Gefahr am Schulweg: "Irgendwann reicht's ihnen und sie gehen los"

Die Kleinsten unter uns sind in Österreich den größten Gefahren ausgesetzt. Durch ihre Körpergröße fehlt ihnen der Überblick, von Autofahrer:innen werden sie leicht übersehen. Eine neue Studie will zeigen, was Kinder im Straßenverkehr sehen - und was nicht.

Alleine im letzten Jahr gab es hierzulande fast 500 Unfälle mit Kindern auf dem Weg zur Schule oder zurück nach Hause. Kinder haben aufgrund ihrer Größe weniger Überblick, sind schneller abgelenkt und kennen die Verkehrsregeln häufig noch nicht. Gleichzeitig werden die Kleinen häufig von Autofahrer:innen übersehen.

Der ÖAMTC möchte mit einer Studie herausfinden, wohin Kinder im Straßenverkehr genau schauen. Dabei sollen sie auf dem Weg zur Schule und zurück eine spezielle Brille tragen, die zeigt, wohin ihre Blicke fallen.

Doch nicht nur die Kleinsten werden im Rahmen dieser Studie untersucht, auch Lenker von Pkws, Lkws und Radfahrer setzen die Hightech-Brille auf.

Kleinsten haben keinen Überblick

Das Ergebnis: Nicht gerade positiv, vor allem bei kleinen Kindern. Nicht nur eigene mangelnde Aufmerksamkeit oder jene der anderen Verkehrsteilnehmer:innen macht den Schulweg gefährlich. Kleinere Kinder, die in einer Höhe von etwa 115 Zentimetern unterwegs sind, "haben den Überblick nicht", erklärt Marion Seidenberger.

Laut der Verkehrspsychologin des ÖAMTC würden sie teils nicht über hängende Mistkübel und Gebüsche hinwegsehen.

Die Kleinsten bleiben laut Seidenberger außerdem "viel zu weit weg vom Kreuzungsbereich und bleiben schutzsuchend an der Hausmauer". Dadurch würden sie nicht über den Gehweg und den Parkstreifen auf die Kreuzung sehen.

Sie seien verunsichert und "irgendwann reicht's ihnen dann und sie gehen einfach spontan los." Das könne dann genau der falsche Zeitpunkt sein.

Video: ÖAMTC-Verkehrsjurist Matthias Nagler zu Gefahren am Schulweg

Gefahr an unübersichtlichen Stellen

Kinder "erkennen Gefahrenstellen nicht so wie wir", erklärt ÖAMTC-Verkehrsjurist Matthias Nagler. "Sie haben einfach diese Erfahrung noch nicht und sie gehen natürlich aufgrund ihrer Körpergröße im Verkehr unter."

Neben Verkehrsplaner:innen, die etwa an Kreuzungen für mehr Sicht sorgen sollten, seien auch die anderen Verkehrsteilnehmer:innen gefordert. Sie müssten zum Beispiel in heiklen Bereichen für bessere Sicht sorgen und diese freihalten, etwa das "klassische 5-Meter-Halteverbot vor dem Schutzweg" einzuhalten. Es gelte, Rücksicht zu nehmen und sich heiklen Stellen langsam anzunähern.

ribbon Zusammenfassung
  • Alleine im letzten Jahr gab es hierzulande fast 500 Unfälle mit Kindern auf dem Weg zur Schule oder zurück nach Hause.
  • Kinder haben aufgrund ihrer Größe weniger Überblick, sind schneller abgelenkt und kennen die Verkehrsregeln häufig noch nicht.
  • Gleichzeitig werden die Kleinen häufig von Autofahrer:innen übersehen.
  • Der ÖAMTC möchte mit einer Studie herausfinden, wohin Kinder im Straßenverkehr genau schauen.