Hitze, Ohnmacht, Kreislaufkollaps: Wo es in Europa am heißesten ist
Der Sommer 2022 war der heißeste seit Aufzeichnungsbeginn. Wie eine Studie des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) zeigt, soll die extreme Hitze im Jahr 2022 allein in Europa 60.000 Hitzetote gefordert haben. Und auch derzeit werden weltweit Temperaturrekorde gebrochen. Gerade beliebte Urlaubsländer werden derzeit von einer Hitzewelle getroffen.
Griechenland: Bis zu 45 Grad in Athen
Ab Freitag sollen die Temperaturen in weiten Teilen Griechenlands auf über 40 Grad steigen. In der Hauptstadt Athen könnten am Samstag Höchsttemperaturen von bis zu 45 Grad erreicht werden, wie der Wetterdienst des Landes am Dienstag mitteilte. Die Behörden mahnen Einwohner und Touristen zur Vorsicht und empfehlen, starke körperliche Belastungen zu vermeiden.
Viele Städte und Gemeinden werden klimatisierte Hallen öffentlich zugänglich machen, damit Menschen Zuflucht suchen können, die keine Klimaanlage haben. Verschiedene Gewerkschaften forderten, den Freitag wegen der Hitze zum freien Tag zu erklären. Die Regierung hat sich dazu jedoch noch nicht geäußert. Die Menschen sind angehalten, nach Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. Arbeitgeber wurden aufgefordert, ihren Beschäftigten keine schweren körperlichen Tätigkeiten im Freien zuzumuten.
Wie lange die Hitzewelle andauern wird, können Meteorologen noch nicht sagen. Sie befürchten jedoch, dass sich die hohen Temperaturen bis zu zehn Tage lang halten könnten. Immerhin ist die Feuergefahr bisher nicht hoch. In Griechenland hatte es bis vor wenigen Wochen immer wieder stark geregnet.
Spanien: Bereits mehrere Hitzetote
In Spanien klettern die Temperaturen mit Wochenbeginn wieder in die Höhe. Nach Angaben des spanischen Wetterdienstes Aemet vom Montag verursacht aus Nordafrika strömende heiße Luft die extreme Hitze, die mindestens bis Mittwoch anhalten soll.
"Sowohl in weiten Teilen der spanischen Halbinsel als auch auf den Balearen herrscht am Montag und Dienstag starke Hitze mit Temperaturen zwischen 38 und 40 Grad", teilte ein Aemet-Sprecher mit. "In Teilen Andalusiens und von Aragon werden zwischen 42 und 44 Grad erreicht."
Erst vor weniger als zwei Wochen ächzte Spanien unter der ersten Hitzewelle des Sommers, bei der die Temperaturen in Teilen Andalusiens auf über 44 Grad stiegen. Durch die starke Hitze gab es mehrere Todesopfer, einige spanische Regionen wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Vergangenes Jahr verzeichnete Spanien den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1916. Experten gehen davon aus, dass Spanien eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder sein wird. Neben einer Zunahme von Hitzewellen leidet das Land unter einem besorgniserregenden Mangel an Niederschlägen.
Hitzenotstand in Italien: Kreislaufzusammenbrüche und Ohnmachtsanfälle
Auch die Italiener stöhnen unter der sengenden Sonne. Eine Hitzewelle mit Temperaturen um 43 Grad Celsius lässt das ganze Land schwitzen. Die Meteorologen haben die Hitzewelle "Cerberus" genannt, wie den mehrköpfigen Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Sie wird mindestens bis zum kommenden Wochenende andauern.
Auf Sardinien wurden am Dienstag 43 Grad gemessen. Allein in Rom mussten Rettungskräfte Dutzende Male ausrücken, vor allem um älteren Menschen Hilfe zu leisten. Zahlreiche Senioren erlitten Kreislaufzusammenbrüche und Ohnmachtsanfälle. Auch in den Notaufnahmen der Mailänder Spitäler wurden etliche Ältere behandelt, die an akutem Flüssigkeitsmangel, Herz- und Kreislaufproblemen oder Atembeschwerden litten.
Für die größeren Städte rief das Gesundheitsministerium den Hitzenotstand aus. Die jeweiligen Vorsorgeprogramme in den Städten sollten deshalb überall für Senioren und Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen gelten, um einem Anstieg der Sterbefälle durch die Gluthitze vorzubeugen.
Österreich: Hitzerekord in Niederösterreich
In Österreich wurde die bisher höchste Temperatur in Niederösterreich verzeichnet. 38,1 Grad wurden laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am 10.07.2023 in Seibersdorf im Bezirk Baden gemessen. Die 1.559-Einwohner-Gemeinde hält damit den neuen Hitzerekord in diesem Jahr in Österreich.
Höchsttemperaturen am 12.07.2023
Laut wetter.de:
- Wien: 33 °C
- Rom: 35 °C
- Madrid: 35 °C
- Athen: 39 °C
- Belgrad: 35 °C
- Zagreb: 33 °C
- Ankara: 30 °C
- Lissabon: 27 °C
- Berlin: 27 °C
- Paris: 26 °C
Das niedrigste Wetter wurde am Mittwoch auf Tórshavn auf der Halbinsel Färöer verzeichnet. Hier betrug die Höchsttemperatur 12 °C.
Experten: Extremwetterereignisse drohen
Experten zufolge drohen Europa wegen der hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik verstärkt Extremwetterereignisse. Der Nordatlantik sei einer der wichtigsten Treiber extremer Wetterlagen, sowohl in Europa als auch an der Ostküste Nordamerikas, erklärte der Chef der Klimabeobachtung bei der Weltwetterorganisation (WMO), Omar Baddour. Mit solch hohen, teils extremen Temperaturen steige die Gefahr von Starkregen-Ereignissen und Hurrikans.
Die Oberflächentemperaturen im Nordatlantik lagen den WMO-Daten zufolge im Juni 0,9 Grad über dem langjährigen Durchschnitt, im Nordosten (etwa von Irland bis Nordspanien) sogar 1,36 Grad. Vor Irland gab es im Juni Hitzewellen im Meer mit bis zu fünf Grad höheren Temperaturen als im Durchschnitt vergangener Jahre, ehe die Temperatur wieder zurückging.
Die hohe Ozeantemperatur und der dramatische Rückgang der Meereis-Ausdehnung in der Antarktis seien zutiefst beunruhigend, sagte Michael Sparrow, Leiter der Klimaforschung bei der WMO. Zwar sei bekannt, dass die Pazifiktemperatur mit dem Wetterphänomen El Niño steigt, das sich zur Zeit wieder aufbaut. Klar sei auch, dass dies gewisse Auswirkungen auf andere Meere hat, weil die Ozeane alle verbunden sind.
Zusammenfassung
- Die Temperaturen steigen, Hitzerekorde werden auch in diesem Sommer gebrochen.
- Gerade beliebte Urlaubsländer werden derzeit von einer Hitzewelle getroffen.
- Eine Übersicht darüber, wo es in Europa gerade am heißesten ist.