Zu wenig Lehrpersonal: "Nur 7 Kinder mit Muttersprache Deutsch"
Das Schuljahr ist brandneu, die Probleme sind dieselben wie vor dem Sommer. In der Volksschule Alxingergasse im 10. Wiener Gemeindebezirk sucht man händeringend nach mehr Personal.
Nur sieben der mehr als 200 Schüler:innen hat Deutsch als Muttersprache, viele von ihnen sind von einer Flucht aus Kriegsgebieten traumatisiert. Sie bräuchten zusätzliche Unterstützung - die Kapazitäten dafür sind allerdings denkbar knapp.
"Wir freuen uns auf jedes einzelne Kind", macht Direktorin Susanna Heinrich klar. Grundsätzlich starte man auch "mit einen guten Gefühl" in den ersten Schultag, immerhin stünde in jeder Klasse eine Klassenlehrerin. Aber man wisse natürlich: Zusätzliches Personal gibt es keines.
Für "Unterstützungsstunden, die den Kindern zustehen und die sie auch dringend brauchen", hoffe man auf mehr Bewerber:innen bei der nächsten Ausschreibung.
Hoher Bedarf an Deutschkursen
Mit nur sieben Kindern mit deutscher Muttersprache gäbe es einen hohen Bedarf an Deutschkursen und Deutschklassen, so Heinrich. Der Schulalltag sei "schwierig und es wird immer schwieriger".
Eigentlich sollten die Klassenlehrer:innen von Begleitlehrer:innen unterstützt werden: "Dafür müssen wir natürlich schauen, dass wir schleunigst im nächsten Anstellungsfenster Personal bekommen."
Familiennachzug sorgt für steigende Schülerzahlen
Wie viele Schüler:innen genau in diesem Schuljahr unterrichtet werden müssen, weiß die Direktorin am Beginn des ersten Schultages noch gar nicht. "Als ich gegangen bin, waren es 231". Viele seien aktuell zur Einschreibung in der Direktion.
Die Schüler:innenzahl sei jedenfalls wieder gestiegen. "Wir hatten mal 25, das wurde jetzt aufgrund des Familiennachzugs angehoben", schildert Heinrich. "In meinen ersten Klassen sitzen jetzt zum Beispiel 28 Kinder". Da sei nur eine einzelne Person als Klassenlehrerin "natürlich eine sehr große Herausforderung".
Der Familiennachzug habe sie alle "nochmal ein bisschen an unsere Grenzen gebracht".
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"Meine Pädagoginnen machen wirklich Multitasking. Die sind Klassenmama, vermitteln den Lehrstoff, versuchen emotional die Kinder aufzufangen." Viele der Kinder hätten Fluchterfahrung und seien traumatisiert. Sie bräuchten sozial und emotional Unterstützung. "Ich bin irrsinnig stolz, dass mein Team das – noch – schafft", so die Direktorin mit Betonung auf "noch".
Eine Beratungslehrerin komme für sieben Stunden pro Woche, ausreichend sei das nicht. Man habe zudem weder Streetworker:innen, noch Sozialarbeiter:innen, dabei sei das "ein ganz wichtiger Ansatz, um auch die Klassenlehrerinnen zu entlasten".
Ohne die Eltern "geht nix"
Viele Eltern brachten ihre Kinder liebevoll und samt Schultüten zum ersten Schultag, doch beim Lernen unterstützen können dann nur "sehr wenige", wie Heinrich erklärt. "Die Eltern leben Großteils hier in ihren Communities und sind der deutschen Sprache nicht so mächtig." Es gebe auch Elternteile, die nicht lesen oder schreiben könnten. Einige von ihnen könnten selbst die Namen ihrer Kinder nicht auf Listen erkennen.
Da seien auch Einladungen oder Vorladungen in die Schule immer "negativ behaftet", weil sich die Mütter und Väter unwohl fühlen. "Es funktioniert nicht bei allen Kindern, aber wir bemühen uns, die Eltern ins Boot zu holen. Denn ohne die geht nix".
Schulstart: Zu wenig Deutsch?
Zusammenfassung
- Im Osten Österreichs hat am Montag die Schule wieder begonnen.
- In der Volksschule Alxingergasse in Wien-Favoriten drücken ab jetzt wieder rund 230 Kinder die Schulbank - Deutsch als Muttersprache haben nur sieben von ihnen.
- Dadurch gebe es einen großen Bedarf an Deutschförderunterricht, wofür aber zu wenige Lehrer:innen vorhanden sind.
- Es mangelt auch an Personal, um die vielfach traumatisierten Schüler:innen zu unterstützen.