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Wiener nach Bombendrohungen in Maßnahmenvollzug eingewiesen

Ein 55-Jähriger ist am Mittwoch nach wiederholten telefonischen Bombendrohungen vom Wiener Landesgericht in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen worden. Gerichtspsychiater Peter Hofmann bezeichnete den Mann als "hochauffällige Persönlichkeit", zweifelsfrei liege Zurechnungsunfähigkeit vor. Der 55-Jährige, der sich in der Verhandlung auffällig verhielt und das Gericht beleidigte ("Schau ma amol, ob ihr krank seid's!"), landete folglich im Maßnahmenvollzug.

Der 55-Jährige weist 16 Vorstrafen auf, erstmals wurde er 1984 strafrechtlich sanktioniert. Das Leben des Mannes habe eine "dissoziale Entwicklung" mit einer "kriminellen Karriere" genommen, legte der psychiatrische Sachverständige dar. Hofmann diagnostizierte eine paranoide Schizophrenie, ein "schweres Krankheitsbild" sei gegeben: "Das ist keine Eintagsfliege. Er läuft völlig ungesteuert durch die Welt. Ohne entsprechende Behandlung wird er in absehbarer Zeit Straftaten mit schweren Folgen begehen." "Jo, jo, is scho guat, du Depp", meinte darauf hin der 55-Jährige.

Anfang Februar 2023 hatte der Mann, der ohne festen Unterstand und zuletzt aufgrund aggressiven Verhaltens aus einem Obdachlosenheim gewiesen worden war, erstmals den Polizeinotruf gewählt und eine Explosion an einer Adresse in der Leopoldstadt angekündigt. Daraufhin wurde ein Polizeigroßeinsatz ausgelöst. Das Gebäude, in dem sich unter anderem ein Kindertagesheim befindet, wurde evakuiert, Spürhunde der Polizei durchsuchten das Objekt auf Sprengmittel. Gefunden wurde nichts. Wenige Tage später meldete sich der 55-Jährige neuerlich beim Polizeinotruf und sorgte dafür, dass dasselbe Gebäude wieder geräumt werden musste. Weitere Drohanrufe bis zum Juni folgten, diese richteten sich unter anderem gegen das Bezirksgericht Leopoldstadt, wo der Mann bereits amtsbekannt und mit einem Hausverbot belegt worden war.

"I bin halbblind, i kann des gar net g'macht hom", behauptete der 55-Jährige zu den inkriminierten Vorwürfen. Verfahrensgegenständlich und eigentliche Anlasstat, die zu seiner Festnahme geführt hatte, war ein Auftritt in einer Bäckerei. Dort hatte er am 18. August eine Angestellte beleidigt und einen Sessel über die Verkaufstheke geworfen. "Er hat mich Mörderin und Schlampe beschimpft. Dann ist auch schon der Sessel über die Budel g'flog'n. Mir mitten ins G'nack", schilderte die Frau dem Gericht. Als der rabiate Mann von der alarmierten Polizei abgeführt wurde, hatte er der Angestellten noch zugerufen, er werde ihr "den Hals umdrehen".

Die Einweisung in den Maßnahmenvollzug ist nicht rechtskräftig. Der Verfahrenshelfer bat um Bedenkzeit, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein 55-Jähriger ist am Mittwoch nach wiederholten telefonischen Bombendrohungen vom Wiener Landesgericht in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen worden.
  • Gerichtspsychiater Peter Hofmann bezeichnete den Mann als "hochauffällige Persönlichkeit", zweifelsfrei liege Zurechnungsunfähigkeit vor.
  • Der 55-Jährige weist 16 Vorstrafen auf, erstmals wurde er 1984 strafrechtlich sanktioniert.
  • Dann ist auch schon der Sessel über die Budel g'flog'n.