"Normaler Anbau unmöglich": So verheerend ist das Klima schon bei uns
Die Niederschlagsverteilung hätte sich verändert, schildert Klaus Rosenberger. Er hat von seinem Vater die Landwirtschaft in der Steiermark übernommen und baut Beeren, Spargel und Äpfel an. "Wir haben relativ regelmäßig Niederschläge gehabt", erinnert er sich, "in den letzten Jahren ist es aber so, dass wir Starkregen-Ereignisse haben". 100 bis 200 Liter Wasser fallen dann innerhalb kürzester Zeit pro Quadratmeter. Dazwischen herrscht Trockenheit. Das Wasser müsse er sammeln, speichern und im Laufe des Jahres nach und nach zur Bewässerung einsetzen, erklärt der Bauer PULS 24.
Dürre, Starkregen, Hagel: "Normaler" Anbau unmöglich
Der Anbau habe sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. "Wir haben uns von allen anderen Kulturen, wo wir keine Bewässerungsleitungen hinbekommen verabschiedet." Auf weniger Platz muss Rosenberger ideale Bedingungen erschaffen, um den Verlust durch weniger Anbaufläche auszugleichen. "Ohne intensive Anbaumethoden" - dazu zählen Tropfbewässerung, Regenschutzfolie und Hagelschutz - "wär's bei uns nicht mehr möglich, Beeren anzubauen".
Klaus Rosenberger: Anbau ohne Hilfe "nicht mehr möglich"
Rosenberger sammelt Regenwasser, Oberflächenwasser und Drainagewasser, um damit seinen Pflanzen die lebensnotwendige Feuchtigkeit zukommen zu lassen. Jeder nicht benötigte Tropfen wird wiederverwertet.
Trotzdem mache er sich Sorgen. Die Hitze nimmt zu. Ob in einigen Jahren auch noch etwas wächst, weiß der Bauer nicht. Hunderttausende musste Rosenberger in den vergangenen Jahren investieren und muss auch in Zukunft "mit Investition dran bleiben". Er habe so viel Geld investiert, dass es jetzt "extrem knapp" sei. Aber hätte der Bauer das Geld nicht in die Hand genommen, "würd's uns nicht mehr geben".
"Wenn's hagelt, hagelt's richtig"
"Wir haben die letzten drei Monate kaum Niederschlag gehabt", sagt Rosenberger und kann nur lachen, als er gefragt wird, was er Leuten sagen würde, die an den Klimawandel nicht glauben. "Die Sommer werden heißer, wenn's hagelt, hagelt's richtig. Die Gewitter, die Stürme - das können wir nicht abstreiten, dass das so ist."
Kärnten: Feuerwehr muss Millionen Liter Wasser liefern
Ein Bundesland weiter, in Kärnten, geht es bei den Viehbauern um Leben und Tod der Tiere. Die Tiefbrunnen von Höfen in Wolfsberg, St. Andrä und Preitenegg versiegen. In der Not springt die Feuerwehr ein - und hat allein 2022 4,6 Millionen Liter Wasser per Tankwagen auf Bergbauernhöfe gebracht. In Kärnten ist den Leuten klar, eine Dauerlösung ist das nicht, vor allem weil die Lage sich immer weiter zuspitzt. Die betroffenen Gemeinden müssen das Wasserversorgungsnetz ausbauen, wie "kaenten.orf.at" schreibt, um weiter auch auf den betroffenen Bergbauernhöfen Viehwirtschaft möglich zu machen.
Steiermark: Waldbrände und dauernde Gefahr bereits im März
Die Feuerwehr muss die Kartoffeln aus dem Feuer holen - nicht nur für die Bauern. Das Land Steiermark hat am Samstag vor hoher Waldbrandgefahr gewarnt - und das im März. Mitte März brannte der Wald bereits nördlich von Frohnleiten. Das habe verdeutlicht, dass die Situation in gewissen Lagen bedenklich ist. In den kommenden Tagen wird daher in allen Bezirken die sogenannte Waldbrandverordnung erlassen, wie die Behörden bekannt gaben.
Frankreich: Wasser-Rationierung im Winter
Schaut man über Österreichs Grenzen, werden die Auswirkungen der Klimaerhitzung noch deutlicher sichtbar: In Frankreich schrumpfen die Grundwasserreserven. Zu Jahresbeginn stöhnte der Boden unter 32 Tagen ohne nennenswerte Niederschläge in Folge - so lang wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Dadurch konnten die Grundwasserreserven nicht wie sonst im Herbst und Winter üblich, aufgefüllt werden. In 80 Prozent der Fälle sei der Grundwasserspiegel "mäßig bis sehr niedrig", teilte die Behörde mit. Ob der Grundwasserspiegel wieder steige, hänge davon ab, wie viel es in den kommenden Wochen regne. Allerdings werde ein Großteil des Niederschlags von Mitte April an von den Pflanzen verbraucht.
Die Regierung will in den kommenden Tagen einen nationalen Wasserplan vorlegen, der voraussichtlich Einschränkungen beim Wasserverbrauch enthält. In sechs Départements herrscht bereits Wasserknappheit. In zahlreichen Kommunen ist es verboten, den Garten zu sprengen, sein Auto zu waschen oder seinen Pool aufzufüllen. Ein Bürgermeister bei Perpignan hat sogar den Neubau privater Schwimmbecken verboten.
Spanien: 30 Grad im März
In Spanien surrten Mitte März bereits die ersten Klimaanlagen. Das Land stöhnte unter einer Hitzewelle - es hatte über 30 Grad in Valencia im Osten Spaniens. Auf Mallorca kühlte es auch in der Nacht nicht unter 20 ab. Das Klima wird auch in Spanien heißer und trockener. 2022 war mit Spitzentemperaturen von über 40 Grad eines der heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnung.
Trinkwasser-Knappheit droht
Zusätzlich geht auch in Spanien das Wasser aus und die Gefahr heftiger Waldbrände steigt. Viel zu wenig Regen im Herbst und Winter, heißere Sommer: Die Stauseen sind zurzeit durchschnittlich nur zu etwas mehr als 40 Prozent gefüllt, in Andalusien und Katalonien nur noch zu rund einem Viertel. In der Region um Barcelona ist bereits der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, Industrie, in Parks und Gärten eingeschränkt. Im Herbst wird mit Einschränkungen des privaten Trinkwasserverbrauchs gerechnet.
Zusammenfassung
- Hagelschutz, Starkregenschutz, Bewässerung: In der Steiermark könnte ohne Investition von Hunderttausenden Euro seine Landwirtschaft nicht mehr überleben, erzählt ein Bauer.
- Im März war bereits der erste Waldbrand - und es drohen weitere.
- In Frankreich ist der Grundwasserspiegel besorgniserregend niedrig, in Spanien hatte es 30 Grad, es wird Trinkwasserknappheit befürchtet.
- Wovor Weltklimareport und Wissenschaftler warnen, sieht man auch bei uns.