Assad und Familie bekamen "Asyl" in Moskau
Der entmachtete syrische Präsident Baschar al-Assad und seine Familie sind nach einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass in Moskau eingetroffen. "Russland hat ihnen aus humanitären Gründen Asyl gewährt", zitierte die Agentur einen Vertreter des Kreml.
Rätsel um Verbleib
Über seinen Verbleib wurde am Sonntag zunächst gerätselt, nachdem ein russisches Flugzeug, das den syrischen Diktator angeblich transportiert hatte, am Sonntagmorgen vom Radar verschwunden war. Etwas später meldete Moskau, dass der Machthaber Syrien verlassen habe.
Angaben zum genauen Aufenthaltsort Assads, der stets engste Kontakte zu Kremlchef Wladimir Putin pflegte, gab es zunächst nicht.
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Russland galt immer als wahrscheinliches Ziel seiner Flucht: Der Assad-Clan soll in der russischen Hauptstadt zahlreiche Luxuswohnungen erworben haben. Schon vorige Woche berichteten US-Medien, dass Assads Familie in Moskau sei.
Damaskus "befreit"
Am Sonntagfrüh hatten die syrischen Islamisten im Fernsehen erklärt, dass sie Damaskus befreit und das Regime gestürzt hätten. Der Anführer der islamistischen Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Abu Mohammed al-Golani, traf in Damaskus ein.
Al-Golani habe sich bei seiner Ankunft in der Hauptstadt am Sonntag "niedergekniet und den Boden geküsst", erklärte die HTS im Onlinedienst Telegram unter Verwendung seines bürgerlichen Namens Ahmed al-Sharaa.
Schwäche Moskaus?
Al-Golani kündigte zuvor in einem im Fernsehen verlesenen Statement an, dass die Gruppe fest entschlossen sei, den 2011 eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Man könne nicht mehr umkehren. "Die Zukunft gehört uns." Im Jahr 2011 kam es in Syrien zu einem Aufstand gegen die jahrzehntelange Herrschaft der Familie Assad, der niedergeschlagen wurde und in einen Bürgerkrieg mündete.
Syriens bisheriger Ministerpräsident Mohammed Jalali soll laut einer angeblichen Abmachung mit Golani die staatlichen Institutionen bis zu einer Übergabe betreuen.
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Unterdessen wurden in Damaskus schon die Paläste des geflohenen Assads geplündert. Weltweit gingen Syrer:innen auf die Straßen, um den Regimewechsel zu feiern - so auch in Wien.
Fotos: Assads Paläste werden gestürmt:
Wie es in Syrien nun tatsächlich weitergeht, ist völlig unklar. Beobachter:innen interpretieren den Sturz Assads unter anderem als Schwäche Russlands, das den syrischen Machthaber gemeinsam mit dem Iran unterstützt hatte.
"Russland hat sich an diesen Verhandlungen nicht beteiligt", hieß es aus Moskau zu dem angeblichen Abkommen mit der HTS. "Zugleich appellieren wir nachdrücklich an alle beteiligten Parteien, auf Gewaltanwendung zu verzichten und alle Fragen der Staatsführung mit politischen Mitteln zu lösen", so der Kreml.
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Zusammenfassung
- Nach Angaben russischer Agenturen ist der gestürzte Diktator aus Syrien nach Moskau geflüchtet. Auch seine Familie soll sich dort befinden.
- "Russland hat ihnen aus humanitären Gründen Asyl gewährt", zitierte die Agentur einen Vertreter des Kreml.