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Winterdürre in Europa: Droht uns auch Wasserknappheit?

Zu wenig Regen, zu wenig Wasser, zu warm: Eine Winterdürre plagt aktuell Südeuropa. Ein PULS 24-Überblick über die Wasser-Lage im Süden und die Situation in Österreich.

Spanien hat am vergangenen Wochenende mit den ersten 30 Grad des Jahres für Schlagzeilen und Bilder von Badenden am Strand gesorgt. Schon seit Wochen leiden Frankreich, Spanien und Italien unter einer Winterdürre. Das heißt, es sind zu wenig Regen und Schnee gefallen, sodass zum Beispiel in Flüssen und Seen jetzt Wasser fehlt. In Frankreich sind schon jetzt im März 80 Prozent der Grundwasserreserven nicht ausreichend gefüllt. Für viele Regionen bedeutet das, dass Bewohner ihren Wasserverbrauch einschränken müssen. Im spanischen Katalonien und Andalusien wurde zum Beispiel die Wasserversorgung von Landwirtschaft und Industrie eingeschränkt. In einigen französischen Kommunen mussten die Bewohner sogar schon mit Tankwägen versorgt werden, da ihre Wasserspeicher leer sind. 

Nicht nur der aktuelle Winter sei ein Problem, sondern dass der Niederschlag in den letzten Jahren bereits gering war, analysiert Roman Neunteufel, Forscher an der Universität für Bodenkultur in Wien, im Interview mit PULS 24. Etwa seit 2015 kann man beobachten, dass zu wenig Niederschlag falle, um die Reserven zu füllen. In einigen Regionen wurde gerade der tiefste je gemessene Grundwasserspiegel erreicht.

Wie steht es um das Wasser in Österreich?

Auch Österreich verzeichnet Tiefststände im Grundwasser: Vor allem der Osten ist betroffen. Als extremes Beispiel nennt Neunteufel den Grundwassersstand von Wiener Neustadt, dort wird aktuell der kleinste Wert der letzten 70 Jahre gemessen. Außerdem sind Regionen wie das Weinviertel, das südliche Wiener Becken, das Nord- und Mittelburgenland bis in die Südoststeiermark besonders betroffen.

Spüren wir diese Auswirkungen in Österreich schon?

Aufgrund des schneearmen Winters gehen auch auf Kärntner Almen einige Quellen stark zurück. Sind Haushalte nicht von der zentralen Trinkwasserversorgung, sondern von einem Hausbrunnen oder eigenen Wasserquellen abhängig, kann die aktuelle Lage schon zum Problem werden. Quellen können versiegen und können dann kein Wasser mehr liefern. Der Boku-Forscher geht davon aus, dass etwa 500.000 bis 600.000 Menschen in Österreich auf diese Art Wasser beziehen.

Einschränkungen im Wasserverbrauch für die Industrie und die Landwirtschaft gibt es in Österreich noch keine. Ein extremes Problem wird der niedrige Grundwasserspiegel vor allem dann, wenn Flüsse auszutrocknen beginnen. "Das wäre ein großer ökologischer Schaden", sagt Roman Neunteufel.

Müssen wir jetzt Sorge um das Trinkwasser haben?

Forscher Neunteufel beruhigt: Die zentrale Trinkwasserversorgung sei in Österreich gut abgesichert - selbst wenn die Grundwasserstände sinken. Vor allem in Ballungsgebieten müsse man sich keine Sorgen machen.

Bleibt es jetzt das ganze Jahr über so trocken? Wie wird es weitergehen?

Wie sich die nächsten Monate entwickeln, vor allem wie viel Regen fällt, sei schwer abzuschätzen. "Wenn es in ein bis zwei Monaten stark zu regnen beginnt, und der Sommer supernass wird, ist das Thema vom Tisch", sagt Neunteufel. Er geht aber eher davon aus, dass der kommende Sommer kritischer wird als der letzte.

In Südeuropa wird daher schon jetzt nach möglichen Lösungen gesucht. Die französische Regierung will noch diese Woche einen Wasserplan vorlegen, der voraussichtlich die Einschränkung des Wasserverbrauchs enthält. Laut Medienberichten prüft die italienische Region Venetien die Möglichkeit, Meerwasser zu entsalzen. Dann könnte man aus dem Meer Trinkwasser gewinnen. Das benötigt aber sehr viel Strom. Auch im spanischen Barcelona rechnet der Leiter der regionalen Wasserbehörde, Samuel Reyes, mit Einschränkungen des privaten Trinkwasserverbrauchs ab Herbst, wenn der Regen weiterhin ausbleibt.

Was erwartet uns im Sommer?

In zahlreichen französischen Gemeinden ist es im März schon verboten, den Garten zu gießen, das Auto zu waschen oder den Pool zu befüllen. So weit ist Österreich noch nicht, aber auch im heurigen Sommer wird es in einigen Gebieten wieder Einschränkungen geben. Davon geht Roman Neunteufel aus. In Österreich sind die Gemeinden für die Wasserversorgung zuständig, diese können daher nicht lebensnotwendige Tätigkeiten verbieten. Alltägliches wie Kochen, Duschen und das Betätigen der WC-Spülung werden weiterhin möglich sein. Dass es 2023 schon österreichweite Einschränkungen geben wird, glaubt Neunteufel aber er nicht.

Sind das schon Auswirkungen des Klimawandels?

Einzelne Extremereignisse lassen sich zwar nicht immer auf direkte Ereignisse zurückführen, Experten gehen davon aus, dass das bereits erste Auswirkungen des Klimawandels sind. Neunteufel erklärt, Trockenheit sei zwar nicht unnatürlich, aber die Intensität, die Plötzlichkeit und die Häufigkeit, mit der sie in näherer Zukunft auftreten wird, "ist eher ungewöhnlich und dürfte schon eine Folge des Klimawandels sein".

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  • Zu wenig Regen, zu wenig Wasser, zu warm: Eine Winterdürre plagt aktuell Südeuropa.
  • Ein PULS 24-Überblick über die Wasser-Lage im Süden und die Situation in Österreich.