Corona: Immer mehr jüngere Spitalspatienten
Die vierte Welle hat nicht nur allgemein für mehr Patienten in Spitälern und auf Intensivstationen gesorgt, sondern auch für deutlich mehr junge Patienten.
So sind im Jahr 2021 in Niederösterreichs Kliniken 87 Corona-Patienten bis neun Jahre behandelt worden, davon vier intensivmedizinisch. Im Alter von zehn bis 19 Jahren kamen nach Angaben der Landesgesundheitsagentur (LGA) 102 Covid-Erkrankte ins Spital, davon zwei auf die Intensivstation. Das war ein deutlicher Anstieg gegenüber 2020, als 14 Corona-Patienten bis neun Jahre und 49 von zehn bis 19 Jahren in Kliniken behandelt wurden, je zwei davon intensivmedizinisch.
Im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Landeskrankenhauses Salzburg war die vierte Corona-Welle im Herbst 2021 die mit Abstand heftigste. Im letzten Jahresviertel waren in Summe 35 Kinder wegen Covid stationär in Behandlung, das ist beinahe die Hälfte aller Fälle im Jahr 2021, in dem insgesamt 80 Kinder und Jugendliche im Bundesland mit dieser Diagnose hospitalisiert waren, sagte der Leiter Daniel Weghuber am Mittwoch zur APA. Die im Spital behandelten Kinder seien "um ein Vielfaches" mehr gewesen als noch im ersten Corona-Jahr 2020, bestätigt auch er.
Zwei Drittel der Kinder im Spital ohne Vorerkrankungen
Zwei Drittel der Kinder, die während der vierten Welle ins Spital mussten, hatten keinerlei Vorerkrankungen. "Das jüngste Kind, das wir stationär behandelt haben, war zwei Wochen alt. Es wäre fast gestorben", schilderte Weghuber. Ein junger Patient hat die Erkrankung nicht überlebt. Und jedes dritte Covid-Kind am Uniklinikum - konkret waren es zwölf - litt am Hyperinflammationssyndrom PIMS, das ist eine überschießende Immunreaktion nach einer Covid-Erkrankung. Alle diese Kinder haben intensivmedizinisch behandelt werden müssen, so der Klinik-Vorstand.
"Kinder und Jugendliche erkranken im Vergleich zu Erwachsenen seltener. Und wenn sie erkranken, dann weniger schwer an Covid-19", teilte Karl Zwiauer, Impfexperte der LGA und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, mit.
Vor allem Entzündungssyndrom MIS-C belastet viele Kinder schwer
Vor allem schwere Krankheitsverläufe im Rahmen des Multisystem-Inflammationssyndroms (MIS-C) seien jedoch "eine schwere Belastung für Kinder". MIS-C gehe mit schweren Entzündungszeichen und mit Beteiligung vieler Organsysteme wie Herz, Lunge, Magen-Darm-Trakt und Gerinnungsstörungen einher und wurde laut Zwiauer mit einer Häufigkeit von 1:1.000 Kindern und Jugendlichen mit positivem Corona-Test beschrieben. Das Krankheitsbild trete üblicherweise drei bis sechs Wochen nach einer Infektion auf.
Außerdem "mehren sich Hinweise, dass auch Kinder und Jugendliche nach milden oder asymptomatischen Verläufen langfristig unter den Folgen einer Covid-19-Erkrankung ("Long Covid") leiden können", teilte der Experte mit. Zwiauer betonte weiters, dass durch die Impfung von Kindern und Jugendlichen Infektionen und damit auch Maßnahmen wie Schulschließungen oder Einschränkungen im sozialen Leben vermieden werden können.
Aufforderung, Kinder impfen zu lassen
In Vorarlberg mussten infolge einer Corona-Erkrankung bisher rund zehn Kinder auf Multi-Entzündungserkrankungen (PIMS) behandelt werden. Rund 15 Prozent aller angesteckten Kinder leiden einen Monat nach einer Infektion noch an Long-Covid-Symptomen wie Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen, nach drei Monaten sind es noch zehn Prozent. Die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft sprach sich auf APA-Anfrage gerade auch deshalb nachdrücklich für die Impfung von Kindern aus.
Aktuell, also am Beginn der fünften Welle, ist die Situation sowohl in Salzburg als auch in NÖ hingegen noch ruhig. Nur vereinzelt würden derzeit Kinder mit der Diagnose Covid aufgenommen, mit Stand Mittwoch etwa sei kein einziges Kind in stationärer Behandlung.
Zusammenfassung
- In den jüngsten Wellen durch die Delta- und Omikron-Welle stieg auch die Zahl der jüngeren Patienten in Spitälern. In NÖ gab es 2021 ein deutliches Plus gegenüber 2020. Auch in Salzburg habe man "um ein Vielfaches" mehr Kinder im Spital und in Intensivstationen gehabt.