Vorarlberg-Wahl: Zadra will weiterregieren
Daniel Zadra steht seit 2021 gemeinsam mit Eva Hammerer als Nachfolger von Langzeitchef Johannes Rauch an der Spitze der Vorarlberger Grünen. Er folgte 2022 Rauch nach dessen Wien-Abgang in die Landesregierung. Erstmals muss er sich heuer selbst als Spitzenkandidat bei einer Landtagswahl beweisen. Galt Rauch auch unter Bürgerlichen als vertretbar, eckt der idealistische, aber nicht blauäugige Zadra mit linkeren Positionen in der Koalition mit der ÖVP immer wieder an.
Grüner Kronprinz
Zadra galt lange vor seinem Schritt an die Parteispitze als grüner Kronprinz. 2012 war der schon früh politisch Interessierte nach eigener Aussage aus Ärger über Asylpolitik und soziale Ungerechtigkeit, die er als Zivildiener bei der Wohnungshilfe DOWAS miterlebte, in die Politik eingestiegen, zunächst in seinem Heimatort Lustenau als Gemeindevertreter. Dank großen Eifers ging es für ihn kontinuierlich steil aufwärts. 2014 zog er in den Landtag ein und wurde in den Landesvorstand der Grünen gewählt. Als die Grünen nach der Landtagswahl 2019 den quereingestiegenen Adi Gross als Klubchef demontiert hatten und dessen Stellvertreterin Nina Tomaselli in den Nationalrat wechselte, schlug die Stunde des Daniel Zadra. Er wurde Klubobmann und war damit in der Poleposition für höhere Ämter.
Juristenkarriere ad acta
Die eigentlich geplante Juristenkarriere hatte er zwischenzeitlich bereits ad acta gelegt. An der Politik fasziniere ihn, dass man etwas verändern könne, so der 39-Jährige. Wesentlich seien für ihn Kompromiss und Dialog. Dass er mit Inhalten und Dominanz der ÖVP selten einverstanden war, versteckte Zadra im Landtag nicht. Politische Gegner attestierten ihm nicht immer Handschlagqualität. In ihrer Zusammenarbeit mit der Volkspartei hatten die Grünen einen personifizierten Spagat zu bewältigen: Die Landesräte wahrten den Koalitionsfrieden, die Klubleitung das Parteiprofil, das unter dem Duo Zadra/Hammerer weniger bürgerlich ausgestaltet wurde. Rauch attestierte seinem Nachfolger einst ein "feines Gespür für Zusammenhänge und hohe Sozialkompetenz". Der Blick über den Tellerrand ist Zadra tatsächlich eigen, immer wieder verweist er in Gesprächen auf die Vernetztheit der Welt.
Als er schließlich in die Landesregierung nachrückte, herrschte in der ÖVP Unsicherheit, doch lief die Zusammenarbeit zunächst besser als erwartet - bis die Wirtschaftsbundinseratenaffäre die Sache ins Wanken brachte. Zadra zeigte den angeschlagenen Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) wegen eines Handy-Tauschs mitten in der heiklen Causa bei der Staatsanwaltschaft an. Das Vertrauensverhältnis litt massiv. Eine Rücktrittsaufforderung an Wallner kam von den Grünen unter Zadra jedoch nie.
Will weiter mitregieren
Zu groß war und ist der Wunsch, weiter mitzuregieren. So zeigt Zadra großen Willen zur Fortsetzung der Koalition mit der "Machtmaschine" ÖVP. Dass Beobachter das als wenig aussichtsreich bezeichnen, kommt bei ihm nicht gut an. Auf den Kopf fallen könnte ihm trotz aller Kompromissbereitschaft eine fehlende Abgrenzung von den Bundes-Grünen, auf zu gutem Fuß steht er mit Parteifreundin Infrastrukturministerin Leonore Gewessler, die der ÖVP ein Dorn im Auge ist. Seit er Landesrat ist, verzichtete er aber zumindest öffentlich auf große Reibung. Pragmatisch kehrt er vielmehr das gemeinsam Geschaffte heraus, etwa beim Ausbau von Öffis, Radverkehr, Klimaschutz und erneuerbare Energien. Er scheut in der ihm eigenen Hartnäckigkeit auch das Bohren dicker Bretter nicht, so ließ er Vorstudien zu visionären Projekten wie Tiefengeothermie oder einem landesweiten Fernwärmenetz erstellen.
Bei der Parteibasis ist Zadra dementsprechend wohlgelitten. Ideologisch gefestigt, aber sachorientiert erfüllt er alle Wünsche eingefleischter Grüner: In Wien und Prag studierte er Rechts- und Politikwissenschaften, die er beide, unter anderem mit einer Diplomarbeit zur Piraterie vor Somalia, abschloss, in Costa Rica absolvierte er eine Ausbildung in nachhaltiger Entwicklung. Bis er Klubobmann wurde, arbeitete Zadra für die Caritas Auslandshilfe der Diözese Feldkirch. In seiner Heimatgemeinde ist er bisweilen als rasanter Lastenradfahrer zu beobachten, der auch als Landesrat Wert darauf legt, Zeit für eine aktive Vaterrolle zu haben.
Zur Person
Daniel Zadra wurde am 24. Dezember 1984 in Bregenz geboren und wuchs in Lustenau als Sohn eines Arztes auf. Von 2014 bis 2019 Landtagsabgeordneter, von 2015 bis 2019 Mitglied der Gemeindevertretung Lustenau. Zwischen 2019 und 2022 Klubobmann, seither Landesrat für Umwelt und Klimaschutz, Energie sowie Mobilität. Die Übernahme der Parteispitze (gemeinsam mit Eva Hammerer) von Johannes Rauch erfolgte 2021. Der passionierte Pfadfinder - "ihre Werte wie Zusammenhalt und Einsatz für andere haben mich geprägt" - ist Vater zweier Kinder und lebt mit seiner langjährigen Partnerin in Lustenau. Als Leidenschaften nennt er neben Reisen und Natur auch Kochen und Essen.
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Zusammenfassung
- Daniel Zadra steht seit 2021 gemeinsam mit Eva Hammerer als Nachfolger von Langzeitchef Johannes Rauch an der Spitze der Vorarlberger Grünen
- Er folgte 2022 Rauch nach dessen Wien-Abgang in die Landesregierung.
- Erstmals muss er sich heuer selbst als Spitzenkandidat bei einer Landtagswahl beweisen.
- Galt Rauch auch unter Bürgerlichen als vertretbar, eckt der idealistische, aber nicht blauäugige Zadra mit linkeren Positionen in der Koalition mit der ÖVP immer wieder an.