APA/HELMUT FOHRINGER

Deutschland: Drittel der jungen Männer findet Gewalt an Frauen "akzeptabel"

33 Prozent der jungen Männer finden es laut einer aktuellen Studie "akzeptabel", wenn mal "die Hand ausrutscht". Diese Ergebnisse sorgen in Deutschland gerade für Gesprächsbedarf, häufen sich doch die bekanntgewordenen Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe aktuell wieder.

Erschreckende Ergebnisse lieferte eine aktuelle Studie aus Deutschland: Für jeden dritten Mann ist es akzeptabel, im Streit mit der Partnerin handgreiflich zu werden. Ebenso geben 34 Prozent an, dass sie schon mal Gewalt angewandt haben, um einer Frau Respekt einzuflößen. Zudem findet es fast die Hälfte wichtig, in einer Partnerschaft immer das letzte Wort haben.

Die Studie der "Organisation Plan International Deutschland" liegt den Funke-Zeitungen vor. Es wurden 1.000 Männer und 1.000 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren Mitte März 2023 zum Thema "Männlichkeit" befragt. Sie seien repräsentativ ausgewählt worden, heißt es. Die Teilnehmenden leben in verschiedenen Regionen Deutschlands und haben unterschiedliche Bildungsabschlüsse.

Toxisches Männlichkeitsbild

Die Studienergebnisse liefern demnach auch eine mögliche Erklärung für die erschreckenden Ansichten vieler junger Männer: So unterliegen viele von ihnen einem fragwürdigen Männlichkeitsbild. Männer sollen demnach muskulös und groß sein, viel Geld verdienen und keine Schwächen zeigen. Dieses Bild habe Auswirkungen auf Gewalt in der Partnerschaft oder auf den Umgang mit Menschen anderer sexueller Orientierung als der eigenen. Ein toxisches Männlichkeitsbild also.

Über die Hälfte der Befragten sieht ihre Rolle darin, genug Geld zu verdienen – um den Haushalt solle sich hauptsächlich die Partnerin kümmern. 51 Prozent hätten zudem angegeben, dass sie schwach und angreifbar seien, wenn sie Gefühle zeigen würden, heißt es weiter. Dabei sagten 63 Prozent, dass sich manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlen würden. Überdies äußerten die Befragten demzufolge eine hohe Abneigung gegen das öffentliche Zeigen von Homosexualität. 48 Prozent gaben an, dass sie sich davon "gestört" fühlen.

"Gemeinsam für positive Veränderung sorgen"

An ihrer eigenen Einstellung zweifeln nur wenige. Fast 90 Prozent der Teilnehmer sind mit dem eigenen Männerbild zufrieden. Aber: Es gibt auch Bereitschaft für Wandel. Fast alle Personen sagen, dass sie den Druck für eine Veränderung spüren. Über die Hälfte gibt an, sich weiterentwickeln zu wollen.

Alexandra Tschacher, Sprecherin von Plan International Deutschland, sagt gegenüber der "Berliner Morgenpost": "Die klassischen Rollenbilder sind eben doch noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert." Das müsse sich in Zukunft ändern. "Das Bemerkenswerte an den Ergebnissen unserer Befragung ist, dass dieses konservative Denken bei einem überraschend hohen Anteil gerade der jungen Männer vorherrscht." Es sei deshalb wichtig, gemeinsame Wege zu finden. "Wenn wir, wie jetzt, die Probleme aufzeigen, können wir daran arbeiten und gemeinsam mit den Männern für positive Veränderung sorgen."

ribbon Zusammenfassung
  • 33 Prozent der jungen Männer finden es laut einer aktuellen Studie "akzeptabel", wenn mal "die Hand ausrutscht".
  • Diese Ergebnisse sorgen in Deutschland gerade für Gesprächsbedarf, häufen sich doch die bekanntgewordenen Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe aktuell wieder.