Bei Geburt verkauft: Zwillinge finden einander dank Tiktok
Ano Sartania und Amy Khvitia stammen aus Georgien und wussten 19 Jahre lang nichts voneinander. Bei der Geburt wurden die beiden Mädchen getrennt und von einem illegalen Adoptionsring verkauft.
Wiedersehen dank TikTok
Die Geschichte begann, als Amy zwölf Jahre alt war. In der Sendung "Georgia’s Got Talent" sah sie ein Mädchen, das genauso aussah wie sie. Als sie ihre Mutter darauf ansprach, meinte diese nur: "Jeder hat einen Doppelgänger".
Im November 2021 ließ sich Amy ein Piercing stechen und postete ihrerseits ein Video davon auf TikTok. Ein Freund von Ano entdeckte das Video und schickte es ihr. Die machte sich schließlich auf die Suche nach der jungen Frau, die ihr so ähnlich sah.
Dank der Facebook-Seite "Vedzeb" ("Ich suche") schafften es die jungen Frauen schließlich Kontakt zueinander aufzunehmen. Dabei kamen sie auf zahlreiche Gemeinsamkeiten und fanden heraus, dass sie tatsächlich Zwillinge sind.
Babys an illegalen Adoptionsring verkauft
Nachdem Ano und Amy wieder vereint waren, stellten sie Nachforschungen über ihre Familie an. 2023 gab es schließlich ein Wiedersehen mit ihrer leiblichen Mutter, die mittlerweile in Deutschland lebt. Diese erzählte ihnen, wie sie nach der Geburt in ein Koma gefallen war und ihr nach dem Aufwachen gesagt wurde, ihre Babys seien gestorben.
In Wirklichkeit wurden die Mädchen aber von einem illegalen Adoptionsring verkauft. 2002 wurden sie im Abstand von wenigen Wochen von unterschiedlichen Familien adoptiert und verbrachten ihr bisheriges Leben getrennt voneinander: Ano in der georgischen Hauptstadt Tbilisi und Amy in der kleinen Küstenstadt Zugdidi.
Über 100.000 Kinder illegal adoptiert
Anos und Amys Geschichte sei kein Einzelfall, wie die Gründerin der Facebook-Seite gegenüber "La Repubblica" erklärte. Zwischen den 1950er-Jahren und den früher 2000ern seien in Georgien über 100.000 Kinder zur illegalen Adoption freigegeben worden, schätzt sie. Müttern wurde erzählt, ihre Kinder seien gestorben. Genaue Zahlen gibt es keine. Viele der Kinder sollen so auch in den USA, in Europa und in Kanada gelandet sein. Es wird vermutet, dass an dem lukrativen System neben Klinikpersonal auch Beamte und Politiker beteiligt waren. Die Adoptiveltern hätten oft keine Ahnung gehabt, dass ihre Kinder den rechtmäßigen Eltern weggenommen wurden.
Im Jahr 2005 änderte Georgien sein Adoptionsrecht und verschärfte 2006 die Gesetze zur Bekämpfung des Menschenhandels, wodurch illegale Adoptionen erschwert wurden.
Zusammenfassung
- Die Zwillingsschwestern Ano und Amy wurden bei der Geburt voneinander getrennt und von einen illegalen Adoptionsring verkauft.
- 19 Jahre lang wussten sie nichts voneinander - bis sie sich durch eine Reihe glücklicher Zufälle auf der Social-Media-Plattform TikTok wiederfanden.
- Anos und Amys Geschichte ist kein Einzelfall.
- Zwischen den 1950er-Jahren und den früher 2000ern seien in Georgien über 100.000 Kinder zur illegalen Adoption freigegeben worden.