Zustand des Papstes verbessert sich weiter
Zwar muss der Papst Audienzen auslassen, trotzdem ernennt er Bischöfe, veröffentlicht Mitteilungen und das sonntägliche Angelus-Gebet. Ein Rücktritt wegen seiner angeschlagener Gesundheit scheint vorerst nicht in Frage zu kommen. "Papst Franziskus dient in diesem Moment menschlicher Gebrechlichkeit der Kirche und Menschheit gewiss nicht weniger wirksam, als vorher, wenn auch in anderer Form", sagte der vatikanische Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten, Paul Richard Gallagher, bei einer Messe mit einigen beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern am Donnerstag.
In der Zwischenzeit hat sich der Heilige Stuhl entschieden, wegen des stabilen Zustands des Papstes die medizinischen Verlautbarungen zu beschränken. Seit Franziskus' Spitalseinlieferung vor 35 Tagen wurde vom Vatikan am Donnerstag erstmals keinerlei Mitteilung zur Gesundheit des Pontifex veröffentlicht. Der vatikanische Pressesaal in der Via della Conciliazione, der seit dem 14. Februar von morgens bis abends geöffnet war, schloss am Donnerstag bereits um 15.00 Uhr, wie es vor der Spitalseinlieferung des Papstes üblich war.
Die Hoffnung bleibt, dass der Papst so bald wie möglich in das Gästehaus Santa Marta im Vatikan zurückkehren kann, in dem er wohnt, um seine Behandlung in einer vertrauten Umgebung fortzusetzen. Da die nächtliche mechanische Beatmung diese Woche ausgesetzt werden konnte, wie die Ärzte des Gemelli-Krankenhauses berichteten, könnte eine Rückkehr in den Vatikan eine Möglichkeit sein. Es bleibt jetzt abzuwarten, was die Ärzte in ihrem nächsten Bulletin mitteilen werden - dies wird nicht vor nächster Woche erfolgen.
Angelus-Gebet fällt zum fünften Mal aus
Das Sonntagsgebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz fällt an diesem Sonntag zum fünften Mal hintereinander aus und wird im Wortlaut veröffentlicht. Niemand kann genau sagen, wann Franziskus wieder in der Lage sein wird, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Zu Gesicht hat man ihn seit seiner Einlieferung am 14. Februar ins Spital nicht mehr bekommen. Am Sonntag hatte der Vatikan lediglich ein Foto veröffentlicht, auf dem der Papst schräg von hinten im Rollstuhl sitzend zu sehen ist. Damit wollte der Vatikan offenbar in Sozialen Netzwerken kursierende Falschinformationen zerstreuen, laut denen der Papst bereits verstorben sei. Vor zwei Wochen war eine Audiobotschaft Franziskus' veröffentlicht worden, in dem er auf Spanisch mit stark angeschlagener Stimme den Gläubigen für ihre Gebete dankte.
Laut Vatikan-Insidern muss der Papst Atemübungen machen, bevor er wieder flüssig sprechen kann. In dieser Situation wird darüber spekuliert, dass sich das Kirchenoberhaupt erstmals beim Ostersegen "Urbi et Orbi" vertreten lassen könnte. Die römische Zeitung "Il Tempo" berichtete unter Berufung auf anonyme Quellen im Vatikan über einen angeblichen Geheimplan für die Feier der Kar- und Ostertage in Rom in vier Wochen.
Demnach soll am Ostersonntag Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin stellvertretend für den Papst den Segen "Urbi et Orbi" erteilen. Dieser Segen ist nach katholischer Lehre mit einem vollkommenen Sündenerlass verbunden. Es wäre mutmaßlich das erste Mal in der jüngeren Kirchengeschichte, dass dieser seit dem 14. Jahrhundert praktizierte Segen des Papstes von einem anderen Geistlichen erteilt wird. Nicht ausgeschlossen ist, dass Franziskus die Feierlichkeiten in der Osterzeit einer Gruppe von Kardinälen anvertraut. Dazu könnten neben Parolin auch der Vikar von Rom, Kardinal Baldo Reina, sowie andere neu ernannte italienische Kardinäle, wie der apostolische Nuntius Angelo Acerbi und der Erzbischof von Turin, Roberto Repole, gehören.
Papst erhält täglich hunderte Briefe
Die weltweite Anteilnahme für den Papst reißt nicht ab. Hunderte an ihn gerichtete Briefe aus aller Welt erreichen täglich den Vatikan, was deutlich mehr sei, als zuvor, wie die italienische Post mitteilte: Betrug das Postvolumen für den Vatikan üblicherweise 80 oder 90 Kilogramm pro Tag, erreicht es derzeit an die 150 Kilogramm - wobei ein signifikanter Anteil direkt an den Papst adressiert ist, wie Antonello Chidichimo, Leiter des internationalen Sortierzentrums der Post in Fiumicino, in einer Aussendung erklärte.
Viele der Briefe enthalten persönliche Botschaften, Gebete und oft auch Kinderzeichnungen. "Das tägliche Eintreffen Hunderter von Briefen für den Papst ist bewegend", sagt Andrea Di Tommaso, Leiter des Verteilzentrums Roma Belsito. "Es zeigt die große Anteilnahme der Gläubigen weltweit und ist ein Zeichen tiefer Verbundenheit mit dem Heiligen Vater in dieser schwierigen Zeit."
Zusammenfassung
- Papst Franziskus, 88, liegt seit fünf Wochen im Krankenhaus wegen einer beidseitigen Lungenentzündung, kann aber weiterhin kirchliche Entscheidungen treffen.
- Der Vatikan hat die Veröffentlichung von Gesundheitsmitteilungen eingeschränkt, da sich der Zustand des Papstes stabilisiert hat.
- Das Angelus-Gebet fällt zum fünften Mal aus, und es wird spekuliert, dass der Papst beim Ostersegen vertreten wird.
- Täglich erhält der Papst 150 Kilogramm Post, was die große Anteilnahme der Gläubigen weltweit zeigt.
- Ein Foto des Papstes wurde veröffentlicht, um Gerüchte über seinen Tod zu zerstreuen.