Unauffälliger und schneller: Bankomat-Sprenger in Österreich
Diesen Tätern will das Bundeskriminalamt nun zeigen, "dass in Österreich kein Platz für dieses Delikt ist" und dazu brauche man die "Banken als engen Partner, denn nur gemeinsam kann man das Phänomen bekämpfen." Das sei in den Niederlanden bereits gelungen, erinnerte Csefan und was auch der Grund dafür sei, dass die Gruppierungen nun unter anderem in den deutschsprachigen Raum ausgewichen seien. Nun würden auch die österreichischen Banken nachrüsten - teilweise sei das auch schon passiert. Eine Herausforderung sei, dass die Sprengungen nicht mehr nur im grenznahen Raum, sondern auch im urbanen Gebiet erfolgen, das mache die präventive Eingrenzung naturgemäß schwieriger.
Medial werde oft berichtet, dass die marokkanische Mafia ("Mocro-Mafia") dahinterstecke, so der Leiter der Abteilung zur Bekämpfung der organisierten und allgemeinen Kriminalität im BK. Aus internationalen Erkenntnissen wisse man aber, dass bei den Mitgliedern dieser kriminellen Organisationen zwar oft ein Migrationshintergrund vorliege, dies jedoch nicht ausschließlich der Fall sei. "Die Gruppierung wird auf rund 1.000 Mitglieder geschätzt, die wiederum in Kleingruppen untergliedert ist", so Csefan, letztere können aus 20 bis 100 Personen bestehen. Die Mitglieder werden in den Niederlanden trainiert und reisen von dort aus quer durch Europa, um dann entsprechende Taten zu begehen. So etwa wie jene Tätergruppierung, die 2023 Einbruchsdiebstähle und eine Bankomatsprengung in Niederösterreich verübt haben soll. Es waren drei Niederländer gewesen, die im vergangenen Oktober am Landesgericht Wiener Neustadt nicht rechtskräftige Freiheitsstrafen im Ausmaß von bis zu neun Jahren erhielten. Einem davon, einem 29-Jährigen, gelang im Februar jedoch die Flucht aus der Justizanstalt Wiener Neustadt.
In den bisherigen Jahresbilanzen war im Jahr 2018 der bisherige Höhepunkt der Bankomat-Delikte in Österreich. 59 Angriffe auf Bankomaten gab es damals, so Csefan. Aber damals wurden die Bankomaten unter anderem noch in den Foyers in Ketten gelegt und weggerissen. Inzwischen setzen die Täter jedoch auf Pyrotechnik und eine "Hit and Run"-Taktik: "Die Täter benutzen auf ihrer Flucht hochmotorisierte Fahrzeuge mit 700 bis 800 PS", berichtet Csefan, selbst ein an sich schon leistungsstarker Audi RS6, der schon im Original mit 560 PS ausgestattet ist, bekommt da noch ein Tuning und mit diesen Boliden werde selbst im Ortsgebiet mit über 200 km/h davongerast. Um auf Nummer sicher zu gehen, seien die Fahrzeuginsassen zudem noch mit Lasern ausgerüstet, um etwaige Verfolger zu blenden. Noch nicht geklärt sei, ob die Täter dann im Land bleiben oder sich unmittelbar ins Ausland absetzen. "Aus dem Kfz-Diebstahl kennt man das Untertauchen im Nahbereich", so Csefan - weitergefahren werde dann in ein bis zwei Tagen, "wenn der Fahndungsdruck nachgelassen hat."
Das Vorgehen der Tätergruppen ist insgesamt hochprofessionell, wie aus Csefans Erläuterungen hervorgeht: Es wird arbeitsteilig agiert, man gehe etwa davon aus, dass Logistiker die Fluchtwege vorher auskundschaften, die ausführenden Täter würden Overalls tragen, vermummt sein und das Hinterlassen von DNA-Spuren werde mit Klebebändern verhindert. Wie viele Gruppen und ihren meist um die Anfang 20 Jahren alten Mitgliedern in Österreich nun tatsächlich tätig sind, gilt es noch für die "SOKO Bankomat" zu klären, denn Csefan gibt zu bedenken, dass es schon bisher Trittbrettfahrer gegeben habe. Dazu wurden in der seit 1. März tätigen Sonderkommission Ansprechpartner von den einzelnen betroffenen Landeskriminalämtern hinzugezogen.
SOKO-Ziel: komplettes Bild der österreichischen Lage
Das Ziel ist es "gebündelte Daten und ein komplettes Bild der österreichischen Lage zu erstellen" - nicht zuletzt deshalb, um die Erkenntnisse auch mit den internationalen Partnern spiegeln zu können und so länderübergreifende Gruppierungen zu erkennen. "Das Wichtigste ist, dass die Strafverfolgungsbehörden Schulter an Schulter zusammenarbeiten. Und dass es funktioniert, hat man im Vorjahr gesehen", so Csefan unter Hinweis auf eine Festnahme im Juli 2024 in Tschechien im Zusammenhang mit drei Bankomaten-Coups in Niederösterreich - auch dieser war ein niederländischer Staatsbürger.
Zusammenfassung
- Bis zum 6. März 2025 wurden in Österreich bereits 14 Bankomatsprengungen registriert, was eine außergewöhnlich hohe Zahl darstellt.
- Das Bundeskriminalamt hat die 'SOKO Bankomat' gegründet, um mit internationalen Partnern und Banken gegen die Tätergruppen vorzugehen, die unauffälliger und schneller agieren.
- Die Täter nutzen eine 'Hit and Run'-Taktik mit hochmotorisierten Fahrzeugen und Pyrotechnik, um ihre Angriffe durchzuführen.