Türkisches Parlament für Tötung von Straßenhunden
Auch Hunde mit einem "unkontrollierbaren negativen Verhalten und solche mit einer ansteckenden oder unheilbaren Krankheit" sollen demnach getötet werden. Die Verabschiedung des gesamten Gesetzes könnte in den kommenden Tagen erfolgen. Tierschützer befürchten, dass nun eine Großkampagne zur Tötung von Straßenhunden droht.
Die türkische Opposition, die in der Hauptstadt Ankara und in der Metropole Istanbul die Bürgermeister stellt, hat angekündigt, die neue Regelung im Falle ihrer Verabschiedung durch das Parlament nicht umzusetzen. Am Sonntag demonstrierten oppositionelle Abgeordnete im Parlament gegen den Gesetzestext, der auch eine Kampagne zur Sterilisation von Straßenhunden vorsieht, indem sie sich in Kunstblut getränkte weiße Handschuhe überstreiften.
Die türkische Regierung verteidigt die neue Regelung mit einer Zunahme von Angriffen durch Straßenhunde sowie Fällen von Tollwut bei den herrenlosen Tieren. "Unser Volk will sichere Straßen", hatte Staatschef Recep Tayyip Erdogan erklärt. Seine islamisch-konservative Partei AKP und deren Verbündete haben im Parlament die Mehrheit.
Ende Mai hatte Erdogan hervorgehoben, dass es in der Türkei etwa vier Millionen streunende Hunde gebe - so viele wie in keinem anderen entwickelten Land der Welt. Gegen die geplante Tötung von Straßenhunden gab es in den vergangenen Wochen aber immer wieder Protestkundgebungen.
In den Diskussionen wurde auch an eine Kampagne gegen Straßenhunde im Osmanischen Reich erinnert. 1910 waren zehntausende streunende Hunde in Istanbul eingefangen und auf eine verlassene Insel im Marmarameer gebracht worden. Die Hunde fraßen sich dort vor Hunger gegenseitig, die meisten Tiere verhungerten schließlich.
Zusammenfassung
- Das türkische Parlament hat für einen umstrittenen Gesetzesartikel gestimmt, der die Tötung von als krank oder aggressiv eingestuften Straßenhunden vorsieht.
- Die türkische Opposition hat angekündigt, die neue Regelung nicht umzusetzen, während Tierschützer eine Großkampagne zur Tötung der Hunde befürchten.
- Staatschef Erdogan verteidigt die Regelung mit einer Zunahme von Angriffen durch Straßenhunde und Tollwutfällen und betont, dass es etwa vier Millionen streunende Hunde in der Türkei gibt.