Lehrermangel: Quereinstieg soll erleichtert werden
Die Länder wollen den Quereinstieg für nicht voll ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen in die Volksschule bzw. den Kindergarten erleichtern. Außerdem verlangen sie die Aufhebung des derzeitigen "Deckels" von 2,7 Prozent beim sonderpädagogischen Förderbedarf (spF), so der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS), Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und die Vorarlberger Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Freitag.
Der Lehrkräftemangel an Schulen und Kindergarten sei das Hauptthema der dreitägigen Landesbildungsreferentenkonferenz in Wien gewesen, betonte Wiederkehr. In einem Zehn-Punkte-Paket wird Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) aufgefordert, vor allem im Volksschulbereich tätig zu werden. Für Mittel- und höhere Schulen habe es hier bereits wichtige Schritte gegeben - "aber nicht dort, wo es den ärgsten Mangel gibt, nämlich an den Volksschulen".
Privatwirtschaft zahlt besser
Der stellvertretende Vorsitzende der Lehrergewerkschaft BMHS sieht die Konkurrenz mit der Privatwirtschaft als Mitgrund für den Lehrermangel. Die Lehrergewerkschaft stimmt mit der Politik überein, der Berufseinstieg solle vereinfacht werden.
Ob aktuell der Regelunterricht gefährdet sei, sei Standortabhängig. "Es gibt aktuell sehr, sehr viele Supplierstunden" - nicht alle Supplierstunden müssen gehalten werden, so der Lehrervertreter. Corona führe aktuell verstärkt zu Ausfällen, "die meisten sind länger als fünf Tage im Krankenstand". Für den Lehrervertreter bräuchte es Entlastungsmaßnahmen, um diese krankheitsbedingten Ausfälle abzuwenden.
Elternvertreter: "Maske nicht sinnvoll"
Auch der Vizepräsident der Elternvertreter, Marcus Dekan, sieht die aktuellen Ausfälle der Krankheitswelle geschuldet. Die Elternvertreter seien mit den aktuellen Regelungen für Distance-Learning einverstanden.
Nach Wahrnehmung der Elternvertreter gäbe es wenige Lehrer, die mit FFP2-Maske unterrichten würden. Sie vertrauen da auf die Eigenverantwortung der Eltern und der Lehrer. Derzeit würden die Elternvertreter eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in den Klassenräumen als nicht sinnvoll erachten. Krieg und Energiekrise würden die Kinder ohnehin belasten. "Hier noch einmal Angst zu schüren, ist gar nicht gut", so Dekan. "Es ist möglich, ordentlichen Unterricht auch ohne Maske zu machen".
Elementarpädagogik und Volksschulen als weitere Baustellen
Ähnliche Initiativen müsse es auch im Kindergartenbereich geben, meinte Schöbi-Fink. "Uns fehlen Elementarpädagoginnen. Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze und mehr Möglichkeiten für verwandte Berufe, in die Kinderbetreuung einsteigen zu können." So sollten etwa auch Personen, die zwar nicht ausgebildete Elementarpädagogik-Kräfte sind, aber aus verwandten Berufen kommen, Gruppen leiten dürfen. Gleiches soll auch für Hortpädagogen gelten, betonte Kaiser. Auch die Absolvierung von "artverwandten" Studien etwa im Bereich Sozialpädagogik oder Pädagogik sollen den Einstieg in den Beruf ermöglichen.
Schon länger ein Dorn im Auge ist den Ländern die spF-Deckelung: Im Finanzausgleich ist seit 1992 festgelegt, dass es für maximal 2,7 Prozent der Pflichtschüler, die wegen körperlicher oder psychischer Einschränkung spezielle Unterstützung im Unterricht benötigen, vom Bund zusätzliche Ressourcen gibt. In der Realität hätten aber mittlerweile mindestens vier Prozent der Schüler einen solchen Förderbedarf, so Wiederkehr. Zusätzliches Personal müssen die Länder also derzeit selbst bezahlen. "Dieser Deckel muss weg."
"Froh" zeigte sich Schöbi-Fink, dass Polaschek eine Verkürzung des Bachelor-Studiums für Volksschullehrer von vier auf drei Jahre prüfen will. "Wir stehen in Konkurrenz mit anderen Studiengängen, in denen der Bachelor auch nur drei Jahre dauert." Für die westlichen Bundesländer komme noch dazu, dass die entsprechende Ausbildung in den angrenzenden deutschsprachigen Ländern ebenfalls nach drei Jahren endet.
Weitere Forderung der Länder: In den Bildungsdirektionen sollen Koordinierungsstellen geschaffen werden, um das Lehrer-Recruiting zu professionalisieren.
Zusammenfassung
- Die Länder wollen den Quereinstieg für nicht voll ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen in die Volksschule bzw. den Kindergarten erleichtern.
- Der Lehrkräftemangel an Schulen und Kindergarten sei das Hauptthema der dreitägigen Landesbildungsreferentenkonferenz in Wien gewesen, betonte Wiederkehr.
- Ähnliche Initiativen müsse es auch im Kindergartenbereich geben, meinte Schöbi-Fink.
- Gleiches soll auch für Hortpädagogen gelten, betonte Kaiser.