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Jazz bis Rock: Kontrabassistin Helene Glüxam gibt Solodebüt

Hat man so etwas schon mal gehört? Das könnte man sich kommenden Montag (21. Oktober) im Wiener Porgy html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Bess möglicherweise fragen. Dabei sind intime Töne aus der Strengen Kammer wohl nichts Ungewöhnliches. Doch wenn Helene Glüxam bei ihrem Debütkonzert als Solistin auf der gleichnamigen zweiten Bühne des Jazzclubs ihren tieftönenden Kontrabass mit hoher Gesangsstimme kombiniert, dann werden Wege zu neuen Hörerlebnissen eingeschlagen.

Was sie mache, sei unkonventionell, "weil ich stilistisch zwar vom improvisatorischen Zugang des Jazz komme, aber mit klaren Songstrukturen arbeite, die sich etwa auch am Alternative Rock orientieren", sagt die 32-jährige Wiener Musikerin und Komponistin im Gespräch mit der APA. In der Theorie hat diese Kombination schon so gut geklappt, dass sie in vierjähriger Arbeit alle Stücke, die auf ihrem ersten Soloalbum Platz finden sollen, bereits fertig geschrieben hat. Ob der Tonträger dann tatsächlich im kommenden Frühjahr aufgenommen werden kann und wo er erscheinen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie ihr erstes Solokonzert ankommen wird.

"An sich gibt es nicht so wenig Literatur für Solokontrabass, sie ist aber meist im Jazzbereich verankert. Bei mir geht es eher in die Pop/Rock-Richtung. Da kenne ich keine vergleichbaren Projekte", sagt Glüxam, die sich glücklich schätzt, für das aktuelle Förderprogramm NASOM (The New Austrian Sound of Music) des österreichischen Außenministeriums ausgewählt worden zu sein. 2025 und 2026 erhält sie dadurch Unterstützung für die Planung und Finanzierung von Konzerten und Tourneen im Ausland. "Das eröffnet viele Möglichkeiten, schon alleine durch das weltweite Netzwerk der österreichischen Kulturforen. Wie sehr man das nutzen kann, hängt aber stark von einem selbst ab."

Das kann auch für die bisherige Karriere der Musikerin gelten, die als Kind Cello lernte, mit 13 aber auf E-Bass umsattelte, um in einer Band zu spielen. Die Tochter einer Oboistin und eines Cembalisten hatte nach der Matura alle Anstrengungen unternommen, ihrer scheinbaren Vorbestimmung zu entkommen. "Ich habe zweieinhalb Jahre Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Boku studiert. Dann habe ich die Aufnahmeprüfung für Bass an der Musikuni bestanden und dachte, ich mach' das nebenbei. Aber nach einer Woche hatte ich mich entschieden. Ich hab mich in der Musik soviel mehr zu Hause gefühlt."

Dass sie sich nun als Solistin versucht, ist relativ neu für Helene Glüxam. Bisher verstand sie sich vorwiegend als Teamplayerin. Davon zeugt auch eine Reihe von sehr unterschiedlichen Ensembles, in denen sie aktiv ist. Neben dem iranisch-österreichischen Quintett Kurdophone ist sie Teil des Quartetts HALM, das Avantgardepop mit Jazzelementen anreichert, sowie des Lizard Ensembles und einer Big Band namens Wednesday Night Prayer Orchestra. Doch Glüxams Interessen sind noch weiter gefächert. Im "Ilse Helbich Projekt" spielt sie Kompositionen von Lisa Hofmaninger zu Dichtungen der im Jänner im Alter von 100 Jahren verstorbenen Wiener Autorin.

Und dann gibt es noch "Die Schatulle des David Josef Bach". Bach (1874-1947) war Volksbildner, Musikkritiker und Feuilletonchef der "Arbeiter-Zeitung". Im Zuge ihrer Masterarbeit "Begegnungen mit David Josef Bach" besuchte sie seinen Erben in London (wohin Bach 1939 mit seiner Frau vor den Nazis flüchten konnte) und konnte dort den Inhalt einer Schatulle einsehen: 88 Briefe, die der Begründer der Arbeiter-Symphoniekonzerte 1924 zu seinem 50. Geburtstag erhalten hatte. "Die Briefe stammen von prominenten Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Arnold Schönberg, Hanns Eisler, Oskar Kokoschka oder Stefan Zweig, und sie enthalten auch künstlerische Widmungen wie Gedichte, Kompositionen oder Zeichnungen", erzählt Glüxam, die eine digitale Kopie des kompletten Materials bekommen konnte und sich damit nicht nur wissenschaftlich, sondern auch künstlerisch auseinandergesetzt hat.

Am 14. November erfährt "Die Schatulle des David Josef Bach" in Form einer Lecture Performance im Sigmund Freud Museum ihre nächste Wiederbelebung. Der vielseitige Kulturvermittler war nämlich auch ein frühes Mitglied von Freuds Psychologischer Mittwoch-Gesellschaft. Den begleitenden Fachvortrag hält der Grazer Musikwissenschafter Christian Glanz.

(S E R V I C E - "Helene Glüxam Solo": 21. Oktober, 19 Uhr, Porgy & Bess, Strenge Kammer, Wien 1, Riemergasse 11; Lecture Performance "Die Schatulle des David Josef Bach": 14. November, 19 Uhr, Sigmund Freud Museum, Wien 9, Berggasse 19, mit Christian Glanz, Haruki Noda, Lisa Hofmaninger und Helene Glüxam. Eine Veranstaltung im Rahmen der Vienna Art Week. Anmeldung erforderlich. www.helenegluexam.com/ )

ribbon Zusammenfassung
  • Helene Glüxam, 32, gibt am 21. Oktober ihr Solodebüt im Wiener Jazzclub Porgy & Bess und kombiniert dabei Kontrabass mit Gesang, inspiriert von Jazz und Alternative Rock.
  • Das Konzert ist entscheidend für die Aufnahme ihres ersten Soloalbums, dessen Stücke sie in vierjähriger Arbeit fertiggestellt hat.
  • Glüxam erhielt Unterstützung durch das NASOM-Programm für 2025 und 2026, was ihr internationale Auftrittsmöglichkeiten eröffnet.