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Umweltschützer fordern naturverträgliche Energiewende

Umweltdachverband, Naturschutzbund Alpenverein und die steirische Umweltanwältin haben am Mittwoch zu einer raschen Anwendung der beschlossenen EU-Renaturierungsrichtlinie aufgerufen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Umwelt hatten für ihren gemeinsamen Appell einen symbolträchtigen Ort ausgewählt: die "Marina" an der vom seinerzeit höchst umstrittenen Wasserkraftwerk Puntigam aufgestauten Mur - in Sichtweite aus dem Wasser ragender Baumruinen.

Der Präsident des Umweltdachverbandes, Franz Maier, sagte, man wende sich nach den politischen Streitereien um Österreichs Zustimmung zur Renaturierungsrichtlinie mit einem "Ruf zur Sache" an die Öffentlichkeit. Er erinnerte daran, dass knapp ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen durch zerstörte oder degradierte Ökosysteme hervorgerufen werden, auch in Österreich seien es immerhin rund 20 Prozent. Maier, der bei den "politischen Akteuren" auf Bundes- und Landesebene "abseits von Sonntagsreden wenig Bewusstsein" für die Notwendigkeit einer naturverträglichen Nutzung erneuerbarer Energien ortete, forderte von den jetzigen und künftigen Regierungen in Bund und Ländern eine Hinwendung zu einer "gesamthaften Klimapolitik". "Naturzerstörung im Namen des Klimaschutzes" wird nicht funktionieren, so Maier, die Frage "wie wir mit der Natur umgehen" sei ein "Schlüsselthema" für die weitere Entwicklung der Zivilisation.

Die steirische Umweltanwältin Ute Pöllinger forderte angesichts weiterer geplanter, die Natur zerstörender Großprojekte in der Steiermark ein generelles Umdenken in Richtung Bewahrung und Wiederherstellung intakter Ökosysteme. Pöllinger warnte ausdrücklich vor Tendenzen in der Politik, wie derzeit im Nachbarbundesland Salzburg, wo versucht werde, die Kompetenzen der dortigen Umweltanwaltschaft zu beschneiden. Dies hätte "gravierende Folgen", insbesondere in Bezug auf den Zugang der Anwaltschaft zu den Höchstgerichten.

Hinter die EU-Renaturierungsrichtlinie stellte sich auch der Chef des steirischen Alpenvereins, Norbert Hafner. Er nannte die Kampagne "Respekt am Berg" des Österreichischen Alpenvereins die ein natur- und sozialverträgliches Miteinander propagiert als mögliches Modell für eine allgemeine Sensibilisierung für die Bedrohung der Natur. Weil in den sensiblen Ökosystemen der Alpen Eingriffe in die Natur oft irreversibel sind, forderte Hafner von der Politik, dass der Alpenverein in die zukünftige Zonierung etwa in Bezug auf den geplanten Ausbau der Windkraft eingebunden werde.

Karin Hochegger vom Naturschutzbund Steiermark verwies auf die prekäre Situation der Fließgewässer und die damit verbundene Bedrohung der Biodiversität. Sie verwies darauf, dass in Österreich bereits rund 80 Prozent der fließenden Gewässer verbaut sind, der ökologisch vertretbare Ausbau der Wasserkraft sei somit erreicht. Hochegger richtete einen eindringlichen Appell an die Politik, sich nicht hinter Projekte zu stellen, für "kurzfristige Profite" wertvolle natürliche Ressourcen und Lebensräume opfere. "Wir haben die historische Möglichkeit, die ständige Degradierung der Natur aufzuhalten", so Hochegger.

Eine Bio-Landwirtin aus der Obersteiermark berichtete auf der Pressekonferenz anhand ihres eigenen Betriebes über beispielhafte naturverträgliche Landwirtschaft und rief zu einem "konstruktiven Dialog" mit den Landwirten auf.

Der Umweltdachverband formulierte vier Eckpunkte für eine "naturverträgliche Energiewende: Ein eigenes Energiespar- und Effizienzprogramm für Wirtschaft, öffentliche Hand und Haushalte, ein steirisches Renaturierungsprogramm für das Jahr 2030, die Vermeidung unnötiger Kraftwerksneubauten durch Erneuerung und Modernisierung bestehender Anlagen und klaren Vorrang für PV-Anlagen auf verbauten statt auf unverbauten Flächen.

Derzeit prüfen der Dachverband und die Umweltvertreter weitere ähnliche Appelle auch in anderen österreichischen Bundesländern.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Umweltdachverband und andere Organisationen fordern die rasche Umsetzung der EU-Renaturierungsrichtlinie, da ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen durch zerstörte Ökosysteme verursacht wird.
  • Karin Hochegger vom Naturschutzbund Steiermark betont, dass in Österreich bereits rund 80 Prozent der Fließgewässer verbaut sind und warnt vor der Bedrohung der Biodiversität.
  • Der Umweltdachverband schlägt vier Eckpunkte für eine naturverträgliche Energiewende vor, darunter ein steirisches Renaturierungsprogramm für das Jahr 2030.