Masernfälle in Österreich verdoppelt – WHO schlägt Alarm
Im vergangenen Jahr wurden weltweit mehr als 306.000 Masern-Fälle gemeldet, wie die WHO am Dienstag in Genf mitteilte. Das sei ein Anstieg von 79 Prozent gegenüber dem Jahr 2022.
Masern-Fachleute seien angesichts dieser Zahlen "äußerst besorgt", sagte Natasha Crowcroft, die bei der WHO für Masern und Röteln zuständig ist.
Durchimpfungsrate gesunken, Masernfälle verdoppelt
In Österreich gab es laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) im vergangenen Jahr insgesamt 186 Masernfälle.
Nachdem es mit Stand 13. Februar 2024 75 bestätigte Fälle von Masern gab, sind nun, genau eine Woche später, insgesamt 129 bestätigte Fälle durch das epidemiologische Meldesystem (EMS) gemeldet worden (Stand 20. Februar). Somit haben sich die bestätigten Fälle von Masern in einer Woche verdoppelt.
Die AGES rechnet mit weiteren Fällen. In Österreich ist die Durchimpfungsrate deutlich nach unten gegangen. Bei den Erwachsenen liegt sie bei 86 Prozent (Stand 2022), bei den Kindern deutlich darunter.
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Zu wenige Kinder mit zwei Dosen geimpft
Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Impflücken. Ein Bericht des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2022 zeigt, dass zwar die Zahl der verabreichten Impfungen im Jahr 2022 - das sind die aktuellsten Werte - wieder gestiegen sind, sodass im Jahr 2022 vor allem die ganz kleinen Kinder wieder vermehrt geimpft wurden. Andererseits konnten Jahrgänge mit niedrigen Impfraten ihren Rückstand noch nicht ausreichend aufholen.
Nach wie vor seien zu wenige Kinder in Österreich rechtzeitig und konsequent mit den empfohlenen zwei Dosen geimpft. Ab dem vollendeten 9. Lebensmonat werden zwei Dosen der MMR-Impfung empfohlen. Bei Erstimpfung im 1. Lebensjahr sollte die 2. Dosis nach drei Monaten verabreicht werden. Idealerweise sollten möglichst viele Kinder bereits im ersten Lebensjahr, jedenfalls aber vor Eintritt in Gemeinschaftseinrichtungen wie etwa Kinderkrippe oder Kindergarten geimpft werden.
"Eine große Herausforderung": 142 Millionen Kinder anfällig
Weltweit geht die WHO von einer noch deutlich höheren Dunkelziffer aus, da längst nicht alle Masern-Infektionen gemeldet werden. Schätzungen auf der Grundlage von Modellrechnungen haben ergeben, dass es im Jahr 2022 weltweit 9,2 Millionen Infektionsfälle und 136.216 Todesfälle durch Masern gab.
Für 2023 gibt es noch keine Modellrechnung. Crowcroft wies jedoch darauf hin, dass 2022 ein Anstieg der Todesfälle um 43 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor verzeichnet worden sei. Angesichts der steigenden Fallzahlen "rechnen wir auch im Jahr 2023 mit einem Anstieg der Todesfälle".
Das laufende Jahr werde angesichts dieser Entwicklung "eine große Herausforderung", sagte Crowcroft. Die WHO geht ihren Angaben zufolge davon aus, dass in mehr als der Hälfte aller Länder bis Ende des Jahres ein hohes Risiko für Masernausbrüche besteht. Rund 142 Millionen Kinder weltweit sind den Schätzungen zufolge anfällig für die Krankheit.
"Rückläufige Impfquote": Ursache für steigende Zahlen
Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe. Neben typischen Symptomen wie Fieber und rotem Hautausschlag können auch lebensgefährliche Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung auftreten.
Eine Hauptursache für die steigenden Zahlen ist laut Crowcroft die "rückläufige Impfquote". Um die Masern auszurotten, müssen mindestens 95 Prozent einer Bevölkerung vollständig gegen die Krankheit geimpft sein. Die weltweite Impfquote ist nach Angaben der WHO zuletzt aber auf 83 Prozent gesunken, etwa durch verpasste Impfungen während der Corona-Pandemie.
Zusammenfassung
- Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt wegen stark steigender Masern-Infektionszahlen Alarm.
- Auch in Österreich steigt die Zahl der Masernfälle immer mehr während die Durchimpfungsrate gesunken ist.
- Nachdem es mit Stand 13. Februar 2024 75 bestätigte Fälle von Masern gab, sind nun, genau eine Woche später, insgesamt 129 bestätigte Fälle durch das epidemiologische Meldesystem (EMS) gemeldet worden.
- Somit haben sich die bestätigten Fälle von Masern in einer Woche verdoppelt.
- Die AGES rechnet mit weiteren Fällen.