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Linzer AEC widmet sich dem fragilen Gleichgewicht der Erde

Das fragile Gleichgewicht der Erde steht im Zentrum der Schau "Connected Earth", die am Mittwoch im Linzer Ars Electronica Center (AEC) eröffnet wird. Sie setzt auf die heilsame Wirkung des "Overview-Effekts", laut dem ein Blick aus dem All auf den "Blauen Planeten" Beschützergefühle auslöst. Die gezeigten Arbeiten thematisieren die Vernetzung von Mensch und Pflanze ebenso wie die Wasserstofftechnologie - und die Frage, ob wir mit Schlaf das Klima retten könnten.

Die Ausstellung folgt auf "There is No Planet B" (2021-2024) und ist für den Zeitraum von zwei Jahren anberaumt. Sie wurde in Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds Österreich auf die Beine gestellt und umfasst vor allem interaktive Arbeiten, die sich mit den wechselseitigen Beziehungen im globalen Ökosystem beschäftigen. Man wolle ein neues Bewusstsein für das Dasein als Mensch im biologischen System schaffen, so Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica.

Im Foyer des AEC steht eine fünf Meter hohe Araukarie. Mit dem urtümlich anmutenden Nadelbaum kann man mittels synthetisiertem Duft in Kontakt treten. Die Arbeit "One Tree ID − How To Become A Tree For Another Tree" von Agnes Meyer-Brandis macht sich zunutze, dass jeder Baum ein charakteristisches Gemisch an flüchtigen Substanzen abgibt, die seinen jeweiligen Geruch ausmachen. Gemeinsam mit einem Parfumeur synthetisiert sie den Duft der Araukarie. Besucher können sich dieses Parfum auf die Haut sprühen und sich fragen, ob die Araukarie sie nun als Artgenossen wahrnimmt.

Der "Pollinator Pathmaker" von Alexandra Daisy Ginsberg - das Gewinnerprojekt des S+T+ARTS Prize 2023 - widmet sich der Gartengestaltung aus Perspektive der bestäubenden Insekten. Mittels speziellem Algorithmus, den die Künstlerin mit Biologen und Gartenbauexperten entwickelt hat, kann man einen Bepflanzungsplan für einen Garten erstellen, der auf die Bedürfnisse von Insekten ausgerichtet ist. Man bekommt sogar eine Pflanzenliste und Pflegetipps für den Nachbau in der realen Welt.

Die Welt mittels "Dornröschenschlaf" der Menschheit zu retten, lautet die Anregung von Tega Brain und Sam Lavigne: In "Perfect Sleep" thematisieren sie den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Klimawandel. Den Planeten schonen könnte man, wenn die Menschheit schlafen würde, so die Annahme, denn dann würde sie die Umwelt nicht schädigen. Auf eigenen Liegen kann man in Traumwelten abtauchen und so den "perfekten Schlaf" finden, der aus Perspektive des Planeten allerdings 24 Stunden am Tag währen sollte.

Die Installation "G80" besteht aus einer Konsole mit 80 Schiebereglern, die für verschiedene Variablen stehen. Ändert man eine davon, verschieben sich auch die anderen. Das Schweizer Kollektiv Fragmentin bezieht sich damit auf die Idee der Kybernetik aus den frühen 1960er-Jahren, die davon ausgeht, dass mathematische Modelle zur Lösung von Verteilungsfragen und ökologischen Problemen beitragen können.

Ein futuristisch anmutendes Gewächshaus von Dorotea Dolinšek befasst sich mit der Frage des Überlebens in Umgebungen ohne ausreichend Atemluft. Die Besucher können sich am Rand der Glasskulptur namens "Exo Auxiliary Respiratory Unit" Sauerstoffmasken aufsetzen, um den Austausch zwischen Mensch und Pflanze - Sauerstoff gegen Kohlendioxid - mit der eigenen Lunge zu erleben und die Zerbrechlichkeit und Notwendigkeit der Erdatmosphäre zu spüren.

Eine kleine Laboranordnung widmet sich dem "Multitalent" Wasserstoff, das künftig Erzeugung und Speicherung von sauberer Energie gewährleisten soll. WIVA P&G, Ars Electronica, die Robert Bosch AG, das Linzer Technikum, Linz AG und RAG haben gemeinsam ein interaktives Wasserstoff-Wertschöpfungsketten-Modell und die drei Schüler Simon Ehrenhuber, Roberto Husli und Matthias Steininger dazu passend ein auf "Minecraft" basierendes Minigame entwickelt. Damit soll Wasserstoff Alt und - vor allem auch - Jung nähergebracht werden.

(S E R V I C E - "Connected Earth", Ausstellung im Ars Electronica Center Linz, ab 13. November, Di - So 10 bis 17 Uhr, Tickets und Infos unter http://ars.electronica.art)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ausstellung 'Connected Earth' im Linzer Ars Electronica Center startet am 13. November und erforscht das fragile Gleichgewicht der Erde durch interaktive Arbeiten, die die Vernetzung von Mensch und Natur thematisieren.
  • Ein Highlight ist die fünf Meter hohe Araukarie im Foyer, die Besuchern ermöglicht, durch synthetisierte Düfte mit Pflanzen in Kontakt zu treten und ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge zu schaffen.
  • Der 'Pollinator Pathmaker', Gewinner des S+T+ARTS Prize 2023, bietet eine insektenfreundliche Gartengestaltung, während andere Projekte wie 'Perfect Sleep' und ein interaktives Wasserstoffmodell innovative Ansätze zur Umweltbewahrung präsentieren.