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Pussy-Riot-Mitglied Burkot mit "Antikriegsstatement" in Wien

Diana Burkot war heuer schon einmal zu Gast in Wien. Als Mitglied der ersten Festwochen-Eröffnung unter Milo Rau stand sie im Mai auf der Bühne. Nun zeigt die Pussy-Riot-Mitbegründerin auf Einladung des Wiener Aktionismus Museum eine Installation sowie eine Musik-Show und Performance, die im Zuge ihres Langzeitprojekts "Sweat and Blood" entstanden sind. "Es ist ein pures feministisches Antikriegsstatement", sagte Burkot am Freitag am Rande der letzten Vorbereitungen zur APA.

Im Rahmen von "Sweat and Blood" setzt sich die russische Künstlerin seit Jahren multidisziplinär mit persönlichen Traumata, innerer Emigration und der Normalisierung von Krieg auseinander. Nun fügt sie dem Oeuvre weitere Facetten hinzu. Zentrum des WAM-Gastspiels ist ein riesiges Gebilde aus tiefrotem, an Latex erinnerndem Material, das wie eine breite Stoffbahn schlaufenartig von der Decke hängt und zum Teil auch auf dem darunter errichteten weißen Podest zu liegen kommt.

Ist die naheliegende Assoziation mit Blut, das in dickflüssigen Schwallen von der Decke fließt, auch gewollt? "Ja. Die Assoziation ist glaube ich sehr stark. Dazu braucht es keine Erklärung", sagt Burkot, die am Vormittag selbst noch Hand anlegte, damit für die Eröffnung am Abend alles rechtzeitig fertig sein würde. Die Performerin sieht darin ein "Fantasiedenkmal", "die physische Manifestation eines politischen Traumas". Burkots Arbeit kreist derzeit vorrangig um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: "Ich sehe derzeit für mich keine Möglichkeit, mich nicht zum Krieg zu äußern, weil es mich natürlich sehr betrifft."

Abseits der Installation, die bis Ende Jänner zu sehen ist, präsentiert die 39-Jährige am Samstag eine Musikshow (19 Uhr) und am Sonntag eine Performance (18 Uhr). Dabei wird Burkot echte russische Militäruniformen per Hand mit Blut waschen. "Ich werde auch mein eigenes Blut verwenden", kündigte sie an. Sie habe sich dafür extra welches abnehmen lassen - allerdings in überschaubaren Mengen: "Ich wiege keine 50 Kilo, habe Eisenmangel und bin keine Selbstzerstörerin."

Für WAM-Direktorin Moebus-Puck gibt es zwischen dem Wiener Aktionismus und Pussy Riot eine große Verbindung - "nämlich den künstlerischen Kampf für die Freiheit". In beiden Fällen gehe es um den Umgang mit traumatischen Erlebnissen, um "ein schonungsloses Konfrontieren mit Dingen, die ein bisschen unangenehm sind", sagte sie im APA-Gespräch. Wobei es hier in eine abstraktere, poppigere Richtung gehe. Diese Überästhetisierung verweise gewissermaßen auf einen Nihilismus in der Gesellschaft, der u.a. dazu führe, "dass wir Dinge wie Krieg einfach akzeptieren".

Burkot selbst ist "großer Fan" der Aktionisten, mit deren Werk sie im Zuge ihres Kunststudiums in Berührung gekommen war. "Der örtliche Kontext, wo meine jetzige Arbeit stattfindet, ist sehr wichtig. Die Aktionisten haben viel über den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen reflektiert. Die Situation ähnelt jener, in der nicht nur ich, sondern viele Russinnen und Russen derzeit stecken, weil wir in Kriegszeiten leben. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir dieses Land, seinen Imperialismus und seinen Kolonialismus verändern."

Was ihr derzeit am meisten Sorgen bereite, seien die weltweit steigenden Zustimmungswerte für ultrarechte Parteien und Politiker. "Wir machen Rückschritte. Keiner will mehr Kompromisse eingehen, es zählt nur noch die Sprache der Gewalt."

(S E R V I C E - "Diana Burkot. Sweat and Blood" im Wiener Aktionismus Museum, 1., Weihburggasse 26. bis 31. Jänner 2025; Eröffnung mit Artist Talk heute, 18 Uhr; Music Performance: Samstag, 19 Uhr; Performance: Sonntag, 18 Uhr; https://wieneraktionismus.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Pussy-Riot-Mitbegründerin Diana Burkot zeigt im Wiener Aktionismus Museum ihre Installation und Performance 'Sweat and Blood', die ein feministisches Antikriegsstatement darstellt und bis Ende Januar 2025 zu sehen ist.
  • Ein zentrales Element der Ausstellung ist ein aus tiefrotem Material bestehendes Gebilde, das an Blut erinnert und die physische Manifestation eines politischen Traumas symbolisiert.
  • Burkot plant eine Performance, bei der sie russische Militäruniformen, darunter auch mit ihrem eigenen Blut, wäscht, um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu thematisieren.