APA/APA/dpa/Christian Charisius

Abwasseranalyse: Tiroler koksen am meisten

In Österreich wird immer mehr gekokst - vor allem in Tirol. In Graz ist der Konsum von Speed und Ecstasy unterdes so hoch wie nirgendswo anders in Österreich. Cannabis ist aber nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Drogen - und das österreichweit, wie der Abwasserbericht des Instituts für Gerichtliche Medizin Innsbruck zeigt.

Im Mittel wurden 2023 täglich 11 Gramm THC, der rauschbewirkende Anteil in Cannabis, pro 1.000 Einwohnern geraucht. Vor allem in im urbanen Raum verglichen mit ländlicheren Gebieten ist Cannabis verstärkt in Gebrauch. Das geht aus der jährlichen Abwasseranalyse des Instituts für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) hervor. 16 Regionen in Österreich wurden untersucht. 

Neben Cannabis wurde ein Anstieg des Kokain-Konsums in Österreich verzeichnet, obwohl man hierzulande, was den Gebrauch von Drogen betrifft, im europäischen Mittelfeld liegt. Kokain war im Vorjahr auch die umsatzstärkste Droge unter den Stimulanzien. 1,3 Gramm Koks wurden täglich pro 1.000 Einwohner:innen konsumiert.

Kufstein ist Kokain-Hotspot, Graz bei Speed und Ecstasy ganz vorne 

Im Westen war der Konsum von Koks indes stärker als in Ostösterreich. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch verzeichnete abermals die zweitgrößte Stadt Tirols, Kufstein.

Die größten Pro-Kopf-Konsummengen des Wirkstoffs Amphetamin (Speed) ließen sich in Graz nachweisen, beim Konsum von Methamphetamin (Crystal Meth) führten Wiener Neustadt und Steyr. MDMA (Ecstasy) war im städtischen Bereich beliebter als im ländlichen Raum, der Spitzenwert wurde dabei auch hier in Graz beobachtet. Alkohol und Nikotin werde in allen Regionen in etwa gleich häufig konsumiert. 

Die West-Ost Verteilung von Stimulanzien und synthetischen Drogen war übrigens nicht auf Österreich beschränkt, sondern habe sich in ganz Europa widergespiegelt.

Video: Jugendliche nehmen mehr Drogen

Drogenkonsum am Wochenende höher 

Am Wochenende seien die Drogenkonsum-Werte höher. Das deute auf den Konsum von Substanzen als "Partydrogen" hin, teilte die Medizinische Universität Innsbruck am Mittwoch mit.

Die Auswertung seien auch für Behörden und Politik dienlich, um darauf reagieren zu können. Als "Best-Practice-Beispiel" nannte Studienleiter Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Labors des GMI, die Kufsteiner Polizei. Diese habe basierend auf der Abwasserstudie von 2022 sowohl präventive als auch operative Maßnahmen gesetzt. 

Lochner: Wien im EU-Vergleich "deutlich hinter anderen Städten" 

"Wien liegt bei allen Substanzen deutlich hinter anderen vergleichbaren Großstädten in Europa", zeigte sich indes der Wiener Psychiatrie- und Drogenkoordinator Ewald Lochner erfreut über die Zahlen der Bundeshauptstadt. Er interpretiere dies als "positives Zeichen für die funktionierende Sucht- und Drogenpolitik in der Stadt", hieß es in einer Aussendung. 

Den Drogenbericht SCORE wird von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) jährlich veröffentlicht. Seit 2016 liefert das forensisch toxikologische Labor am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck die Analyse für Österreich.

112 Städte und Regionen waren 2023 europaweit dabei, darunter 16 Kläranlagen in Österreich sowie eine Kläranlage in Südtirol. Für die jährliche Studie wurden im Frühjahr und Frühsommer eine Woche lang jeden Tag Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen und mit analytisch-chemischen Verfahren analysiert, hieß es.

Video: Wie groß ist das Drogenproblem in Österreich?

ribbon Zusammenfassung
  • In Österreich wird immer mehr gekokst - vor allem in Tirol.
  • In Graz ist der Konsum von Speed und Ecstasy unterdes so hoch wie nirgendswo anders in Österreich.
  • Cannabis ist aber nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Drogen - und das österreichweit, wie der Abwasserbericht des Instituts für Gerichtliche Medizin Innsbruck zeigt.
  • Vor allem am Wochenende werden mehr Drogen konsumiert.
  • Im EU-Vergleich ist Österreich, was den Drogenkonsum anbelangt, aber im Mittelfeld.