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Tsitsi Dangarembga bei Literatur im Nebel

Die 17. Auflage des von Rudolf und Christine Scholten veranstalteten Festivals "Literatur im Nebel" ist am Freitagabend in der Margithalle von Heidenreichstein eröffnet worden. "Handeln kommt aus der Hoffnung" lautet das Motto des diesjährigen Ehrengasts, der aus Simbabwe stammenden Schriftstellerin, Filmemacherin und Aktivistin Tsitsi Dangarembga, u.a. Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2021 und Mitgründerin des PEN Berlin.

Am Beginn stand ein Ausschnitt aus dem 2002 entstandenen Film "Elephant People", der die Probleme der Nationalparks in Simbabwe mit Elefanten thematisiert. Anschließend lasen Abak Safaei-Rad und Julia Just aus dem Essayband "Schwarz und Frau", der sich mit intersektionaler Diskriminierung schwarzer Frauen, rigiden patriarchalen Strukturen und der anhaltenden Dominanz der Weißen im Land auseinandersetzt. Strukturen, Auswirkungen und Leid des Kolonialismus wirken bis heute nach, so Dangarembga.

Traumatisierung bilde ein zentrales Thema im literarischen Werk der Autorin, erklärte der Afrikanist Rémi Armand Tchokothe in einem launigen Vortrag. Angesichts des bis auf den letzten Platz gefüllten Saals bezeichnete er den Begriff "Peripherie" als "Bullshit". Weiters plädierte er für Offenheit gegenüber Literatur aus der ganzen Welt, Herzensbildung und zeitgemäße Bildungssysteme.

Aus der Trilogie "Aufbrechen/Verleugnen/Überleben" lasen Safira Robens, Langston Uibel, Devid Striesow und Safaei-Rad. Im Gespräch mit der Literaturkritikerin Brigitte Schwens-Harrant kam schließlich Dangarembga selbst zu Wort. Literatur, so meinte sie, gebe die Chance zum Träumen, Bildung mache diese Träume realisierbar. Die aktuelle Situation in Simbabwe sieht sie sehr kritisch: Nach der Phase der Aufbruchstimmung, die der Unabhängigkeit folgte, fühlten sich die Menschen heute betrogen, verängstigt und demoralisiert. Das Ausmaß an Korruption habe zu einem enormen Vertrauensverlust geführt.

Dangarembga lebt mit ihrem Mann und drei erwachsenen Kindern in Harare, der Hauptstadt von Simbabwe, wo sie 2020 als Aktivistin angeklagt worden war, weil sie gegen Korruption und für Reformen protestierte, und letztlich freigesprochen wurde. Optimistisch bleibt sie trotz allem: "Wenn nur eine von zehn Begegnungen gelingt, gibt das schon Hoffnung." In Heidenreichstein sei das jedenfalls der Fall.

Der zweite Festivaltag bringt weitere Kurzfilme, Lesungen und Gespräche. Zu den Mitwirkenden zählen u.a. Barbi Markovic, Tonio Schachinger und Max Simonischek.

(S E R V I C E - Heidenreichstein: "Literatur im Nebel", bis 12. Oktober. Information: www.literaturimnebel.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die 17. Auflage des Festivals 'Literatur im Nebel' wurde in Heidenreichstein eröffnet, mit Tsitsi Dangarembga als Ehrengast, die auch Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2021 ist.
  • Dangarembga kritisierte in ihrer Rede die aktuelle Situation in Simbabwe, insbesondere die weit verbreitete Korruption, die zu einem enormen Vertrauensverlust geführt hat.
  • Der zweite Festivaltag bietet weitere Kurzfilme, Lesungen und Gespräche, mit Mitwirkenden wie Barbi Markovic und Tonio Schachinger.