Kinderliga fordert mehr Investitionen und Kinderministerium
"Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Neben medizinischen und psychosozialen Aspekten spielen sozioökonomische Bedingungen, Bildungsaspekte und auch die fortschreitende Digitalisierung eine entscheidende Rolle", erläuterte Christoph Hackspiel, Präsident der Kinderliga, die 120 Mitgliedsorganisationen umfasst. "In Österreich sind 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht", betonte er. EU-weit sei bekundet worden, Kinderarmut bis 2030 abzuschaffen. In Österreich sei die Ratifizierung des Nationalen Aktionsplans Kinderchancen gelungen, die Maßnahmen müssten jedoch intensiviert werden, forderte Hackspiel.
Die Covid-19-Pandemie habe die psychischen Belastungen erheblich verstärkt. Studien zeigen eine Zunahme von Suizidgedanken und -versuchen, insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen, berichtete der Kinderliga-Präsident. Es gibt Krisenintervention durch das Projekt "Gesund aus der Krise" und die Etablierung von Netzwerken rund um psychische Gesundheit junger Menschen, hielt der Psychologe und Psychotherapeut fest. Er empfahl die weitere Stärkung der psychischen Gesundheit durch präventive Angebote im Lebensraum von Kindern und Jugendlichen, z.B. in Kindergärten, Schulen und Berufsschulen sowie den Ausbau des kostenfreien Zugangs zu psychologischen und psychotherapeutischen Leistungen für Kinder und Jugendliche und die Verbesserung der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung.
Die noch aktuelle Bundesregierung hatte ein Maßnahmenpaket zum Kinderschutz verabschiedet, das sich heuer in der Umsetzungsphase befindet, hob Wölfl positiv hervor. Die Kampagne "neinzugewalt" dürfe jedoch keine Einmalaktion bleiben. Wirksamer Kinderschutz verlange laufende Information und Aufklärung, sagte die klinische Psychologin, Psychotherapeutin sowie Geschäftsführerin der Kinderschutzorganisation "Die Möwe". Außerdem müsse in allen Berufsausbildungen im Sozial- und Gesundheitswesen sowie in der Pädagogik verpflichtend die Vermittlung von kindeswohlspezifischen Inhalten, insbesondere Melde- und Anzeigepflichten, aufgenommen werden.
"Die Digitalisierung bietet neue Chancen, stellt aber auch Herausforderungen dar", erläuterte Caroline Culen, Geschäftsführerin der Kinderliga zu einem weiteren Themenbereich. Die permanente Bildschirmzeit und permanent verfügbar zu sein, sei belastend. Es gebe in Österreich Bewusstsein rund um Medienkompetenz junger Menschen und für das "Gesundheitsrisiko Screentime" sowie Diskussionen um Schutz im Netz. Es brauche jedoch die Förderung von an Zielgruppen angepassten digitalen Gesundheitsangeboten, um alle Bevölkerungsgruppen von der Digitalisierung profitieren zu lassen. Mehr Teilhabe braucht es generell auch noch für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, etwa bei Freizeitangeboten in den Schulferien.
Der Klimawandel macht vielen jungen Menschen weltweit große Sorgen, betonte Culen. Diese Stimmungslage sei ernstzunehmen, verwies sie auf die mehr als 40 Hitzetage mit mindestens 30 Grad heuer sowie Unwetter und Hochwasser. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die körperliche und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen müssten berücksichtigt und der Klimaschutz in Gesundheitsstrategien integriert werden, forderte sie. "Wir wollen eine Jugend, die sich sicher fühlen kann, die motiviert ist, die mit Engagement in die Zukunft schauen kann", sagte die Kinderliga-Geschäftsführerin abschließend zu den Forderungen an die Politik.
(S E R V I C E - Weitere Infos und aktueller Jahresbericht der Kinderliga: https://www.kinderjugendgesundheit.at/)
Zusammenfassung
- Die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit fordert von der künftigen Regierung Investitionen von zwei Milliarden Euro und die Schaffung eines Kinderministeriums, um Themen wie Kinderarmut, psychische Gesundheit und Klimaschutz zu adressieren.
- In Österreich sind 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, und die Covid-19-Pandemie hat die psychischen Belastungen, insbesondere bei Mädchen, erheblich verstärkt.
- Die Auswirkungen des Klimawandels mit über 40 Hitzetagen in diesem Jahr sollen in Gesundheitsstrategien integriert werden, um die körperliche und psychische Gesundheit der jungen Generation zu schützen.