaffen.
  • Im letzten Schuljahr wurden rund 2.500 neue Lehrkräfte angestellt, und es werden weitere Posten ausgeschrieben.
  • Es gibt politische Kritik an den Maßnahmen im Wiener Bildungssystem, insbesondere von der ÖVP, den Grünen und der FPÖ.