Gewalt gegen Israelis in Amsterdam: Fünf Verurteilungen
Ein 32-Jähriger soll laut dem am Dienstag verlesenen Urteil für ein halbes Jahr ins Gefängnis, weil er einem der Opfer "einen Karatetritt versetzte, der es fast gegen eine Straßenbahn stürzen ließ", wie die Amsterdamer Zeitung "Het Parool" aus dem Gerichtssaal berichtete.
Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte der Mann bei den Angriffen auf Anhänger des Klubs Maccabi Tel Aviv am 7. und 8. November eine führende Rolle. Im Gerichtssaal wurden Videos gezeigt, auf denen zu sehen ist, wie er Menschen tritt und schlägt. Das Gericht blieb mit seinem Urteil allerdings deutlich hinter der Forderung der Staatsanwaltschaft von zwei Jahren zurück.
Gewaltaufrufe im Internet
In drei der fünf verhandelten Fälle ging es um Gewaltanwendung und Körperverletzung, in den beiden übrigen Fällen um den Austausch von Informationen in sozialen Netzwerken, in denen zu Angriffen auf die Anhänger des israelischen Fußballklubs aufgerufen wurde.
Zwei Angeklagte im Alter von 24 und 26 Jahren erhielten jeweils Haftstrafen von einem Monat, ein 26-Jähriger soll für zehn Wochen ins Gefängnis. Ein 19-Jähriger wurde zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Das niederländische Zentrum für Information und Dokumentation über Israel (CIDI) kritisierte die Urteile als zu milde. Angesichts des "antisemitischen Charakters" der Gewalt sei es ein "bedauerliches Signal", dass die Strafen niedriger ausgefallen sind als von der Staatsanwaltschaft gefordert, sagte CIDI-Direktorin Naomi Mestrum nach einer Meldung der Nachrichtenagentur ANP.
Sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft können innerhalb von 14 Tagen Berufung einlegen.
"Jagd auf Juden"
Bei den gewaltsamen Ausschreitungen gegen die israelischen Fans nach einem Spiel von Maccabi Tel Aviv bei Ajax Amsterdam in der Nacht vom 7. auf den 8. November waren fünf Israelis so schwer verletzt worden, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. 20 bis 30 weitere erlitten laut Polizei leichte Verletzungen. Die Angreifer hatten nach Angaben der Polizei auf einen in Onlinenetzwerken veröffentlichten Aufruf zur "Jagd auf Juden" reagiert.
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof bezeichnete den Vorfall damals als "unverfälschten Antisemitismus". Die Angriffe hatten in den Niederlanden und vielen weiteren Ländern große Bestürzung und Kritik ausgelöst. Etwa 60 Opfer fordern nun auch Schadenersatz.
Auch Maccabi-Fans waren nach Angaben der Polizei gewalttätig. Sie hatten demnach randaliert, anti-arabische Parolen gerufen und palästinensische Fahnen von Häuserwänden gerissen. Die niederländische Justiz ermittelt noch gegen etwa 40 Personen, darunter auch Israelis.
Amsterdam: Ausschreitungen gegen Juden
Bini Guttmann vom World Jewish Congress im Interview
Zusammenfassung
- Ein niederländisches Gericht hat fünf Männer verurteilt, die israelische Fans des Vereins Maccabi Tel Aviv in Amsterdam gewaltsam angegriffen haben. Es wurden Strafen von bis zu sechs Monaten Haft verhängt.
- Bei den Ausschreitungen nach einem Spiel von Ajax Amsterdam wurden fünf Israelis schwer verletzt und 20 bis 30 weitere erlitten leichte Verletzungen.
- Der niederländische Premierminister Dick Schoof nannte die Angriffe unverfälschten Antisemitismus, was international große Bestürzung auslöste.