Hamann: "Abschaffung der Deutschklassen mit ÖVP nicht gelungen"

Sind die umstrittenen Deutschklassen zielführend? Die Schul-Autonomie sei der Schlüssel, um Deutschlernen zu garantieren, so die Grüne-Bildungssprecherin Hamann und Soziologe Güngör.

Eingeführt wurden die getrennten Deutschklassen unter der Regierung Kurz-Strache (Schwarz-Blau). Im Newsroom LIVE sprechen bei PULS 24 Anchor Thomas Mohr Grünen-Bildungssprecherin Sibylle Hamann und Soziologe und Integrationsexperte Kenan Güngör. 

Die Grünen wollen die Deutsch-Förderklassen zwar eigentlich abschaffen, "mit der ÖVP ist das aber nicht ganz gelungen". Deutschlernen sei extrem wichtig, aber "natürlich" besser integrativ mit anderen Kindern ("integrativ vor getrennt"), so die Bildungssprecherin Hamann.

Aber auch das Gegenmodell zur Deutschklasse sei keine Lösung, so Bildungsforscher Güngör. Wenn die Kinder ohne Deutschkenntnisse in eine Klasse kommen, könnten sie dort "soziale Isolation und auch Selbstentwertung erleben", letzteres, wenn das Kind empfindet, dass alle mit dem Stoff mitkommen, nur es selbst nicht. Es müsse immer wieder empirisch überprüft werden, was wirklich etwas bringt. 

Schul-Autonomie als Lösung

Hamann und auch Güngör sind sich einig, dass die Schulstandorte aufgrund ihrer Autonomie auch selbst entscheiden können, welche Strategien für das Deutschlernen zielführend sind. "Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich von Sechsjährigen, oder von 16-Jährigen spreche", selbiges gelte für die Unterschiede zwischen kleinen Dörfern oder Bezirken mit großer Sprachvielfalt, so Hamann. 

Der Lehrer:innenmangel ist auch in diesem Bereich des Bildungssystems Thema, Maßnahmen wie Teamteaching wären sinnvoll, so Güngör, allerdings fehlt dafür oft das Personal. Das sieht auch Hamann so, Standorte mit schwierigen Verhältnissen würden aber mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen. 

Österreichs Bildungssystem sei geprägt durch die Herkunft der Kinder. Viel vom Gelingen der Kinder würde von dem Bildungsgrad der Eltern abhängen, so Güngor. Auch die vermehrte Einbindung von Eltern zeichne sich deshalb verstärkt im Bildungssystem ab - wenn Eltern die bei der Hausübung helfen, dann würde deren "Bildungsperformance" bewertet werden, nicht die der Kinder. Auch das verstärke Ungleichheit.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Grüne Bildungssprecherin Hamann und der Soziologe Güngor diskutieren die Maßnahme der Deutsch-Klassen.
  • Die Deutschförderklasse seien nicht integrativ, lautet die Kritik.
  • Ein Mittel dagegen ist die Schulautonomie - so können die Schulen ihre Unterrichtsform an die Bedürfnisse der Schüler:innen anpassen.