Saudi-Millionen: Wie Janko sich entschieden hätte

Fußballer und Trainer tauschen vermeintliche Fußballromantik gegen Geldkoffer und kicken künftig für astronomische Gehälter in Saudi-Arabien. Über "Sportswashing" und "höchstpersönliche Entscheidungen" spricht Ex-ÖFB-Kapitän Marc Janko im PULS 24 Interview und verrät, ob er als Spieler so ein Angebot angenommen hätte.

In den letzten Wochen überschlugen sich die Vollzugsmeldungen auf dem Transfermarkt - immer mehr Top-Stars aus dem Fußball wechseln in die Wüste nach Saudi-Arabien. Für Karim Benzema heißt es in der kommenden Saison statt Real Madrid Ittihad Club, statt Champions League Saudi Pro League. Für Sadio Mané geht es vom FC Bayern zu Al Nasr, wo er fortan neben Cristiano Ronaldo auf Torjagd geht. 

Und auch die österreichische Bundesliga bleibt vom Saudi-Kaufrausch nicht verschont. Ex-Red Bull Salzburg-Trainer Matthias Jaissle sitzt fortan auf der Trainerbank von Al-Ahly. 

"Verdammt viel Geld haben sie zu bieten"

Doch warum entscheiden sich internationale Top-Stars trotz Millionengehältern, fortan in der Wüste zu kicken? "Verdammt viel Geld haben sie zu bieten", lautet das Fazit von Marc Janko, dem ehemaligen ÖFB-Teamkapitän, der jetzt Fußballexperte bei Sky ist. Saudi-Arabien ist "ein neuer Player am Markt, der unfassbar viel Geld hat", so Janko. Klar ist für ihn, dass alle, die nach Saudi-Arabien wechseln, dies nicht wegen Titeln oder der Kultur tun. Das habe allein "finanzielle Hintergründe". 

Ein ähnliches Phänomen zeigte sich in China vor einigen Jahren, als sich Vereine in der Chinese Super League mit einer ähnlichen Strategie verstärkten - ohne langfristigen Erfolg. Für Janko ist die Frage, ob bei den Saudis "dieser Kaufrausch anhalten wird" oder ähnlich wie in China nach wenigen Jahren wieder nachlasse. Was die finanziellen Ressourcen betrifft, ist sich Janko aber sicher: "Die werden einen langen Atem haben" - auch wegen Saudi Aramco, dem teilstaatlichen Ölkonzern. 

Saudi-Millionen im Fußball: Klopp schlägt Alarm

Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool, schlägt angesichts der Transferoffensive aus Saudi-Arabien Alarm. Denn das Transferfenster im Wüstenstaat ist länger geöffnet als in Europa. Auch Trainerkollege Thomas Tuchel vom FC Bayern München äußert sich zum Geldregen aus dem Wüstenstaat.

Sportswashing mit Boxen, Motorsport, Golf und Fußball

Aus Freude am runden Leder steckt Saudi-Arabien aber keine Unsummen in den Fußball. Das Ziel: Sportswashing, also das Aufpolieren des eigenen Ansehens mithilfe von Spitzensportlern. Damit könne man sich "schnell einmal ein besseres Image verschaffen", so Janko. Das machte Saudi-Arabien nicht nur im Fußball, sondern zum Beispiel auch im Golf, wo man eine Konkurrenz-Serie zur PGA-Tour aufbaute, die LIV.

Boxkämpfe finden immer öfter im Wüstenstaat statt und die Formel 1 gastiert mittlerweile auch in der saudischen Küstenstadt Jeddah. Der Ölkonzern Saudi Aramco ist außerdem einer der Hauptsponsoren der Formel 1 und Namenssponsor beim Rennstall Aston Martin.

Saudi-Millionen: Da kommt man zumindest "ins Grübeln"

Doch zurück zum Fußball: Für ein Vielfaches des bisherigen Gehalts nach Saudi-Arabien wechseln, hätte Marc Janko das in seiner aktiven Karriere gemacht? Diese Frage gibt Janko zurück an Moderatorin Bianca Ambros: Ob sie nicht auch zumindest "ins Grübeln kommen würde", wenn sie in einem Jahr so viel verdienen könnte wie sonst in 40.

Im Endeffekt sei es jedoch eine "höchstpersönliche Entscheidung". "In unserer Gesellschaft geht es halt leider um Geld", so Janko - auch wenn die kolportierten Summen "weit weg von Gut und Böse" seien.

"Ich hab absolut Verständnis", meint Janko im Hinblick auf Spieler, die sich für das große Geld entscheiden. Er versteht aber die Forderung, dass man "nach moralischen Werten handeln" solle. "Es ist ihr Beruf. Da geht es leider auch mal um Geld", so der ehemalige österreichische Torschützenkönig.

Janko: Debatte "zu kurz gegriffen"

Trotz all der berechtigten Kritik müssten wir "vor unserer eigenen Haustür kehren", so Janko. "Es ist ein leidiges Thema, wenn es ums Geld geht", die Debatte sei seiner Meinung nach nämlich "zu kurz gegriffen".

"Ich würde mir hier eine viel breitere Diskussion wünschen, weil es in vielen Bereichen in unserem täglichen Leben okay ist, wenn das Geld aus Saudi-Arabien kommt oder wenn wir dort investieren, wenn wir das Erdöl beziehen. Aber wenn es dann um den Sport geht, dann wird der Finger erhoben. Da tue ich mir ein bisschen schwer", analysierte der Ex-Fußballer.

ribbon Zusammenfassung
  • Fußballer und Trainer tauschen vermeintliche Fußballromantik gegen Geldkoffer und kicken künftig für astronomische Gehälter in Saudi-Arabien.
  • Über "Sportswashing" und "höchstpersönliche Entscheidungen" spricht Ex-ÖFB-Kapitän Marc Janko im PULS 24 Interview.
  • Saudi-Arabien ist "ein neuer Player am Markt, der unfassbar viel Geld hat", so Janko. Klar ist für ihn, dass alle, die nach Saudi-Arabien wechseln, dort nicht wegen Titeln oder der Kultur hin wechseln. Das habe allein "finanzielle Hintergründe". 
  • Aus Freude am runden Leder steckt Saudi-Arabien aber keine Unsummen in den Fußball. Das Ziel: Sportswashing, also das Aufpolieren des eigenen Images mit Hilfe von Spitzensportlern. Damit könne man sich "schnell einmal ein besseres Image verschaffen".
  • Trotz all der berechtigten Kritik müssten wir "vor unserer eigenen Haustür kehren", so Janko. "Es ist ein leidiges Thema, wenn es um's Geld geht", die Debatte sei seiner Meinung nach nämlich "zu kurz gegriffen".