APA/APA/AFP/-

Prado Madrid zeigt Picasso und El Greco im Zwiegespräch

Bereits mit 16 Jahren entdeckte Pablo Picasso El Greco (1541-1614) als sein großes Vorbild. Picasso hatte 1897 gerade in Madrid seine Ausbildung an der Kunstakademie San Fernando begonnen. Doch der akademische Unterricht langweilte ihn. Er ging lieber ins nahe Prado-Museum, um sich in den großen Altmeistern zu inspirieren.

Jede Woche saß er vor den Gemälden von Velazquez, Tizian, Rembrandt und Goya, inspirierte seine Zeichnungen in ihren Meisterwerken. Aber keiner weckte Picassos Bewunderung mehr als die einzigartige und unkonventionelle Malweise des spanisch-griechischen Künstlers Domenikos Theotokopoulos.

126 Jahre später kehrt Picasso jetzt mit seinen von El Greco inspirierten Werken zurück in den Prado. Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen zum 50. Todestag von Picasso (1881-1973) zeigt das Prado-Museum nun bis zum 17. September einen der wohl faszinierendsten Dialoge der Kunstgeschichte.

"Picasso, El Greco und der analytische Kubismus" heißt die Sonderschau, in der mit 30 Werken die wichtigsten künstlerischen Einflüsse El Grecos auf den wohl bekanntesten spanischen Künstler aller Zeiten vorgestellt werden, der 1936 sogar zum Prado-Direktor ernannt wurde, seinen Posten aber nie antrat, weil in Spanien Bürgerkrieg herrschte.

Obwohl Picasso in den 1950er und 1960er Jahren Dutzende Versionen von Velazquez' berühmten "Hoffräulein" schuf, stellte er 1966 in einem Interview selber klar, wer für ihn der größte aller Maler war: "Was sehen Sie heute alle in Velazquez? Ich bevorzuge El Greco tausendmal mehr. Er war wirklich ein Maler!"

Der auch als El Greco ("Der Grieche") bekannte Renaissancemaler hatte losgelöst vom spanischen Königshof eine ganz neue Bildsprache entwickelt. Der Bildaufbau, die ungewöhnliche Farbpalette, die lang gezogenen Figuren. "Picasso war fasziniert vom nahezu rebellisch-künstlerischen Freigeist El Grecos", versichert die international bekannte Picasso-Expertin und Prado-Ausstellungskuratorin Carmen Gimenez im Gespräch mit der APA.

Die Falten im Mantel von El Grecos "Heiliger Bartholomäus" gleichen in Picassos "Der Poet" einem kubistischen Kaleidoskop. Die Bildkomposition seines kubistischen "Mann mit Klarinette" lehnte Picasso eindeutig in El Grecos Gemälde "Der heilige Johannes Evangelist" an.

Mal sind die Parallelen schwieriger zu entdecken. Manchmal übernahm Picasso aber sogar gleich den gesamten Bildaufbau von Werken El Grecos. Das nach dem Tod eines Malerfreunds entstandene Gemälde "Das Begräbnis Casagemas" scheint eine moderne Kopie von El Grecos "Anbetung des Namens Jesu" zu sein. Der einzige Unterschied: El Grecos himmlische Vision wird bei Picasso zu einer heiteren Bordellszene.

El Grecos Einfluss auf Picassos Kreationen ist vor allem in der frühen Schaffensphase und der Blauen Periode zu sehen. Doch die Ausstellung im Prado will zeigen, dass sich Picasso deutlich intensiver und länger mit El Greco beschäftigte als bisher angenommen. "So hatte El Greco maßgeblich Einfluss auf den von Picasso entwickelten Kubismus, aber auch auf die späteren Schaffensperiode und bei seiner Rückkehr zu klassischen Motiven", erklärt Kuratorin Gimenez.

Vor allem in der zweiten Kubismus-Phase, dem sogenannten analytischen Kubismus mit sehr strukturierten und monochromatischen Motiven, seien die Einflüsse El Grecos auf Picasso deutlich, so Gimenez. Das sei auf fast allen Ebenen sichtbar: Bei den Posen der Figuren, den Kompositionen, dem reduzierten Bildraum, den monochromen Hintergründen und der Fragmentierung von Formen in unregelmäßige Flächen mit unterschiedlicher Farbe.

Was Picasso aber wohl am meisten an El Greco fasziniert haben dürfte war seine Art, Kunst neu zu verstehen, seine Pionierarbeit. Aufgrund seiner individuellen, für viele Zeitgenossen sogar eigenartigen Malweise geriet El Greco schon bald nach seinem Tod für mehrere Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte ihn die Avantgarde wieder neu. "Wahrscheinlich identifizierte sich Picasso mehr mit ihm, als mit jedem anderen Künstler. Für Picasso war El Greco ein Genie, das neue Wege in der Kunst ging. Genauso wie er", meint Carmen Gimenez.

(S E R V I C E - www.museodelprado.es)

ribbon Zusammenfassung
  • Bereits mit 16 Jahren entdeckte Pablo Picasso El Greco als sein großes Vorbild.
  • Manchmal übernahm Picasso aber sogar gleich den gesamten Bildaufbau von Werken El Grecos.
  • El Grecos Einfluss auf Picassos Kreationen ist vor allem in der frühen Schaffensphase und der Blauen Periode zu sehen.
  • Doch die Ausstellung im Prado will zeigen, dass sich Picasso deutlich intensiver und länger mit El Greco beschäftigte als bisher angenommen.