Sexbegleiterin für Behinderte: "Sex soll Spaß machen"

Sexuelle Erfahrungen zu sammeln ist für Menschen mit Behinderung schwierig. Um ihnen dies zu ermöglichen, gibt es dafür ausgebildete Sexualbegleiterinnen. Bei "Exakt" sprechen Kunden und Dienstleisterinnen über das Thema Sex und körperliche Nähe für Menschen mit Behinderung.

"Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen", schwärmt Karl H. von seinen Treffen mit der Sexualbegleiterin Lialin. Seit mittlerweile acht Jahren nimmt der 44-Jährige dieses Angebot in Anspruch. Dabei geht es für den Steirer vor allem um Lebensfreude, die ihm geschenkt werde. "Ich bin seither in meinem Leben viel zufriedener und glücklicher, seit ich regelmäßig Besuche mach'", erklärt er in "Exakt" auf PULS 4.

"Laufhaus-Besuch für Behinderte schwierig"

Karl H. leidet an einer Form der Querschnittslähmung, bei der die Arme und Beine betroffen sind. Kraft, um seinen "steinigen Weg" zu bewältigen, gibt ihm unter anderem die Sexualbegleitung, wie er im Interview erklärt. Der Besuch eines Laufhauses sei für ihn keine Option, da die Sexarbeiterinnen dort nicht auf die Arbeit mit Behinderten spezialisiert seien.

Eine Stunde für 130 Euro

"Von Handhalten, Kuscheln, Umarmen, Streicheln über gemeinsam nackt sein und sich berühren bis zu dem, was man landläufig 'Petting' nennt, ist in der 'Libida'-Sexualbegleitung möglich", erklärt die ausgebildete Sexbegleiterin im Interview. Bei "Libida" kommt es demnach weder zum Sex noch zu Oralverkehr. Eine Stunde kostet bei Lialin 130 Euro, die Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen.

"Wollte schon mit 14 Prostituierte werden"

Die Edelescortdame Julia von Steyer zieht in ihrer Arbeit andere Grenzen. "Ich habe mit allen Kunden eigentlich Geschlechtsverkehr. Es geht nicht nur um Nähe, sondern definitiv auch um Sex", sagt Julia bei "Exakt". Sie habe schon mit 14 Jahren gewusst, dass sie "einmal Prostituierte werden möchte". Sie mache ihren Job gerne. Dass sie deswegen oft diskriminiert wird, sei "verrückt".

Einziger Lehrgang in Wien

Eine Ausbildung erfordert der Beruf nicht. Im "Sophie"-Beratungszentrum für Sexarbeiterinnen der Volkshilfe Wien wird der aktuell einzige Lehrgang zur Sexualbegleitung und -assistenz in Österreich angeboten. Seit 2020 haben diesen rund 20 Personen abgeschlossen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Sexuelle Erfahrungen zu sammeln ist für Menschen mit Behinderung schwierig.
  • Um ihnen dies zu ermöglichen, gibt es dafür ausgebildete Sexualbegleiterinnen.
  • Bei "Exakt" sprechen Kunden und Dienstleisterinnen über Sex und körperliche Nähe für Menschen mit Behinderung.