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Streit um Bärenstatue im Trentino

Die Installation einer Braunbären-Statue aus Wurzelholz sorgt für Streit im norditalienischen Trentino. Dort tobt seit längerem schon eine heftige Debatte über das Zusammenleben der Bevölkerung mit der Bärenpopulation. Wegen der Skulptur, die im Adamello-Brenta-Naturpark in der Dolomiten-Gemeinde Molveno auf 1.550 Meter Höhe aufgestellt wurde, erhielt der Künstler Marco Martello sogar Morddrohungen.

Der unter dem Künstlernamen Martalar bekannte Martello, der in Asiago lebt, bangt um seine Installation. Einige Bewohner des Trentino, die sich gegen das Zusammenleben mit den Bären wehren, drohten, das Werk anzuzünden, berichtete die Tageszeitung "La Repubblica" (Dienstagsausgabe). "Genug mit diesen gefährlichen Tieren! Wir sind diejenigen, die wegen der Präsenz der Bären im Käfig sitzen", ärgerte sich ein User im Internet.

Protest kommt auch von den Eltern des bei einer Bärenattacke im April 2023 ums Leben gekommenen Joggers Andrea Papi. Die Installation zeige "einen beschämenden Mangel an Sensibilität", kritisierte Carlo Papi, der Vater des 26-Jährigen.

Martalar, ein bekannter Vertreter der Land Art, bei der Kunstinstallationen in der Umwelt platziert werden, schuf seinen Bären aus den Wurzeln von Lärchen, die vor sechs Jahren durch den dramatischen Sturm "Vaia" gefällt worden waren. Aus drei Tonnen Schadholz entstand in zwei Monaten eine fünf Meter hohe, acht Meter lange und 2,5 Meter breite Skulptur.

Der Ort, der für die Aufstellung gewählt wurde, ist symbolisch: der "Tof dell'ors" oberhalb von Pradel, eine Schlucht, die seit jeher von Bären aufgesucht wurde und in der unter den Habsburgern kaiserliche "Kopfgeldjäger" die Tiere abschlachteten. Das 60.000 Euro teure Werk soll nach Mitte August eingeweiht werden, die Krallen müssen noch fertiggestellt werden. In Auftrag gegeben wurde es von der Gemeinde Molveno und vom Betreiber der lokalen Skilifte.

"Ich erhalte ständig Beleidigungen, in denen mir und meinen Angehörigen gewünscht wird, wie Andrea Papi von einem Bären zerfleischt zu werden. Um Vandalismus vorzubeugen, werden zurzeit acht automatische Feuerlöscher im Inneren der Skulptur angebracht. Videoüberwachungsanlagen sollen das Kunstwerk schützen. Es stimmt nachdenklich, dass ein Kunstwerk, das die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur thematisiert, einen solchen Hass hervorruft und von der Polizei beschützt werden muss", kritisierte der Künstler.

Dabei zeigten sich Touristen und Bergsteiger, die die Installation bereits gesehen haben, begeistert. Sie standen Schlange, um Fotos damit zu machen. Der Bär sei ein Symbol des Adamello-Brenta-Naturparks, erklärte Martello. Sein Profil wirbt für Ski- und Raftingschulen, Skulpturen stehen auf Kinderspielplätzen. "Es erschreckt mich festzustellen, dass Bären im Trentino ein Tabuthema geworden sind, über das man nicht einmal sprechen darf. Ich kann verstehen, dass es für die Familie Papi tragisch ist, ein Kind zu verlieren, aber der einzige Weg nach vorne ist die Koexistenz zwischen Mensch und Natur", betonte der Künstler.

Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population der Bären eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären in dem Gebiet auf mehr als 100 Exemplare. Im Juli war ein französischer Urlauber von einer "Problembärin" angegriffen und verletzt worden. Das mit dem Code KJ1 identifizierte Tier wurde kurz darauf erschossen.

Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in der Region seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts "Life Ursus" vor 25 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Installation einer Bärenstatue aus Wurzelholz im Trentino hat eine heftige Debatte ausgelöst. Der Künstler Marco Martello erhielt Morddrohungen, und einige Bewohner drohten, die Skulptur anzuzünden.
  • Die Eltern eines bei einer Bärenattacke im April 2023 ums Leben gekommenen Joggers kritisieren die Installation als unsensibel. Die Skulptur, die 60.000 Euro kostete, steht an einem symbolischen Ort im Adamello-Brenta-Naturpark.
  • Das Trentino plant, die Bärenpopulation durch Tötung zu reduzieren. Bis zu acht Tiere pro Jahr sollen getötet werden, um die aktuelle Population von mehr als 100 Exemplaren zu verringern.