Jugendpsychiater: "Bräuchten 112 Kassenplätze für Kinder"
Die Wartezeit auf einen Therapieplatz im Kassenbereich beträgt derzeit in etwa sechs Monate. Der Rückstau sei auch im niedergelassen Sektor spürbar, erklärt Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Helmut Krönke. "Prinzipiell bräuchten wir für Österreich 112 Kassenplätze für Kinder- und Jugendpsychiatrie über das ganze Land. Ich glaube, wir haben so 38", meint er im PULS 24 Interview. Neben den Plätzen braucht es allerdings auch mehr Kinder und Jugendpsychiater, ergänzt Krönke.
Betroffene fordert Wandel
Um dem nun entgegenzuwirken, wurde das Projekt "Change for the Youth" gegründet. Die Mitbegründerin Kiana litt selbst an dem Mangel an Therapieplätzen. Die 18-Jährige hat Depressionen und eine komplexe post-traumatische Belastungsstörung. Während der Pandemie wird ihr alles zu viel und sie muss die Schule abbrechen. "Ich war auf mich allein gestellt", erzählt sie PULS 24. Auch nach einem kurzen Aufenthalt auf einer stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie, erhielt Kiana keinen Therapieplatz.
Mit "Change for the Youth" fordert sie gemeinsam mit ihren Freunden bessere Pflegebezahlung, kontrollierte Medikamentenausgabe und vor allem mehr Psychotherapie auf Krankenkasse. In Österreich gibt es derzeit 437 vollstationäre Plätze für etwa 1,64 Millionen Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren.
Jugendpsychiatrische Anlaufstellen:
- Rat auf Draht: Telefonnummer: 147
- Telefonseelsorge: Telefonnummer: 142
- Gesund aus der Krise: Zentrale Anlaufstelle, um auf geeignete Beratungs- und Behandlungsstellen weiter verwiesen zu werden.
- Krisenzentren für Kinder und Jugendliche in Wien
- MA11-Wiener Kinder-und Jugendhilfe
Zusammenfassung
- Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es zu wenige Kassenplätze und zu wenige Betten in der stationären Versorgung.
- Unter der Situation leiden sowohl Patient:innen wie auch Ärzt:innen.
- Das Projekt "Change for the Youth" gegründet von Jugendlichen, will auf dieses Leid jetzt aufmerksam machen und fordert Veränderung.