APA/ÖAW

Live-Experimente sollen Funktion uralter Beile aufklären

Vor Besuchern des MAMUZ-Museums in Asparn an der Zaya (NÖ) werden von 29. Juni bis 2. Juli Forscher und Studenten versuchen, einer alten archäologischen Frage auf den Grund zu gehen. Sie wollen in Handarbeit klären, wie schon vor rund 12.000 Jahren im Vorderen Orient genutzte Beile aus Grünstein eigentlich eingesetzt wurden. Die neuen Möglichkeiten durch die uralten Werkzeuge dürften bei der Sesshaftwerdung des Menschen einst eine große Rolle gespielt haben.

"Wir wissen, dass die Grünsteinbeile benutzt wurden, aber nicht wofür oder wie lange. Es ist unklar, ob sie nur für spezielle Tätigkeiten, etwa im rituellen Bereich, verwendet wurden, oder auch für gewöhnliche Arbeiten. Dieser Frage möchte ich gemeinsam mit den Studierenden durch drei Experimente auf den Grund gehen. In einem Versuch wird ein totes Schwein zerteilt, in einem zweiten wird aus einem Kalksteinblock ein T-förmiger Pfeiler gehauen und im dritten ein Baum gefällt", so Laura Dietrich, die ihre Forschungen am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) durchführt.

Die urtümlichen Werkzeuge wurden von Wissenschaftern und Studenten nach historischen Vorbildern geschaffen, die von den bedeutenden Grabungsstätten Göbekli Tepe und Çukuriçi Höyük in der Türkei stammen. In der Region Südwestasien kamen diese geschliffenen Steinbeile um 9.600 bis 8.000 vor Christus auf. "Sie ermöglichen eine der größten Veränderungen in der Geschichte der Menschheit: den Übergang vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht. Mit Beilen konnten große Flächen für den Ackerbau gerodet und erstmals dauerhafte Siedlungen mit massiver Holzarchitektur errichtet werden. Die neue Lebensweise war so erfolgreich, dass sie sich ab 6.500 v. Chr. bis nach Europa ausdehnte", so Dietrich am Freitag in einer Aussendung der ÖAW.

Besonders an den Beilen aus diesen beiden zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Fundstätten ist, dass die dort verwendeten Steine nicht aus der Gegend stammten, sondern teils mehrere hundert Kilometer weit transportiert werden mussten. Die grünlichen Gesteine wurden offenbar hoch geschätzt und vielfach in kleineren Beilen oder als Schmuck wiederverwertet, wenn sie zu Bruch gingen. Dieses Gestein kommt jetzt auch in Asparn an der Zaya zum Einsatz.

Die nunmehrigen Experimente sind notwendig, da verschiedene Arbeiten auch charakteristische Spuren an der Oberfläche der Steine hinterlassen. Diese Nutzungsspuren werden in der Folge mit neuen Analysemethoden akribisch vermessen und mit der Abnutzung auf den historischen Funden verglichen. Von den Repliken und den Originalen werden auch 3D-Modelle angefertigt, die dann am Computer mithilfe von Künstlicher Intelligenz(KI)-gestützter Programme verglichen werden. In der Folge soll die KI einzuschätzen lernen, wie lange und wofür die Beile verwendet wurden.

(S E R V I C E - Informationen zu Lehrveranstaltung und Aktivwochenende zur "Experimentellen Archäologie": https://www.mamuz.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Vor Besuchern des MAMUZ-Museums in Asparn an der Zaya (NÖ) werden von 29. Juni bis 2. Juli Forscher und Studenten versuchen, einer alten archäologischen Frage auf den Grund zu gehen.
  • Sie wollen in Handarbeit klären, wie schon vor rund 12.000 Jahren im Vorderen Orient genutzte Beile aus Grünstein eigentlich eingesetzt wurden.
  • In der Folge soll die KI einzuschätzen lernen, wie lange und wofür die Beile verwendet wurden.