Psychosen durch Cannabis "gewaltig gestiegen"

Seit Anfang April dürfen Erwachsene in Deutschland legal kiffen. Das neue Cannabis-Gesetz in Deutschland sorgt auch in Österreich für Debatten über eine mögliche Legalisierung. Psychiater:innen weisen aber auf die Gefahr von Psychosen hin. Man würde auch in Österreich einen Anstieg verzeichnen, sagt ein Experte im PULS 24 Interview.

Cannabis kann in manchen Fällen zu Psychosen führen. Gerade in Hinblick auf die Cannabis Teil-Liberalisierung mit 1. April in Deutschland werden Warnungen von Psychiater:innen zuletzt wieder lauter.

Auch in Österreich suchen immer mehr Menschen Psychiater:innen auf, weil sie süchtig geworden sind oder an Psychosen leiden, erklärt Kurosch Yazdi-Zorn, Psychiater und Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Kepler Klinikum.

Cananbis-Konsum "gewaltig gestiegen"

Der Cannabis-Konsum sei in den vergangenen Jahren gewaltig gestiegen, sagt er. Cannabis ist laut dem "Bericht zur Drogensituation 2022" die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Österreich. Auch die Zahl der durch Cannabis-Konsum verursachten Psychosen steige an.

"Psychosen sind ein Zustand, bei dem der Stoffwechsel des Gehirns völlig durcheinanderkommt und die Menschen falsche Wahrnehmungen der Realität haben", erklärt er. Dieser Zustand könne nach einigen Tagen vergehen, sich aber auch "chronifizieren" und in einer Schizophrenie enden.

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THC-Gehalt steigt an 

Den Anstieg von Psychosen infolge exzessiven Cannabis-Konsums führt Yazdi-Zorn auf den immer höher werdenden THC-Gehalt in Marihuana, vulgo Cannabiskraut, zurück. Der THC-Gehalt ist jener Bestandteil von Cannabis, der berauschend ist.

"Früher lag der THC-Gehalt bei ein bis drei Prozent, heut ist er bei 20 bis 25 Prozent. In manchen Ländern, wo Cannabis legal ist, etwa in einigen US-Bundesstaaten liegt er sogar bei 40 Prozent", sagt er.

Yazdi-Zorn zieht den Vergleich zu Alkohol: "Wenn jemand pro Tag einen halben Liter Bier trinkt und eine anderer dafür einen halben Liter Wodka, dann versteht jeder, dass das was anderes ist", meint er. 

"Cannabis hat den Ruf, dass es nichts Ungesundes ist" 

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es laut Yazdi-Zorn mehr Aufklärung. Die Frage, ob Cannabis legalisiert oder noch restriktiver vorgegangen werden soll, sei eine politische und keine, die man ihm oder der Medizin stellen sollte.

In Österreich brauche es vor allem klare Regeln im Bereich des Jugendschutzes, die "exekutiert und kontrolliert werden". Auch die Präventionsarbeit müsse man aufstocken, s0 der Psychiater.

"So wie man das bei Zigaretten und Alkohol in den letzten Jahren gemacht hat, muss man auch bei Cannabis auf die negativen Folgen hinweisen". Cannabis habe derzeit den Ruf, "dass es eigentlich nichts Ungesundes ist, sondern sogar Erkrankungen heilen kann". Da brauche es "massive" Aufklärungsarbeit. In manchen Fällen könne die Droge nämlich sehr schädlich sein. 

ribbon Zusammenfassung
  • Seit Anfang April dürfen Erwachsene in Deutschland legal kiffen.
  • Das neue Cannabis-Gesetz in Deutschland stößt auch Debatten für eine mögliche Teil-Liberalisierung in Österreich an.
  • Psychiater:innen weisen unterdes auf die Gefahr von Psychosen hin.
  • Man würde auch in Österreich einen Anstieg verzeichnen, sagt ein Experte im PULS 24 Interview.
  • Es brauche Aufklärung. Cannabis werde bei vielen als "nichts Ungesundes" gewertet.