Übergewichtiges KindAdobe Stock

Kinderfettleibigkeit kostet Österreich Millionen

Die voranschreitende Kinderfettleibigkeit kostet Österreichs Wirtschaft Millionen. Zu diesem Schluss kamen die Verantwortlichen des Ernährungs- und Sportprojektes zur Übergewichtsprävention "EDDY" bei der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag. WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr fordert präventive Maßnahmen und warnt vor langfristigen wirtschaftlichen Folgen durch Übergewicht bei Kindern.

Gabriel Felbermayr, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, der als Experte am Podium saß, erläuterte, dass eine Reduktion der Fettleibigen langfristig auch zu wirtschaftlichen Vorteilen führen würde. "Man muss früh genug präventive Maßnahmen setzen. Gesunde Menschen sind länger am Arbeitsmarkt beteiligt und deutlich produktiver", sagte der WIFO-Direktor und wies auch auf die Probleme für diese Menschen am Arbeitsmarkt hin. 

Handlungsbedarf groß

"Mit Blick auf die Mehrkosten, die Übergewicht in der Bevölkerung hervorrufen, ist der Handlungsbedarf der kommenden Regierung groß", appellierte Felbermayr in Bezug auf die anstehende Nationalratswahl und nannte mögliche Maßnahmen, wie ein gesundes Mittagessen für Volksschüler:innen oder eine mögliche Zuckersteuer, durch die der Staat einer deutschen Studie zufolge längerfristig etwa 1,6 Milliarden Euro an Gesundheitsausgaben einsparen könnte. Die OECD bezifferte die Ausgaben für ernährungsbedingte Erkrankungen mit acht Prozent des Gesundheitsbudgets.

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"EDDY-Projekt" gegen Kinderfettleibigkeit

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Österreich etwa jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen übergewichtig oder sogar fettleibig. Um diesem Trend entgegenzuwirken, rief Kurt Widhalm, Leiter des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE) gemeinsam mit dem Sport- und Bewegungsinstitut der Universität Wien vor zwei Jahren das "EDDY-Projekt" ins Leben, bei dem mit gezielten Maßnahmen dieser Entwicklung entgegnet werden sollte.  

Wie Rhoia Clara Neidenbach vom Sportinstitut der Universität Wien am Dienstagvormittag bei der Pressekonferenz im Wiener "Kochsalon Wrenkh" erklärte, wurden im Rahmen des Projekts zwei Volksschulklassen verglichen, mit denen unterschiedliche Bewegungsprogramme durchgeführt wurden. Das Ergebnis nach zwei Jahren Forschungszeitraum war in den präsentierten Auswertungen deutlich sichtbar - in Schulklassen, die das Sportprogramm durchliefen, war die Anzahl der übergewichtigen sowie der adipösen Kinder im Vergleich laut Neidenbach deutlich rückläufig

Das "EDDY-Projekt" ist nun nach zwei Jahren Forschungszeitraum beendet. Auf die Frage der APA, ob Widhalm für eine mögliche Fortsetzung zur Verfügung stehe, antwortete dieser nur: "Selbstverständlich, ich brenne dafür."

Wertschätzender Sportunterricht für Übergewichtige

Physiker Werner Gruber berichtete unterdessen von eigenen Erfahrungen mit Übergewicht und hat laut eigenen Angaben durch Sport und einen Magenbypass 85 Kilogramm abgenommen. "Dabei war ich als kleiner Bub noch untergewichtig. Durch eine Hormontherapie habe ich mein Gewicht dann allerdings verdoppelt. Das würde man heute nicht mehr so machen", erzählte Gruber. "Im Sportunterricht hieß es dann aber oft: 'Ihr Übergewichtigen könnt die Übung halt nicht machen, setzt euch bitte an den Rand'. Das muss sich dringend ändern", wünschte sich Gruber in einem weiteren Appell an die nächste Bundesregierung und plädierte für einen wertschätzenden und an Übergewichtige angeglichenen Sportunterricht für Kinder.

 

ribbon Zusammenfassung
  • Das „EDDY-Projekt“ zeigt, dass Fettleibigkeit bei Kindern nicht nur gesundheitliche, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt.
  • Gabriel Felbermayr betont, dass Prävention langfristig wirtschaftliche Vorteile bringt.
  • Er fordert Maßnahmen wie gesunde Schulmittagessen und Zuckersteuern.
  • Das „EDDY-Projekt“ zeigte einen Rückgang übergewichtiger Kinder durch Bewegungsprogramme.
  • Ein Mitwirkender plädiert für wertschätzenden Sportunterricht für übergewichtige Kinder.