Feinstaub: "Sport ohne Wenn und Aber" könnte ungesund sein
"Ältere gehören zur Risikogruppe und können auf Luftverunreinigungen aller Art natürlich besonders stark reagieren und von daher ist es wichtig, gerade für diese Gruppe, vorsichtig zu sein", erläuterte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien gegenüber Ö1. Wer schwere Vorerkrankungen hat, könne sich auch mit einer Feinstaubmaske schützen.
Tägliche körperliche Aktivität sei wichtig. Dass Kinder in der Pause rausgehen, "ist ebenso wenig problematisch, wie wenn ich kurz einkaufen gehe. Aber sich gerade jetzt wie ein Irrer joggend durch die Stadt hetzen und denken, dass das ein ideales Training ist und Sport ohne Wenn und Aber gesund ist, na ja, da liegt man nicht wirklich richtig", warnte der Mediziner.
Schwere Krankheiten möglich
Beim Feinstaub gibt es zwei Aspekte, die dessen Gefährlichkeit ausmachen. "Einerseits sind es sehr feste Partikelchen, Teilchen, die können eine Entzündungsreaktion auslösen und dann sind noch an der Oberfläche andere Schadstoffe angelagert, also von Schwermetallen bis zu wirklich sehr schädlichen Kohlenwasserstoffen", sagte Hutter. Ultrafeinpartikel kommen bis in die Lungenbläschen und von dort können sie in den Blutkreislauf gelangen.
Dies kann nicht nur Atembeschwerden auslösen und die Lunge beeinträchtigen, "sondern auch Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte gehen auf Feinstaubbelastung zurück".
Werte in Wien waren hoch
"Wir erleben gerade eine Inversionswetterlage, die schon länger andauert und dazu kommt eben noch, dass es kaum Wind gibt und sich diese freigesetzten Schadstoffe und dabei vor allem die Partikel in der bodennahen Schicht stark anreichern können", erklärte der Public-Health-Experte. Betroffen seien primär Ballungsräume mit viel Verkehr, Industrie und Gewerbe. Rund um Wien waren die Werte zuletzt besonders hoch. Feinstaub entstehe bei vielen Vorgängen, speziell bei Verbrennungsprozessen, dazu zähle nicht nur der Straßenverkehr, "sondern auch der Hausbrand, also alte Holzheizungen", betonte Hutter.
In Wien war am Wochenende der erlaubte Grenzwert für Feinstaub (PM 10) von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an mehreren Messstationen überschritten worden, wobei der höchste Tageswert am Samstag mit 56 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht wurde.
Die Tage, an denen Grenzwerte überschritten werden, gehen seit Jahren drastisch zurück, hatte Heinz Tizek, Leiter des Bereichs Luftreinhaltung in der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22), gegenüber der APA betont. Bereits am Montag bewegte sich der PM-10-Wert wieder unterhalb der erlaubten Grenze, am Dienstagvormittag lag er sogar deutlich darunter.
"Üblich in dieser Jahreszeit"
Auch in Linz gab es am Dienstag wieder sehr geringe Feinstaubbelastung, am vergangenen Samstag war jedoch der Wert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten worden, dann wird von einem Feinstaubüberschreitungstag gesprochen. Derzeit liege man bei sieben Feinstaubüberschreitungstagen an der Messstation Linz-Römerberg, hieß es in einer Presseaussendung von Umweltlandesrat Stefan Kaineder.
Insgesamt würden etwa zehn Feinstaubüberschreitungstage für das Jahr 2024 erwartet. Die temporären höheren Feinstaubwerte seien "üblich in dieser Jahreszeit, wo sich immer wieder Inversionswetterlagen ergeben können", so Kaineder. Die Werte lagen laut Landes-Website am Dienstag an der Messstation Linz-Römerberg bereits wieder bei 18,5 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Wetteraussichten: Frisch und nebelig
Zusammenfassung
- In Wien wurde am Wochenende der Grenzwert für Feinstaub (PM 10) von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten, mit einem Höchstwert von 56 Mikrogramm am Samstag. Bereits am Montag sanken die Werte wieder unter die erlaubte Grenze.
- Feinstaub entsteht vor allem durch Verbrennungsprozesse im Verkehr und bei Heizungen. In Linz wurden bisher sieben Überschreitungstage registriert, und es werden etwa zehn Tage für das Jahr 2024 erwartet, so Umweltlandesrat Stefan Kaineder.
- Die wegen der Wetterlage vor allem in Ballungsräumen wie rund um Wien zuletzt hohe Feinstaubbelastung kann zu Entzündungen und weiteren Krankheiten führen.
- Auch Sport im Freien ist dann nicht unbedingt gesund.