"Zirkuliert immer mehr": Experten-Sorge wegen Masern-Welle
Knapp 60 Masernfälle wurden mit Stand Februar heuer in sechs Bundesländern bereits bestätigt.
Was in einem Neun-Millionen-Land auf den ersten Blick nicht viel klingt, ist für Expert:innen Grund zur Sorge. Österreich war nämlich bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit Rumänien Spitzenreiter, was Masernfälle anbelangt, erklärt Lukas Weseslindtner, Leiter des nationalen Referenzlabors für Masern, Mumps und Röteln der MedUni Wien, im PULS 24 Gespräch.
Masernvirus eines der ansteckendsten Erreger
"Die WHO hat das Ziel, dass nur mehr ein Fall pro eine Million Einwohner:innen auftritt, um die Masern unter Kontrolle zu haben. In Österreich dürften wir insgesamt also nur neun Fälle haben. Da sind wir darüber", sagt er.
Die strenge Vorgabe der WHO rührt daher, dass das Masernvirus eine starke Virusinfektion nach sich zieht. Auch wenn sich das Virus zumeist durch einen Ausschlag äußert, greife er das Immunsystem, die Harnblase, die Lunge und auch das Gehirn an, so Weseslindtner. "Das ist einer der ansteckendsten Erreger überhaupt".
Impfung könnte "Ausrottung" von Masern ermöglichen
Pro einen Infizierten würden sich 16 Menschen anstecken, die nicht ausreichend geschützt, ergo nicht zwei Mal geimpft sind. Mit einer zweifachen Impfung habe man gegen das Masernvirus einen vollumfänglichen Schutz. Man könne die Krankheit gar "ausrotten", sagt er Experte.
"Das ist anders wie bei COVID 19, da müssen wir damit leben, dass einen das Virus immer mal wieder treffen kann", erklärt er.
Warum Masern gerade jetzt wieder zirkulieren, hat laut Weseslindtner etwas mit der erhöhten Reisetätigkeit nach Ende der Pandemie-bedingten Maßnahmen in Kombination mit einer niedrigen Durchimpfungsrate zu tun.
"Es gibt immer Länder, wo Masern mehr zirkulieren und das wird dann sozusagen zu uns eingeschleppt", weiß er. Gerade in osteuropäischen Ländern wie Rumänien traten die Masern zuletzt gehäuft auf.
"Keinen Grund zur Panik"
In Österreich hätten sich außerdem mehrere "Brandherde" etabliert. "Es ist nicht so, dass die Masernaktivität von einem Ereignis, z.B. einem Großevent, ausging. Wenn wir da nicht aufpassen, wird das immer mehr zirkulieren und sich den Weg zu jenen Leuten suchen, die nicht ausreichend geimpft sind", sagt er.
58 Fälle sind in Österreich laut ihm bestätigt, die Zahl werde sich aber vermutlich noch erhöhen, weshalb man entschieden hat, eine Warnung auszusprechen, so Weseslindtner. "Es gibt aber überhaupt keinen Grund zur Panik, wir wollen nur, dass die Leute in ihrem Impfpass nachschauen, ob sie zweimal geimpft sind", sagt er.
Wer nicht zweifach geimpft ist, rate man, dem schleunigst nachzugehen. Es brauche eine 95-prozentige Durchimpfungsrate, um das Virus auszurotten. "Alle anderen können das mit gutem Gewissen vergessen", betont er.
Die Masernimpfung erfolgt als Kombinationsimpfung gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR). Empfohlen sind zwei Impfungen ab dem vollendeten 9. Lebensmonat.
Zusammenfassung
- Masern-Ausbrüche wurden kürzlich in weiten Teilen Österreichs gemeldet.
- Expert:innen versetzt das in Alarmstimmung, denn das Virus sei eines der ansteckendsten Erreger überhaupt.
- Doch warum grassiert das Masernvirus derzeit im Land und wieso ist die Erkrankung so gefährlich?
- Ein Virologe stand PULS 24 Rede und Antwort.