AFP

Ende der Assad-Diktatur in Syrien: Flucht aus Damaskus

In Syrien ist Machthaber Bashar al-Assad nacht 24 Jahren und 13 Jahren Bürgerkrieg gestürzt worden. Er verließ die Hauptstadt Damaskus. Die Jihadisten haben den Präsidentenpalast gestürmt.

Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die bewaffneten Kämpfer hätten das Palastgelände betreten und "Gott ist groß" gerufen.

In Sozialen Medien war auf einem Video zu sehen, wie einige bewaffnete Männer an einem Einfahrtstor in die Luft schießen, an dem mutmaßlich das Palastgelände beginnt. Der Nachrichtensender Al-Arabiya zeigte Aufnahmen der Aufständischen, die Palasträume und Gärten erkunden und Fotos machen.

Armee erklärt Assad-Regime für beendet

Die staatliche Armee erklärte die Regierungszeit Assads für beendet. Das Armeekommando habe die Regierungssoldaten außer Dienst gestellt. Regierungschef Mohamed al-Jalali erklärte seine Bereitschaft für eine umgehende Machtübergabe. Die Rebellen bekundeten, diese friedlich abwickeln zu wollen.

In weiterer Folge ließ die Armeeführung wissen, dass abseits von Damaskus in Homs, Hama und Daraa weiterhin gegen "Terroristische Gruppen" vorgegangen werde. Die Aufständischen waren am Sonntag in Damaskus einmarschiert. Sie erklärten die Hauptstadt für "frei von Assad".

Auf Social Media hieß es: "Der Tyrann ist geflohen. Wir verkünden, dass die Hauptstadt Damaskus (von ihm) befreit wurde." Sie seien in die Hauptstadt eingedrungen, ohne dass Truppenbewegungen der Armee zu erkennen waren, wurden betont. Zeugenberichten zufolge versammelten sich tausende Menschen auf einem Hauptplatz in Damaskus, schwenkten Fahnen und riefen "Freiheit".

Friedliche Machtübergabe gewollt

Regierungschef Jalali blieb nach der Flucht des 59-jährigen Machthabers Assad eigener Darstellung zufolge im Land und will bei einem Machtwechsel kooperieren. "Wir sind bereit, (die Macht) an die gewählte Führung zu übergeben", sagte Al-Jalali in einer Videobotschaft, die er laut eigener Aussage in seinem Zuhause aufzeichnete. Über diese Führung müsse das Volk entscheiden. "Wir sind bereit, sogar mit der Opposition zusammenzuarbeiten."

Das Bündnis von jihadistischen Kämpfern in Syrien will nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Julani die Macht friedlich übernehmen. Öffentliche Einrichtungen in Damaskus "werden bis zur offiziellen Übergabe unter Aufsicht des früheren Ministerpräsidenten bleiben", teilte Julani in sozialen Medien mit. Militärischen Kräften sei es strikt verboten, sich diesen Einrichtungen zu nähern, auch Schüsse dürften nicht abgegeben werden.

"Ende einer dunklen Ära"

"Dies ist der Moment, auf den die Vertriebenen und die Häftlinge lang gewartet haben, der Moment der Heimkehr und der Moment von Freiheit nach Jahrzehnten der Unterdrückung und des Leids", hieß es seitens der Jihadisten.

Gerichtet an die Millionen Flüchtlinge, die durch den Bürgerkrieg vertrieben wurden, erklärten die Aufständischen: "An die Vertriebenen weltweit, ein freies Syrien erwartet euch."Der 8. Dezember markiere "das Ende dieser dunklen Ära" der Unterdrückung unter Assad und seinem Vater Hafis al-Assad, die das Land mehr als 50 Jahren regierten. Es sei nun "der Beginn einer neuen Ära für Syrien" gekommen, so die islamistischen Kämpfer im Onlinedienst Telegram.

Freude in Damaskus

In Damaskus brach laut Augenzeugen Jubel aus. Anrainer applaudierten auf der Straße, als die Flucht Assads verkündet wurde, einige waren beim Gebet zu beobachten. In sozialen Netzwerken machten Videos von Bewohnern die Runde, die auf einen Panzer klettern und feierliche Gesänge anstimmen.

Einige tanzten demnach, andere riefen Gott segne das neue Syrien. Laut Augenzeugen waren Freudenschüsse zu hören. Auch in der Metropole Istanbul in der benachbarten Türkei, wo mehr als drei Millionen Syrer leben, gab es Videos zufolge in der Nacht Jubel und Gesänge. Einige zündeten dort Feuerwerk.

Die Aufständischen hatten ihre Offensive auf Damaskus in der Nacht auf Sonntag gestartet. Ein dpa-Korrespondent vor Ort berichtete von lauten Explosionen und schwerem Maschinengewehrfeuer. Soldaten der Präsidentengarde verließen Augenzeugenberichten zufolge die Hauptstadt.

ribbon Zusammenfassung
  • Präsident Bashar al-Assad wurde nach einer Blitzoffensive islamistischer Rebellen gestürzt und verließ Damaskus am Sonntag.
  • Regierungschef Mohamed al-Jalali kündigte an, die Macht friedlich an eine gewählte Führung übergeben zu wollen, und betonte die Kooperationsbereitschaft mit der Opposition.
  • Die Rebellen, angeführt von der Miliz Hayat Tahrir al-Sham, erklärten Damaskus als 'frei von Assad', während in der Stadt Jubel ausbrach.
  • Mehr als 14 Millionen Menschen wurden durch den Bürgerkrieg vertrieben, und über 300.000 Zivilisten sind laut UN-Schätzungen ums Leben gekommen.