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5.900 verletzte Mountainbiker mussten 2022 ins Krankenhaus

Mit den wärmeren Temperaturen beginnt auch wieder die Mountainbike-Saison. Rund 5.900 Mountainbiker verletzten sich im Vorjahr bei Unfällen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Nach dem Outdoor-Boom während der Corona-Pandemie im Rekordjahr 2021 mit 8.500 Verletzten sind im Vorjahr die Zahlen wieder gesunken, so das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Zwölf Mountainbiker starben 2022.

Meiste Unfälle im Sommer

In den vergangenen zehn Jahren sind durchschnittlich acht Mountainbiker pro Jahr ums Leben gekommen. Die meisten Mountainbike-Unfälle passieren in den Sommermonaten, 83 Prozent der Verletzten sind Männer. 40 Prozent der Verletzten müssen stationär behandelt werden, so das KFV. Die Zahlen stammen aus der Injury Database Austria (IDB Austria), einer statistischen Erhebung des KFV, für die strukturierte Interviews in ausgewählten Ambulanzen österreichischer Spitäler durchgeführt werden.

Mit der steigenden Zahl der Mountainbiker kam es in den vergangenen Jahren auch immer wieder zu Konflikten auf den Wegen. Fast die Hälfte der Fläche Österreichs - knapp 48 Prozent - ist mit Wald bedeckt. Das österreichische Forstgesetz von 1975 regelt, dass grundsätzlich jeder den Wald zu Erholungszwecken betreten und sich dort aufhalten darf. Das gilt für Fußgänger. Radfahrer oder auch Reiter benötigen die Zustimmung des Waldeigentümers. Somit sind auch Forststraßen prinzipiell tabu, außer sie sind für Radfahrer explizit erlaubt.

Knapp 30.000 von 120.000 Kilometern Forststraße sind für Radfahrer legal befahrbar. Dass Schritt für Schritt mehr Wege freigegeben werden, dafür braucht es Lenkungsmaßnahmen, sagte Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Recht- und Normen im KFV, bei einem Online-Pressegespräch am Mittwoch. Schließlich dürfe "auf allen freigegebenen Wegen die Sicherheit nicht zu kurz kommen".

Primär haften Mountainbiker selbst

Auf den Forststraßen "kann es zu Konflikten und wunderbaren Begegnungen kommen", meinte der Experte. Um Auseinandersetzungen zu vermeiden, "ist es hilfreich, wenn jeder weiß, was er darf". Wer im Wald unterwegs ist, muss auch mit typischen Gefahren wie herausstehenden Wurzeln rechnen. Bei Unfällen kann der Wegehalter nur in Einzelfällen verantwortlich gemacht werden, sagte Kaltenegger. Eigentlich haftet der Grundeigentümer nahezu nie. Primär haften Mountainbiker selbst.

Die Straßenverkehrsordnung (StVO) gilt auf Forststraßen prinzipiell immer, ist aber nur eingeschränkt anzuwenden. Deshalb ist laut Kaltenegger die Angst mancher Grundeigentümer, dass mit der Erlaubnis des Mountainbikens auf ihrer Forststraße dann auch die StVO gilt und damit neue aufwändige Regeln, wie etwa Kennzeichnungspflicht von Hindernissen, Beleuchtung bestimmter Straßenstellen usw., unbegründet.

Befahren Mountainbiker illegal einen Forstweg, darf der Grundeigentümer diese Personen anhalten und wegweisen. Beeidete Forstschutzorgane, also Förster, haben mehr Möglichkeiten, sie können Radfahrer anhalten, einen Ausweis verlangen und im Extremfalls sogar eine Festnahme vornehmen, erläuterte der Experte. Bei Konflikten rät Kaltenegger dazu, das Gespräch mit Mountainbikeorganisationen zu suchen sowie Förster beizuziehen.

Wanderwege prinzipiell tabu

Wanderwege sind für Mountainbiker prinzipiell tabu, außer der Weg ist als "Shared Trail" (gemeinsame Nutzung mit Wanderern) oder als "Trail" bzw. Mountainbikestrecke durch entsprechende Beschilderung ausgewiesen. Auf "Shared Trails" gilt ein gegenseitiges Rücksichtnahmegebot. Konkrete Regeln, wer welche Seite des Wegs benützt oder wohin ausweicht, gibt es nicht. Für Mountainbiker gilt der Ehrenkodex, dass sie Wanderern oder Reitern grundsätzlich den Vorrang einräumen, die Geschwindigkeit reduzieren und falls nötig auch anhalten, um gefahrloses Passieren zu gewährleisten, erläuterte Kaltenegger.

Kommt es zu einem Unfall, ist in der Hälfte der Fälle eine Fehleinschätzung die Ursache. Gegliedert nach Verletzungsarten rangieren unter den Top-3 Knochenbrüche (68 Prozent) gefolgt von Prellungen (zehn Prozent) und offenen Wunden (sechs Prozent). Am häufigsten sind die Schulter bzw. das Schlüsselbein von Verletzungen betroffen, 24 Prozent der Unfälle entfallen laut KFV auf diese Körperregionen, gefolgt von den Händen (16 Prozent). In der Steiermark und Oberösterreich landen mit rund 940 Mountainbikern jährlich die meisten Verletzten in den Spitälern, gefolgt von 890 in Tirol und 830 in Wien.

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  • Rund 5.900 Mountainbiker verletzten sich im Vorjahr bei Unfällen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.