Ärzte ohne Grenzen: Gaza-Spitäler "überfüllt"

Während die Angriffe weitergehen, breitet sich die Hungersnot im Gazastreifen immer mehr aus. Die Hilfslieferungen per Luftweg reichen nicht aus, sagt Franz Luef, Einsatzleiter bei Ärzte ohne Grenzen, im Gespräch mit PULS 24. Besonders groß sei die Furcht vor der geplanten Bodenoffensive in Rafah, wo sich viele Palästinser: innen aufhalten. "Es gibt keinen sicheren Platz in Gaza", sagt er.

Die verheerende Versorgungslage im Gazastreifen spitzt sich weiter zu. Das UNO-Kinderhilfswerks UNICEF berichtete am Dienstag von "völlig abgemagerten Kindern". Die Hungerkrise grassiert, Lkws mit Hilfslieferungen stünden an der Grenze, können aber nicht in den Gazastreifen hineinfahren. 

Der Landweg sei für eine kontinuierliche Versorgung mit Hilfslieferungen aber unumgänglich, erklärt Franz Luef, Einsatzleiter bei Ärzte ohne Grenzen. Der von der EU eingerichtete Seekorridor für Hilfslieferungen von Zypern aus, würde zwar begrüßt werden, sei aber nicht ausreichend. Gerade im Norden Gazas sei keine kontinuierliche Versorgung möglich.

"Streit und Konflikte" um Hilfslieferungen  

Die Hilfslieferungen per Luftweg seien umkämpft, schildert er. Ärzte ohne Grenzen sei im Süden Gazas stationiert. Dort erlebe er, wie Menschen Richtung Küste stürmen, wo viele der Hilfslieferungen landen. "Viele springen ins Meer, es kommt zu Konflikten und Streit", erzählt Luef. 

Es brauche die Hilfslieferungen, die per Lkw an der Grenze stehen, sagt er. Vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erreichten etwa 800.000 Lkws mit Hilfslieferungen täglich den Gazastreifen. Heute sind es nur mehr 150 Lkws. "Das ist bei weitem viel zu wenig", betont er. 

Immer mehr Menschen leiden an Unterernährung 

Denn die Hungersnot breite sich aus, so Luef. "Im Rahmen unserer medizinischen Versorgung sehen wird, dass immer mehr Menschen an Unterernährung leiden". Ärzte ohne Grenzen sei besorgt, wie es weitergehen wird. 

Auch die medizinische Versorgung werde immer schlechter. In Rafah, wo sich derzeit 1,5 Millionen Menschen aufhalten, da sie vom Norden in den Süden geflüchtet waren, sind Gesundheitseinrichtungen für eine Personenzahl von 300.000 ausgelegt. "Wir versuchen unser Bestes", hält er fest. Doch die Einrichtungen seien "heillos überfüllt", das Abwassersystem "überfordert". "Es scheitert an allem, es ist eine katastrophale Lage", bedauert Luef. 

"Es gibt keinen sicheren Platz in Gaza" 

Gerade dort, wo viele Palästinser:innen derzeit zusammengepfercht leben, plant Israel eine großangelegte Bodenoffensive. Die Furcht der Menschen sei groß, sagt der Einsatzleiter. Viele der Menschen seien bereits zwei-, dreimal vertrieben worden. "Sie wissen nicht mehr, wohin", sagt er. "Es gibt derzeit keinen sicheren Platz in Gaza".

Angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer und einer drohenden Hungersnot forderte der UN-Sicherheitsrat in einer Resoultion erstmals seit Beginn des Kriegs eine Waffenruhe. 

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit rund 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Dabei verschleppten sie auch rund 250 Menschen als Geiseln.

Video: EU-Staaten fordern Waffenruhe

ribbon Zusammenfassung
  • Während die Angriffe weitergehen, breitet sich die Hungersnot im Gazastreifen immer mehr aus.
  • Die Hilfslieferungen per Luftweg reichen nicht aus, sagt Franz Luef, Einsatzleiter bei Ärzte ohne Grenzen, im Gespräch mit PULS 24.
  • Immer mehr Menschen leiden an Unterernährung. Besonders groß sei die Furcht vor der geplanten Bodenoffensive in Rafah, wo sich viele Palästinser: innen aufhalten.
  • "Es gibt keinen sicheren Platz in Gaza", sagt er.