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14 neue Klassen pro Monat: Wien fühle sich "allein gelassen"

Das Wiener Schulsystem droht aus allen Nähten zu platzen. Aufgrund steigender Asylzahlen beim Familiennachzug kommen monatlich rund 300 Schüler:innen dazu. Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) wünscht sich Veränderungen, Wien fühle sich "alleine gelassen", sagt er bei "Im Fokus".

14 neue Klassen entstehen in Wien pro Monat. Der Grund sind unter anderem die seit 2020 steigenden Asylanträge im Bereich des Familiennachzugs, wobei Angehörige von Schutzberechtigten nachgeholt werden können.

Die steigende Anzahl neuer Schüler:innen stellt Österreichs Schulen vor Herausforderungen. Pro Monat kommen rund 300 bis 350 Schüler:innen in Wien dazu, wie Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) in "im Fokus" bestätigt. 

In fünf Wiener Schulen werden deshalb nun mobile Containerklassen erstellt, diese wolle man aber mittelfristig mit "festen und fix eingebauten" Schulen ersetzten, so Wiederkehr.

Die steigende Schüler:innenzahl belastet vor allem die Lehrkräfte, sagt er. Denn die Kinder würden vielfach ohne schulische Vorerfahrung nach Österreich kommen. Manche seien mit zwölf Jahren "noch gar nicht in der Schule gewesen". Das mache die Integration schwieriger, obwohl es sogenannte Orientierungsklassen, in denen jene Kinder, die keine Vorerfahrungen haben, in acht Wochen quasi "schulfit" gemacht werden, gibt. Das reiche aber nicht, sagt Wiederkehr. 

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Wien "alleine gelassen"

Es benötige "andere gesetzliche Möglichkeiten" auch außerhalb der Schule. Die Kinder müssten länger auf die Schule vorbereitet werden. Aber: "Das ist im österreichischen Recht gar nicht möglich", so Wiederkehr. Dafür brauche es Veränderungen im Schulunterrichtsgesetz und in den rechtlichen Rahmenbedingungen, kritisiert er und sieht vor allem den Bund in der Pflicht. "Das können wir allein in Wien nicht machen", meint er. 

Wien ist das am stärksten von Migration betroffene Bundesland. "Es braucht eine bessere Verteilung in Österreich", so Wiederkehr. Die Integration würde im ländlichen Bereich oft auch besser funktioniert, argumentiert er. Sein Vorschlag: eine Wohnsitzauflage, sodass Personen, die Asyl oder subsidiären Schutz bekommen, drei Jahre in dem Bundesland bleiben müssten, in dem sie das Asylverfahren abgewickelt haben. 

Seit Monaten pocht Wiederkehr auf die Umsetzung jener Regelung. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadić (Grüne) verweisen auf PULS 24 Nachfrage aber auf die Länder. "Wenn Wien das vorschlägt, dann sind die Gespräche auf dieser Ebene zu führen", so Karner. Wien fühle sich alleine gelassen, sagt Wiederkehr. "Für einen Wohnsitzauflage braucht es eine Mehrheit im Nationalrat. Das wäre ein neues Gesetz, das beschlossen werden muss", erklärt er.

Migrationsdruck "zu groß"

Er werde aber dranbleiben. Auf gesamteuropäischer Ebene müssen man es aber auch schaffen, die irreguläre Migration zurückzudrängen, so Wiederkehr. Der Migrationsdruck aus Ländern wie Syrien sei zu groß. Für die langfristige Absicherung unseres Pensionssystems brauche es aber auch qualifizierte Zuwanderung.

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ribbon Zusammenfassung
  • Das Wiener Schulsystem droht aus allen Nähten zu platzen.
  • Aufgrund steigender Asylzahlen beim Familiennachzug wachsen Schulklassen um rund 300 Schüler:innen monatlich.
  • Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) wünscht sich Veränderungen - auf gesetzlicher Ebene aber auch seitens der Länder.
  • Außerdem müsse der Migrationsdruck gesenkt werden.
  • Wien fühle sich "alleine gelassen", sagt er.