Neue Matura-Regeln: Ministerium für Schulen "unprofessionell"
Vor rund einer Woche startet der Osten Österreichs ins neue Schuljahr, diese Woche zog der Westen nach. Vor allem für jene Schüler:innen, die im Sommer 2025 ihr Maturazeugnis überreicht bekommen wollen, ist der Schulstart besonders.
Immerhin stecken sie schon jetzt in den Vorbereitungen für ihr Abschlussarbeiten. Und gerade diese sorgen an den Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) für Unklarheit.
Denn kurz vor Schulschluss im Juni reformierte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) die Rahmenbedingungen für die sogenannte Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA), die Maturant:innen zu schreiben haben. Der Grund dafür war, dass Schüler:innen diese immer häufiger von ChatGPT oder ähnlichen Chatbots schreiben lassen.
Ab diesem Schuljahr dürfen Maturant:innen einer AHS daher zwischen drei Varianten wählen:
- Sie schreiben die VWA wie gewohnt
- Eine weitere mündliche oder schriftliche Teilprüfung
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Eine forschende, gestalterische oder künstlerische bzw. kreative Abschlussarbeit wie etwa einen Podcast
Die Themen dafür stehen bereits fest und wurden genehmigt. Doch wie sich die kreative Alternative zur VWA gestalten soll, war bis Anfang der Woche noch unklar, wie mehrere Direktoren PULS 24 schilderten.
"Wissen nur Ungefähres"
"Ein klares Rundschreiben hat es nie gegeben. Wir wissen nur Ungefähres", so Direktor Alexander von Spinn vom Amerlinggymnasium Wien am Dienstag zu PULS 24. Fest stand, dass die Arbeit etwa auch ein Multimediaprodukt sein kann. Prominent erwähnt wurde etwa ein Podcast.
Doch die Schulleitungen wussten bis vor kurzem nicht, wie diese Arbeiten dann zu beurteilen sind, auf welche Art und Weise sie präsentiert werden und welche Kriterien diese erfüllen müssen, erklärt von Spinn.
Auch Michel Fleck, Direktor des Parhamer Gymnasiums im 7. Bezirk und Vorstand des Wiener Direktorenvereins, erzählt vom "Ärger unter den Direktoren". Er selbst empfindet die Abschlussarbeit grundsätzlich als "großartige Lösung, weil die Jugendlichen kreativ sein können" und eine solche Möglichkeit "längst überfällig" sei. Jedoch fehlten die Vorgaben.
Schulleitungen wurden nicht kontaktiert
Dienstagmorgen stellte PULS 24 an das Büro von Bildungsminister Polaschek eine Anfrage zu den fehlenden Rahmenbedingungen.
Das Büro des Ministers antwortete Mittwochmittag und verwies auf eine eigens eingerichtete Website, die laut Pressesprecher "derzeit laufend aktualisiert" und erweitert wird. Dort finden sich unter dem Reiter "gestalterische Arbeit" mehr Informationen zur Dokumentation und Präsentation der Abschlussarbeit.
Am Dienstag waren die dort auffindbaren Informationen allerdings deutlich weniger umfangreich.
Ein dazugehöriges Rundschreiben vermissen die Direktoren aber noch immer. Nur bei ständiger Überwachung der Website würde man die dazugehörigen Informationen erhalten, erklärt Fleck.
"Hochgradig unprofessionell"
Dass man erst Ende Juni über die Umstellung informiert wurde und die Rahmenbedingungen nur dürftig ausfielen, findet Fleck "hochgradig unprofessionell". Auch hätte er sich gewünscht, mehr in den Entstehungsprozess, etwa in Form einer Arbeitsgruppe, eingebunden zu werden.
Vor allem für die Maturant:innen war die lange Wartezeit besonders nervenaufreibend, erklären sowohl Fleck als auch von Spinn. "Sie sind lange in der Luft gehangen", so die Direktoren, denn die Schüler:innen müssen sich bis 30. September entscheiden, welche Art von Abschlussarbeit sie einreichen wollen.
Video: Ist die VWA bald Geschichte?
Zusammenfassung
- Schriftliche Arbeit, Prüfung oder Kreativprojekt: Seit diesem Schuljahr dürfen die AHS-Maturant:innen zwischen drei Varianten der verpflichtenden Abschlussarbeit wählen.
- Doch wie sich diese Alternativen gestalten, war bei Schulanfang unklar, wie Schulleiter PULS 24 berichteten.
- Sie fühlen sich vom Bildungsministerium nur dürftig informiert.
- Der Vorstand des Wiener Direktorenvereins Michel Fleck nennt die mangelnde Informationspolitik im Bildungsministerium "unprofessionell".