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Kendrick Lamar mit neuem Album

Jetzt ist Schluss mit trivial. Ruhe bitte und alle Augen auf den wohl tiefsinnigsten Rapper seiner Generation: Kendrick Lamar ist zurück und verspricht mit seinem neuen Album "Mr. Morale & The Big Steppers" wieder Lyrik und Storytelling, die Geschichte schreiben. Doch noch ranken sich nur Spekulationen um die Platte, die am kommenden Freitag erscheint.

Kendrick Lamar, der mit Grammys Überhäufte, muss sich in den vergangenen Jahren gefühlt haben, als würde er die Welt auf seinen Schultern tragen. Nach den bahnbrechenden Werken "good kid, m.A.A.d city" und "To Pimp A Butterfly" verschob er 2017 mit "DAMN." die Grenzen des Rap.

Seine Stimme war kraftvoll, klar und energisch, sein Storytelling innovativ, Songs wie "DNA" wurden zu Kunst in Reinform. Lamar rappte: "Ich habe Kraft, Gift, Schmerz und Freude in meiner DNA/ Ich hab auch Antrieb, Ehrgeiz, Flow in meiner DNA/ Ich wurde so geboren, in einer unbefleckten Empfängnis".

Tatsächlich geboren wurde Kendrick Lamar Duckworth im Juni 1987 in einer Problemgegend von Chicago. Seine Eltern wollten der hohen Kriminalität dort entgehen und zogen in seinen ersten Lebensjahren ausgerechnet nach Compton - in den berüchtigten Gangster-Stadtteil von Los Angeles, der eine Reihe großer Westcoast-Rapper wie Dr. Dre, Ice Cube oder Coolio hervorbrachte.

Als ältestes von vier Kindern fing Lamar mit acht Jahren an zu Freestylen. Sein Hauptthema seien dabei Drogen gewesen. Das hat er mal erzählt - und dass die meisten der Kinder in seiner Grundschulklasse mittlerweile tot oder im Gefängnis sind. Seit jeher mit Kriminalität konfrontiert, rappt Lamar bis heute darüber - wie es ist, als junger Schwarzer in Amerika aufzuwachsen, über Armut und Waffengewalt, Vorurteile und Träume.

Seit Jahren gilt er als "State of the Art" des US-Hip-Hop. Als Poet der Stunde eines ganzen Genres: emphatisch, philosophisch, kompromisslos, furchtlos, innovativ. Verglichen wird er oft mit anderen Rappern - doch auch mit Schriftstellern wie James Joyce. Einige seiner Kolleginnen und Kollegen mögen bessere Performer sein, doch niemand bringt die Gefühle so auf den Punkt, keiner gibt die gesellschaftliche Richtung so vor wie der 34-Jährige. Das zeigte er auch bei seinem phänomenalen Superbowl-Halbzeitauftritt vor einigen Monaten.

Für "DAMN." bekam Lamar, der als in sich gekehrt und schüchtern gilt, dann schließlich auch als erster Rapper der Geschichte den begehrten Pulitzer-Preis. Sein Album sei eine "virtuose Liedersammlung, vereint von seiner umgangssprachlichen Authentizität und rhythmischen Dynamik", es fange die Komplexität des modernen afroamerikanischen Lebens in den USA ein, so hieß es zur Begründung. Lamar sagte danach, dass der Preis kein Grund sei, nun die Füße hochzulegen: "Das würde mir das Gefühl geben, dass ich meinen Höhepunkt mit 30 Jahren erreicht habe."

Stattdessen will Kendrick Lamar mit "Mr. Morale & The Big Steppers" die Grenzen des Rap weiter pushen. Wie sich das Album aber anhören wird, ist momentan noch das Geheimnis einer kleinen Gruppe von Eingeweihten. Auf seiner Webseite heizte Lamar die Gerüchte um die Platte zuletzt an, als er ein Foto mit zwei CDs und der Aufschrift "Master Copy" postete, darunter ein Buch mit dem Albumtitel. Fans fragen sich seitdem, ob Lamar wirklich "nur" ein neues Album herausbringt - oder doch mehr.

Zuletzt veröffentlichte er auch den ersten Song seit Jahren: "The Heart Part 5" steht musikalisch für sich und nicht unbedingt für das neue Album - lässt aber poetisch wie auch ästhetisch auf eine erneut hohe Tiefe der neuen Platte hoffen. Lamar rappt nonstop über ein Sample des Marvin-Gaye-Songs "I Want You" und schlüpft dabei auch lyrisch in Rollen von Männern, in die er sich gleichzeitig visuell mit einer Morph-Technik verwandelt. Unter anderem wird Lamar zu Kanye West, Will Smith und O.J. Simpson.

"The Heart Part 5" soll ein Vorgeschmack auf das sein, was sich Millionen Fans von "Mr. Morale & The Big Steppers" erhoffen: Rap-Neuland. Kendrick Lamar würde es nicht zum ersten Mal betreten.

ribbon Zusammenfassung
  • Doch noch ranken sich nur Spekulationen um die Platte, die am kommenden Freitag erscheint.
  • Seit Jahren gilt er als "State of the Art" des US-Hip-Hop.