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Luxusacht-Unglück: Ermittlungen wegen Totschlags

Nach dem Tod des britischen Software-Unternehmers Mike Lynch und sechs weiterer Menschen beim Untergang einer Luxusjacht vor Sizilien ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft wegen Totschlags.

Die Untersuchung richte sich derzeit nicht gegen eine einzelne Person, berichtete der im Fall ermittelnde Oberstaatsanwalt der sizilianischen Stadt Termini Imerese, Ambrogio Cartosio, bei einer Pressekonferenz am Samstag.

Das Schiff sei in weniger als einer Minute nach einer plötzlichen Fallböe gesunken. Es habe sich um ein "plötzliches Wetterereignis" gehandelt, das von Meteorologen nicht vorgesehen worden war, sagte Cartosio.

Jacht soll geborgen werden

Der Eigentümer der "Bayesian", eine Gesellschaft im Besitz von Angela Bacares, 57-jährige Ehefrau des beim Unglück verstorbenen Milliardärs Mike Lynch, will das Wrack bergen, erklärten die Staatsanwälte. Bacares konnte sich beim Unglück retten. Privatfirmen seien bereits kontaktiert worden, die die Bergung durchführen könnten.

Der erste Schritt sei die Entleerung der Treibstofftanks, um Umweltschäden zu vermeiden. Danach müsse den italienischen Behörden ein Bergungsplan vorgelegt werden. Die Bergung sei unter anderem aus ökologischen Gründen notwendig, erklärte Staatsanwalt Cartosio.

Todesopfer sollen geschlafen haben

Das Schiff liegt auf der rechten Seite. Fünf Leichen wurden in der ersten der sechs Kabinen auf der linken Seite des Schiffes entdeckt. Das letzte Opfer, die 18-jährige Tochter des britischen Milliardärs Lynch, Hannah Lynch, wurde in der dritten Kabine geborgen, sagte Girolamo Bentivoglio Fiandra, Kommandant der Feuerwehr von Palermo.

Vermutet wird, dass die Passagiere, die sich nicht retten konnten, zur Zeit des Unglücks schliefen und daher in der Kabine waren. "Wir untersuchen dies noch auf der Grundlage der Berichte der Überlebenden", sagte Raffaele Cammarano, Staatsanwalt von Termini Imerese, der die Untersuchung des Schiffbruchs koordiniert.

Video: Jacht-Unglück vor Palermo

Die Bergung sei eine Spitzenleistung der Taucher gewesen, die unter sehr schwierigen Bedingungen arbeiten mussten, betonten die Ermittler. 123 Mal mussten Taucherpaare in die Jacht eindringen, um die Leichen zu suchen, berichteten die Behörden.

Lynch-Familie dankte italienischen Behörden

Die Familie Lynchs dankte den italienischen Behörden für ihre Unterstützung. "Wir danken der italienischen Küstenwache und allen, die zur Rettung beigetragen haben", heißt es in einer Erklärung, die von italienischen Medien veröffentlicht wurde.

"Als Mitglieder der Familie Lynch sind wir am Boden zerstört, stehen unter Schock und werden von unserer Familie und unseren Freunden getröstet und unterstützt. Unsere Gedanken sind in dieser Zeit bei allen, die von der Tragödie betroffen sind. Wir bitten nun darum, dass unsere Privatsphäre respektiert wird."

Sieben Todesopfer

Die Suche nach der letzten vermissten Person nach dem Untergang des Segelschiffs "Bayesian" in den Gewässern vor Palermo ist am Freitag zu Ende gegangen. Taucher drangen in den Schiffsrumpf ein und bargen die Leiche von Hannah Lynch. Damit stieg die offizielle Bilanz der Todesopfer auf sieben. 15 Personen konnten sich retten.

Bei den Todesopfern handelt es sich neben Lynch und seiner Tochter um den hochrangigen Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, um den Anwalt Chris Morvillo und dessen Frau Nada. Bereits am Montag war die Leiche des Bordkochs gefunden worden.

ribbon Zusammenfassung
  • Beim Untergang der Luxusjacht 'Bayesian' vor Sizilien starben sieben Menschen, darunter der britische Unternehmer Mike Lynch und seine Tochter Hannah. 15 Personen konnten sich retten.
  • Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags, nachdem das Schiff in weniger als einer Minute nach einer plötzlichen Fallböe sank. Die Untersuchung richtet sich derzeit nicht gegen eine einzelne Person.
  • Die Bergung der Leichen war eine Spitzenleistung der Taucher, die 123 Mal in die Jacht eindrangen. Die Familie Lynch dankte den italienischen Behörden für ihre Unterstützung und bat um Privatsphäre.