Müde, gereizt, aggressiv: Macht uns die Hitze verrückt?
Schlägereien, Hupkonzerte, aggressives Twitter-Verhalten: Vor allem in den Sommermonaten mehren sich skurrile und oft schockierende Nachrichten. Schnell stellt sich die Frage: Macht uns die Hitze ein wenig verrückt? Sie wirkt sich auf jeden Fall auf unser Verhalten aus – und auf unsere mentale Gesundheit.
Mehr Verbrechen
Recht klar zeigen Studien einen Zusammenhang zwischen Hitze und aggressivem Verhalten. So steigen zum Beispiel Hass-Postings im Internet an, bei Footballspielen gibt es mehr Strafen für aggressives Verhalten und bei hohen Temperaturen werden mehr Verbrechen begangen.
So haben spanische Wissenschaftler:innen herausgefunden, dass das Risiko, für Gewalt in einer Beziehung während einer Hitzewelle besonders hoch ist. Dafür wurden sowohl Anzeigen als auch Anrufe bei Frauen-Notrufen analysiert. Das zeigte, dass während oder kurz nach einer Hitzewelle sowohl Femizide als auch Anzeigen und Anrufe bei Hotlines zugenommen hatten.
Aggression auf Twitter steigt
Aber nicht nur im richtigen Leben steigt das Aggressionspotenzial, sondern auch online. Auf Twitter steigen ab 21 Grad die Anzahl von "Hate-Tweets" an. Bei extremen Temperaturen schießen sie sogar die Höhe. Die Postings werden sowohl rassistischer, frauenfeindlicher als auch homophober, zeigt eine Studie.
Hormonelle Ursachen
"Hitze macht uns aggressiver", erklärt auch die Medizinerin Andrea Nakoinz von der deutschen "Allianz Klimawandel und Gesundheit" im "Spiegel"-Podcast "Klimabericht". Das hat eine hormonelle Ursache, denn die Hitze verändert die Hormonausschüttung im Gehirn. "Alle Menschen sind bei Hitze leichter reizbar und können sich schlechter konzentrieren", sagt sie. Dadurch werden Menschen – und auch ihr Umfeld – fehleranfälliger. Das führt ebenfalls zu mehr Frustration.
Psychische Auswirkungen
Doch allein beim aggressiven Verhalten oder Online-Hass bleibt es nicht. Denn, Hitze schlägt sich auf unsere psychische Gesundheit. In den USA und Mexiko zeigt sich zum Beispiel, dass Selbstmordraten in Monaten mit extremer Hitze überdurchschnittlich hoch ausfallen. Auch suchen an heißen Tagen in den USA mehr Menschen die Notaufnahme wegen psychischen Erkrankungen auf als an kühleren Tagen.
Wie genau sich Hitze langfristig auf unser Gehirn und die mentale Gesundheit auswirkt, wird vielfach noch untersucht. Wissenschaftler fordern schon jetzt mehr Forschung in diesem Bereich. Denn klar ist, umso mehr Menschen durch den Klimawandel unter immer extremeren Temperaturen leben müssen, desto mehr werden auch von den (psychischen) Folgen betroffen sein.
Zusammenfassung
- Schlägereien, Hupkonzerte, aggressives Twitter-Verhalten: Vor allem in den Sommermonaten mehren sich skurrile und oft schockierende Nachrichten.
- Macht uns die Hitze ein wenig verrückt?
- Sie wirkt sich auf jeden Fall auf unser Verhalten aus – und auf unsere mentale Gesundheit.
- Recht klar zeigen Studien einen Zusammenhang zwischen Hitze und aggressivem Verhalten.