Münchner Lach- und Schießgesellschaft vor Neustart
"Wir setzen auf drei Schwerpunkte: politisch, sozialkritisch, auf hohem Niveau. Das ist, wenn man es herunterbricht, eigentlich das Erbe von Dieter Hildebrandt", sagte Hartmann im Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Ich selber bin auch eher ein Traditionalist. Ich liebe die deutsche Sprache und die Hochwertigkeit und die Vielfältigkeit ihrer Möglichkeiten und Wortwitze auf hohem Niveau. Ich bin nicht der Fan von allzu flacher Sprache oder Comedy." Er habe nichts gegen "den Begriff Comedy - aber eben auf Niveau".
"Das politische Kabarett in dieser Form, wie es damals war, würde man heute vielleicht als altbacken bezeichnen. Ich mache das zwar nicht, aber es ist so an der Kippe", so Hartmann. "Wenn man heute Witze hört über Politik, dann geht es ganz oft gegen gewisse Personen dann auch mit Body Shaming oder mit Sprachfehlern. Ich liebe schon das Feinsinnige und nicht das Hau-drauf."
Die Lach- und Schießgesellschaft hatte im Februar 2023 Antrag auf Insolvenz gestellt. Vorausgegangen war ein zähes Ringen um die Zukunft der Bühne durch die teilweise zerstrittenen früheren Gesellschafter, zu denen auch Kabarettist Bruno Jonas gehörte. Hartmann tritt Anfang November seinen (ehrenamtlichen) Job als neuer Leiter offiziell an.
"Das Haus hat so viel Tradition und der Klang - Münchner Lach- und Schießgesellschaft - das ist einfach so ein guter Name. Das Haus hat es verdient, auf gutem Wege zu bleiben oder wieder in gute Wege zu kommen. Es war auch immer etwas Spezielles und wird es auch zukünftig bleiben."
Das traditionsreiche Haus hatte 1956 unter anderem mit Dieter Hildebrandt, Klaus Havenstein, Hans Jürgen Diedrich, Ursula Herking und Regisseur Sammy Drechsel seinen Anfang genommen. Trotz mancher Krisen und Wechsel im Team wurde das Theater zur Legende. Vor allem Hildebrandt war mit seinen Auftritten stets Garant für ein volles Haus. Nach seinem Tod 2013 wurde es zunehmend schwierig, den kleinen Saal zu füllen. Inzwischen wurde ein Trägerverein eingerichtet, dem Münchens Ex-Oberbürgermeister Christian Ude vorsteht.
"Ich würde sagen, es wurde genug lamentiert und es war in den letzten Jahren alle zwei Monate wieder ein Pressebericht: Schon wieder irgendwie wieder irgendwas misslungen. Ich möchte da niemandem persönlich die Schuld geben. Es hat auch teilweise wirklich mit der Zeit und dem Zeitgeist zu tun. Es hat damit zu tun, dass eigentlich niemand sich vorstellen kann, in einem Theater mit 80 Plätzen langfristig Gewinn zu machen. Da braucht man zusätzliche Sponsoren", sagte Hartmann.
Nach einigen Vorstellungen im November soll es im Jänner 2025 richtig losgehen mit zwei Abenden pro Woche, die - passend zum Gründungsjahr - um 19.56 Uhr beginnen sollen. "Das war ja in der frühen Zeit schon so, dass man wusste, wenn man nach München reist zur Lach- und Schießgesellschaft, dann spielen die einfach täglich. Das war so eine Art Sehenswürdigkeit. Die Leute sind aus ganz Deutschland oder wo auch immer angereist und wussten, da ist täglich das geboten. So wird das nicht sein. Es haben sich auch die Zeiten geändert", so Hartmann.
Zusammenfassung
- Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft startet am 11. November neu, mit dem ersten Programm am 12. November in Schwabing. André Hartmann übernimmt die Leitung und stellt seine Pläne am 22. Oktober vor.
- Nach der Insolvenz im Februar 2023 wird die Bühne durch einen Trägerverein unter Leitung von Christian Ude unterstützt. Hartmann sieht Sponsoren als notwendig für den langfristigen Erfolg.
- Ab Januar 2025 sind zwei wöchentliche Vorstellungen geplant, die um 19:56 Uhr beginnen sollen. Hartmann legt Wert auf anspruchsvolles politisches Kabarett und kritisiert flache Comedy.